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Nebenwerte-Manager: „Weit entfernt von steigenden Zinsen in Europa“

FundResearch-Fondsmanager-Talk: Bart Geukens, Fondsmanager bei Petercam, spricht im Interview über europäische Nebenwerte und gibt einen Ausblick ins kommende Jahr.

Bart Geukens managt für die belgische Fondsgesellschaft BE0058183808) und macht im laufenden Jahr einen äußerst guten Job: Bis Ende Oktober erreichte er eine Wertentwicklung von 2,6 Prozent. Zum Vergleich: Die Peergroup „Aktienfonds Europa/Nebenwerte“ des FINANZEN Fundanalyzer (FVBS) schaffte im selben Zeitraum lediglich ein durchschnittliches Plus von 0,4 Prozent. Über den Zeitraum von fünf Jahren liegt die Peergroup mit 87,4 Prozent jedoch vor dem Fonds (60,1 Prozent). Mit einer Sharpe Ratio von 0,69 muss sich Geukens aber nicht verstecken. Das Volumen von 86,4 Millionen Euro investiert der Fondsmanager zu knapp 20 Prozent in belgische Aktien, zu 11,4 Prozent in luxemburgische und zu 9,5 Prozent in britische. Größte Einzeltitel des im Dezember 1997 aufgelegten Fonds sind derzeit der belgische Baukonzern Compagnie d’Enterprises mit einem Portfolioanteil von glatt drei Prozent, gefolgt von der deutschen Aurelius AG (Xetra: A0JK2A - Nachrichten) (2,8 Prozent), einer Beteiligungsgesellschaft aus München.

Mit FundResearch spricht Geukens über die Anlagestrategie seines Fonds und die Vorteile europäischer Nebenwerte, über die Möglichkeit eines Zinsanstiegs durch die EZB, die Entwicklung der Krise im Euroraum und seine Erwartungen für den Aktienmarkt im kommenden Jahr.

Petercam Equities European Small & Mid Caps: Gute Entwicklung, aber hinter der Peergroup

Quelle: FINANZEN FundAnalyzer (FVBS)

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FundResearch: Im vergangenen Jahr erreichten Sie mit dem Petercam European Small & Midcap ein Plus von knapp 20 Prozent. Im laufenden Jahr steht per Ende Oktober lediglich ein Plus von 2,6 Prozent. War 2014 bisher kein gutes Jahr für kleine und mittlere Unternehmen in Europa?

Bart Geukens: Nach einigen Jahren der Outperformance blieben Small Caps 2014 bisher hinter den Erwartungen zurück. Sie sind sehr zyklisch und stark abhängig von der europäischen Wirtschaft sowie von deren Erholung. Sie benötigen ein gesundes Wachstum. Die Hoffnungen auf eine schnelle Erholung der europäischen Wirtschaft und der Unternehmensgewinne haben sich noch nicht erfüllt, obwohl es erste Anzeichen gibt, dass die Talsohle überwunden wurde.

FundResearch: Bitte erläutern Sie kurz die Strategie, mit der Sie den Fonds verwalten. Nach welchen Kriterien wählen Sie die Aktien aus?

Bart Geukens: Wir sind auf qualitatives Wachstum ausgerichtet. Unser Investmentprozess ist sehr diszipliniert und auf das Finden und Selektieren attraktiv bewerteter Unternehmen mit Qualitätswachstum fokussiert. Wir verbringen viel Zeit damit, die intrinsische Qualität eines Unternehmens zu analysieren. Dabei konzentrieren wir uns auf die Qualität des Geschäftsmodells und des Managements sowie auf die Attraktivität des Geschäftsmodells. Zudem suchen wir Unternehmen, die ihren Wert in den kommenden fünf Jahren verdoppeln können.

FundResearch: Wo sehen Sie die Vorteile europäischer Small & Mid Caps gegenüber den Large Caps?

Bart Geukens: Small Caps performen rund zwei bis drei Prozent pro Jahr besser als Large Caps. Aus den USA gibt es dazu die am längsten zurückreichenden Daten. Sie zeigen, dass kleine Unternehmen die großen seit 1950 mit jährlich durchschnittlich 2,87 Prozent übertrumpfen und seit 1926 mit 2,4 Prozent. Es gibt zudem seit 1950 nicht eine einzige zehnjährige Periode, in der die Small Caps negative Returns aufweisen. Die Gründe für diese Entwicklung liegen hauptsächlich an den vorteilhaften Unternehmenscharakteristiken der Small Caps: Sie sind fokussierter, haben ein höheres durchschnittliches Gewinnwachstum, sind dynamischer und einfach unternehmerischer.

FundResearch: Und aus Ihrer persönlichen Sicht als Fondsmanager?

Bart Geukens: Aktive Fondsmanager haben tatsächlich eine deutlich besser Historie beim Schlagen des Referenzindex. Statistiken zeigen, dass es für Small-Cap-Manager eine höhere Wahrscheinlichkeit gibt, die Benchmark zu schlagen als für Large-Cap-Manager. Grund dafür sind das höhere Level an Ineffizienz des Small-Cap-Marktes und die reine Größe sowie die hohe Diversität des Universums.

FundResearch: In welchen Sektoren finden Sie aktuell die attraktivsten Anlagechancen?

Bart Geukens: Als „Bottom-up Stock Pickers“ schauen wir nicht wirklich auf Sektoren. Aufgrund der Größe des Universums und der großen Diversität verschiedenster Unternehmenstypen und Geschäftsmodelle innerhalb eines Sektors, ist eine Sektorallokation im Bereich der Small Caps wenig sinnvoll.

FundResearch: Belgische Titel sind im Portfolio stark vertreten. Warum?

Bart Geukens: Wir investieren in Unternehmen, die wir kennen und sind ausschließlich von Renditen getrieben. Einige der belgischen Titel sind seit vielen Jahren im Portfolio und haben sich sehr gut entwickelt. Bei jeder neuen Idee, die wir haben, hinterfragen wir bestehende Positionen in Bezug auf Qualität und zu erwartende Renditen. Das Portfolio ist ein Spiegelbild dieser stetigen Abwägung.

FundResearch: Die Krise im Euroraum ist noch immer nicht endgültig überwunden. Wird es 2015 ein Ende geben?

Bart Geukens: Europa hat ein Wachstums-, ein Regierungs- und ein Verschuldungsproblem. Diese Probleme werden sich nicht über Nacht in Luft auflösen. Es müssen strukturelle Reformen implementiert werden. Die größten Risiken liegen deswegen auf Seiten der Politik. Die Wählerschaft in Schlüsselländern könnte reformmüde sein und ihr Wahlverhalten ändern. Der niedrige Leitzins, der schwächelnde Euro, das relativ gesunde globale Wachstum und eine prozyklische EZB-Politik sollten förderlich für Europa sein, aber es wird ein holpriger Weg (Other OTC: WEGZY - Nachrichten) bleiben.

FundResearch: Was erwarten Sie von der EZB im kommenden Jahr? Wird sie viele Staatsanleihen kaufen und den Markt mit Liquidität fluten?

Bart Geukens: Schwer zu sagen. Die EZB hat einen großen Teil des Jobs getan. Sie hat die Tendenz, nur dann zu agieren, wenn sich die Situation verschlechtert. Sie will den Druck auf die Politiker erhöhen, damit diese ihren Teil des Jobs machen. Wir müssen das sehr genau überwachen – sowohl die Arbeit der Regierungen als auch die der EZB.

FundResearch: Wann könnten die Zinsen im Euroraum wieder steigen?

Bart Geukens: Von steigenden Zinsen in der Eurozone dürften wir noch weit weg sein. Es gibt viel ungenutzte Kapazität, die wirtschaftliche Wachstumsperspektive ist stabil bis bestenfalls leicht wachsend und das Niveau der Haushaltsverschuldung vieler Staaten in Europa erlaubt keine aggressive Anhebung des Leitzinses in absehbarer Zeit.

FundResearch: Welche Entwicklung erwarten Sie vom europäischen Aktienmarkt insgesamt im kommenden Jahr? Geht die Hausse weiter?

Bart Geukens: Da die europäischen Aktienmärkte bereits auf einem überdurchschnittlich hohen Bewertungslevel angekommen sind, benötigt die europäischen Wirtschaft erkennbar Verbesserungen und infolgedessen müssen die Gewinnaussichten für europäische Unternehmen steigen. Die Gewinne müssen endlich durchdringen. Ganz im Gegensatz zu den USA, wo die Gewinne bereits frühere Höchststände erreichen, gibt es in Europa noch viel Nachholpotenzial.

(PD)