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Der neue digitale Bankenschreck der Allianz gewinnt an Kontur

Das Prestigeprojekt des Konzerns namens Iconic Finance kooperiert mit dem Start-up Aboalarm. Der Kampf um digitale Kunden im Finanzsektor verschärft sich.

Das geplante neue Finanzportal des Versicherers unter der Marke Heymoney ist auch ein neuer Rivale für viele Multi-Banking-Apps der Kreditinstitute. Foto: dpa
Das geplante neue Finanzportal des Versicherers unter der Marke Heymoney ist auch ein neuer Rivale für viele Multi-Banking-Apps der Kreditinstitute. Foto: dpa

Europas größter Versicherer Allianz macht Tempo bei seiner geplanten neuen Finanzplattform. Der neue Chef des Konzern-Fintechs namens Iconic Finance, Bernd Storm van’s Gravesande, hat eine erste wichtige Kooperation für das Unternehmen geschlossen, dessen Angebote den großen Geldhäusern digitale Konkurrenz machen sollen.

Demnach kooperiert das Fintech Iconic Finance, das unter der Marke Heymoney antritt, künftig mit dem Münchener Start-up Aboalarm, wie das Handelsblatt vorab erfuhr. Das junge Unternehmen liefert als Technologie-Partner künftig ein Kernelement des Finanzmanagements der Plattform.

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So steuert das Start-up Dienste zur Kategorisierung von Banktransaktionen, Erkennung von Verträgen sowie eine Möglichkeit zur Kündigung von Abonnements bei mehr als 25.000 Anbietern bei. Ein Sprecher von Aboalarm bestätigte die Informationen.
Der Dax-30-Konzern Allianz treibt damit seine Vorbereitungen für den Start des digitalen Prestige-Projekts Iconic Finance weiter voran, das bereits in einer nicht frei zugänglichen Beta-Version im Appstore von Apple steht.

Der Versicherer will mit der geplanten Finanzplattform auf fremdes Terrain vordringen. „Wir werden eine App entwickeln, mit der Endkunden künftig ihre persönliche Finanzwelt einfach und sicher steuern können“, gab Storm van’s Gravesande bereits Anfang des Jahres als Marschrichtung aus.

„Wir werden dort also nicht nur Versicherungen organisieren, sondern die komplette persönliche Finanzwelt, zu der auch der private Konsum zählt.“ Mit Aboalarm gewinnt das Allianz-Fintech dafür nun einen wichtigen Partner. „Kunden können sich in Heymoney aus ihren Transaktionen ihre Vertragssituation ermitteln lassen und falls gewünscht, auch direkt ungewollte Verträge kündigen“, erläutert Thilo Knaupp, Geschäftsführer von Aboalarm. „Etwa wenn diese zu teuer sind.“

Alte Bekannte

Aboalarm analysiert Verträge sowie Konten und erinnert an Kündigungsfristen und -schreiben bei Kontrakten aller Art. Startdatum, Kündigungsfrist und Enddatum des Vertrages müssen dafür eingegeben werden. Die App stellt Vorlagen bereit und bietet direkt den Versand an das Unternehmen an.

Die Start-up-Stars Finanz, Friendsurance, Verivox und Outbank gehören bereits zu den Kunden von Aboalarm. „Die hohe Qualität der Analysesoftware sowie die ausgezeichnete Vertrags- und Datenerkennung haben uns überzeugt, auf Aboalarm als Dienstleister zu setzen“, begründete van’s Gravesande die Wahl.

Zu Jahresbeginn hatte Iconic Finance angekündigt, noch im Laufe des Jahres mit seiner neuen Finanzplattform Heymoney zu starten. Im Zuge der Kooperation werde Iconic Finance wichtige Funktionen von Aboalarm in seine Finanzplattform Heymoney einbinden, heißt es. Den Anfang mache die Finlytics-Kategorisierungsfunktion und Vertragserkennung, mit der Heymoney Kontoumsätze analysiert und automatisch Verbraucherverträge ermittelt.

Bei der Knüpfung der Partnerschaft dürfte geholfen haben, dass beide Seiten sich seit Jahren sehr gut kennen. Van’s Gravesande hat das in München beheimatete Start-up Aboalarm selbst gegründet und 2017 für zehn Millionen Euro an das Vergleichsportal Verivox verkauft. Zudem war mit Arnold Brunner auch ein anderer Ex-Aboalarm-Manager zu Iconic gewechselt.

Zusammen mit Storm van’s Gravesande und dem erfahrenen Allianz-Manager Tobias Tschiersky bildet er das Senior-Management des Konzern-Fintechs. „Dass Mitarbeiter von Aboalarm zu Iconic Finance gewechselt sind, hat bei der Entscheidung für die Kooperation keine Rolle gespielt“, sagt Knaupp. „Es mag aber von Bedeutung gewesen sein, dass die Manager des neuen Allianz-Fintechs wissen, dass unser Angebot gut funktioniert.“

„Spannender Schritt für beide Häuser“

Der neue digitale Bankenschreck der Allianz nimmt damit Formen an. Durch die Einbindung der Lösungen von Aboalarm könne Iconic Finance schnell ein vollumfängliches Vertragsmanagement in seiner neuen Multi-Banking-App anbieten, betont Knaupp. „So können Nutzer alle ihre Ein- und Ausgaben managen, Verträge und Abos schnell und zuverlässig erkennen und kündigen.“ Die Partnerschaft sei ein wichtiger und spannender Schritt für beide Häuser.

Heymoney soll ein komplettes „Ökosystem“ für Finanzdienstleistungen werden. Auf der Plattform sollen Konten, Verträge und Versicherungen in einer App verwaltet werden können. Auch können die Verträge dort auf Wunsch optimiert werden und Kunden das Gespräch mit einem Finanzberater suchen.

Außerdem werden den Kunden individuelle Gutscheine angeboten, mit denen sie beim Einkauf sparen sollen. Digitalaffine Kunden können so künftig nicht nur ihre Versicherungen, sondern möglichst auch ihre verschiedenen Bankkonten an einem Ort überblicken.

Mit dem näher rückenden Launch von Heymoney verschärft sich der Kampf um den digitalen Kundenzugang in der Finanzbranche in Deutschland weiter. Das Projekt macht nicht nur Produkten anderer Versicherer Konkurrenz, sondern richtet sich auch gegen Multibanking-Lösungen der deutschen Banken.

Denn das Angebot von Heymoney soll sich nach früheren Angaben nicht nur an Verbraucher richten, die bereits Policen der Allianz haben. „Nutzer unserer Finanzplattform müssen nicht Kunden der Allianz sein“, stellt der Iconic-Finance-Chef schon im Januar klar. „Wir werden also den Bestands- und potenziellen Neukunden das Angebot zugänglich machen.“

Erstmals hatte bereits im vergangenen Sommer der damalige Chef der Allianz Lebensversicherung, Markus Faulhaber, über das Projekt gesprochen. „Wir werden eine Internetplattform bauen, die den Kunden 360-Grad-Analysen ihrer Finanzen ermöglicht“, kündigte der Topmanager damals an.

Die Kunden „werden darüber hinaus perspektivisch auch Anbieter finden, die zum Beispiel den Vergleich von Strompreisen ermöglichen“, heißt es in dem Interview weiter. Mit der nunmehr geknüpften Kooperation hat das Allianz-Fintech einen weiteren Schritt gemacht, um diese Vision auch mit Leben zu füllen.