Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • DAX

    18.704,42
    -34,39 (-0,18%)
     
  • Euro Stoxx 50

    5.064,14
    -8,31 (-0,16%)
     
  • Dow Jones 30

    40.003,59
    +134,21 (+0,34%)
     
  • Gold

    2.419,80
    +34,30 (+1,44%)
     
  • EUR/USD

    1,0872
    +0,0002 (+0,02%)
     
  • Bitcoin EUR

    61.523,00
    +1.410,00 (+2,35%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.369,64
    -4,20 (-0,31%)
     
  • Öl (Brent)

    80,00
    +0,77 (+0,97%)
     
  • MDAX

    27.441,23
    -67,24 (-0,24%)
     
  • TecDAX

    3.431,21
    -12,82 (-0,37%)
     
  • SDAX

    15.162,82
    -4,48 (-0,03%)
     
  • Nikkei 225

    38.787,38
    -132,88 (-0,34%)
     
  • FTSE 100

    8.420,26
    -18,39 (-0,22%)
     
  • CAC 40

    8.167,50
    -20,99 (-0,26%)
     
  • Nasdaq Compositive

    16.685,97
    -12,35 (-0,07%)
     

Wo es in Neubrück hakt: Fehlender Supermarkt und Probleme mit Kriminalität

Die Lokalredaktion des Kölner Stadt-Anzeiger hat mit den Anwohnern gesprochen.

Am 26. August 1965 war an der Briandstraße der Grundstein für einen neuen Stadtteil gelegt worden – vom damaligen Bundeskanzler Konrad Adenauer. Zwischen Merheim und Brück sollten „Licht, Freiräume und viel Grün“ entstehen. Auf dem ehemaligen Rollfeld des „Fliegerhorst Ostheim“ wurden 592 Einfamilienhäuser und 2280 Mietwohnungen in vier- bis sechsgeschossigen Gebäuden für rund 15000 Menschen geplant. Das werde, so Adenauer damals, „die fortschrittlichste Siedlung Deutschlands, vielleicht sogar der ganzen Welt“. Nach und nach entwickelte sich der Stadtteil, der seit 1992 offiziell Neubrück heißt. Nachbarschaft in Neubrück ist stark Viele der Menschen, die damals in die Neubauten gezogen sind, wohnen auch heute noch dort. Trotz aller Probleme, die im Laufe der Zeit entstanden sind – teils angegangen, teils gelöst, teils seit Jahren offen –, haben es die meisten nicht bereut, in Neubrück zu leben. Das von Joachim Seiffert, dem Leiter des Deutschordens- Wohnstiftes, verkündete Motto „Mitten im Leben, mitten in Neubrück“ gilt durchaus für viele Bürger, wie die Mitarbeiter des „Kölner Stadt-Anzeiger“ bei ihrem Besuch auf dem Wochenmarkt am Platz an St. Adelheid erfuhren. „Viele Leute kennen sich und wohnen gerne hier. Durch Feste und Aktionen ist die Nachbarschaft zusammengerückt“, hat Sylvia Schrage, die Vorsitzende des Bürgervereins beobachtet. Es gehe auch um ein Gefühl von Heimat. „Ich will hier nicht mehr weg“, sagt Georgine Bitter (88). 1969 war sie mit ihrem Mann, der bei der Bundeswehr arbeitete, von Bayern aus in eines der neuen Eigenheime gezogen. „Der Plan war immer, nach der Pensionierung das Haus zu verkaufen und nach Bayern zurückzugehen. Haben wir aber doch nicht gemacht. Hier gibt es ja nicht allzu viel zu meckern.“ Von Neubrück aus sei man schnell in der Stadt und schnell auf der Autobahn. „Bayern sehe ich nur im Urlaub. Das reicht.“ Auch Herbert Pützenreuter (82) zählt sich zu den Pionieren der Siedlung. „Als wir vor knapp 50 Jahren hierhinzogen, war vieles noch Wüste, aber es herrschte eine Aufbruchstimmung“, erinnert er sich. „Seitdem hat sich einiges verändert.“ Schlechte Einkaufsmöglichkeiten Die Verkehrsanbindung habe sich verbessert, die Einkaufsmöglichkeiten seien schlechter geworden. Es gebe nur noch einen Discounter. Darüber klagen viele, denn dort müsse man schon morgens um acht Uhr auflaufen, wenn man vernünftig einkaufen wolle. Gegen Mittag sei der Laden halb leer gekauft. Zudem herrsche dann ein Durcheinander aus leeren Kartons und unsortierten Waren, „als wären die Räuber eingefallen“. Aufräumen würden die Mitarbeiter des Supermarktes mit dem Argument „Das ist halt Neubrück“ dann auch nicht mehr. „Vernünftige Infrastruktur? Gibt es hier nicht“, sagt Elisabeth Giesen, die seit 30 Jahren im Veedel lebt. „Die Versorgung für Menschen ohne Auto ist eine Katastrophe.“ Die älteren Mitbürger sehen das etwas anders. „Wir haben zwei Apotheken, eine Sparkasse und alle Ärzte vor der Nase“, heißt es. Als weiteres großes Problem wird die Integration der Zuwanderer und Geflüchteten genannt. Zwar bringen sich hier viele Initiativen wie Bürgerverein und Kirchen sowie Einzelpersonen ehrenamtlich ein, doch mit der nun schon geplanten dritten Flüchtlingsunterkunft sei der Stadtteil überfordert. Giesen: „Wir leben mit vielen Nationen schon seit Jahren gut zusammen, aber wir können die Neuankommenden einfach nicht mehr versorgen.“ Auch Monika Bok – erst kürzlich zugezogen – bemängelt, dass die Stadt zu wenig Personal für die Integration bereitstelle. Fehlende Durchmischung Auch die Wohnungsbaugesellschaften würden bei dem derzeit laufenden Generationswechsel viele Fehler machen, heißt es. Da würde eher an schnellen Profit als an eine gute Durchmischung des Viertels gedacht. Pützenreuter: „So kommt es an einigen Stellen zu einer Anhäufung von Familien und Clans, die sich nicht an Regeln halten.“ Dazu passen dann auch die Klagen über mangelnde Sicherheit, steigende Kriminalität und eine sichtbare Alkohol- und Drogenproblematik. Nach zwei Überfällen auf Senioren haben sich einige Bürger in einer Facebook-Gruppe organisiert. „Die Lage droht zu explodieren“, glaubt Giesen. „Dealer und Drogennutzer sind untereinander gut vernetzt. Und die Polizei zeigt leider zu wenig Präsenz.“ Unzufrieden sind viele Bürger, dass viele angekündigte Projekte nicht anlaufen. Seit Jahren wird über die Neugestaltung des Marktplatzes und des angrenzenden Spielplatzes diskutiert. „Es gab einen Architekten-Wettbewerb und eine Bürgerbeteiligung, Pläne wurden gemacht – aber bislang ist nichts passiert. Der Ball liegt schon lange bei der Verwaltung“, ist sich Schrage mit Sozialraum-Koordinator Andreas Hansmann einig. Auch die Baugenehmigung für den Neubau von Pfarrbüro und Jugendheim der Gemeinde St. Adelheid lässt noch auf sich warten, bemängelt der CDU-Stadtverordnete Stephan Pohl. „Ich hoffe, dass die zuvor notwendigen Abbrucharbeiten noch in diesem Jahr beginnen.“ Ebenfalls nicht voran gehe es mit der Umgestaltung der ehemaligen Kiesgrube zu einem Freibad und einer Wasserskianlage, mit dem Bau des längst beschlossenen Kreisverkehrs an der Dattenfelder Straße oder der zugesagten Barrierefreiheit an Bushaltestellen. „Die sollen für teures Geld demnächst umgebaut werden, dabei könnte man mit ein paar Markierungen die selben Verbesserungen erreichen“, ist sich Norbert Abbing sicher. Währenddessen glaubt Inge Scheuer, einen Grund der Probleme erkannt zu haben: „Es sind immer verschiedene Ämter zuständig oder auch nicht zuständig.“ Trotz der Insellage – der Verkehr fließe ja eher um den Stadtteil herum – ist man mit dem öffentlichen Nahverkehr weitgehend zufrieden. Seiffert: „Mit dem häufig verkehrenden Bus geht es entweder nach Ostheim zur Linie 9 oder nach Merheim zur Linie 1.“ Renate Harder findet jedoch, dass die Taktung in den meisten Fällen nicht passe. Zudem hoffe man noch auf den Bau einer rechtsrheinischen Ringbahn. „Darauf warten wir seit 1970. Die notwendige Trasse entlang des Neubrücker Rings ist ja längst vorhanden und wird stets freigehalten.“ Sauberkeit ist ein Problem Wie in fast allen Kölner Stadtteilen ist auch in Neubrück die Sauberkeit ein Reizthema. „Es ist zu viel Dreck auf der Straße“, klagt Annegret Welsch. Giesen hat Fotos von einem prallgefüllten Müllcontainer am Weißmantelweg mitgebracht. Hartmut Haun hat gar eine Rattenplage bemerkt. Andere klagen über Bäume, die entlang des Europarings ihre Wohnungen verdunkeln, und Blätter, die durch offene Fenster hereinregnen. „Allerdings kann man nicht immer alles auf die Stadt schieben“, wiegelt Pützenreuter ab. „Jeder einzelne Bürger ist mitverantwortlich.“ Das sieht Anke Lücke zwar ähnlich, aber „die Leute können nicht alles selber machen. Die Verwaltung ruht sich darauf zu oft aus, dass die Bürger aktiv werden sollen“. Mit ihrer Tochter Nora ist sie aus dem benachbarten Brück zum Einkaufen auf den Markt gekommen. Dort seien die Probleme durchaus ähnlich. Auch in Brück mangele es mittlerweile an genügend Angeboten für junge Menschen. „Der Stadtteil verjüngt sich gerade sehr, viele junge Familien sind in Brück zu Hause“, sagt Nora Lücke, „aber man ist nicht darauf vorbereitet. Das frühere Jugendheim gibt es längst nicht mehr.“ Wie soll ein Stadtteil ohne sinnvolle Beschäftigungen für den Nachwuchs funktionieren, fragt sie sich....Lesen Sie den ganzen Artikel bei ksta