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Muslime in Deutschland gut integriert

Wie gut gelingt die Integration von Muslimen in Westeuropa? In Deutschland funktioniert diese besonders gut im Arbeitsleben, zeigt eine Studie. Dennoch gibt es auch hierzulande einige Versäumnisse.

Flüchtlingsdebatten und der Populismus der AfD suggerieren, es gebe ein grundsätzliches Problem mit Muslimen in Deutschland. So wollen heute 19 Prozent der Befragten keine muslimischen Nachbarn. Diese Zahl stammt aus dem dritten Religionsmonitor der Bertelsmann Stiftung über die Situation in Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Österreich und der Schweiz. Gleichzeitig zeigt der Monitor jedoch, dass die rund 4,7 Millionen Bürger muslimischen Glaubens überraschend gut integriert sind.

Für die Studie der Bertelsmann Stiftung wurden insgesamt mehr als 10.000 Menschen befragt — allerdings keine, die nach 2010 ins jeweilige Land gekommen sind. Das gilt in Deutschland wegen der Flüchtlingswelle für rund ein Viertel der Muslime.

Mit Abstand am besten schneidet Deutschland bei der Integration der Muslime in die Arbeitswelt ab. Ihre Erwerbsbeteiligung unterscheidet sich inzwischen nicht mehr vom Bundesdurchschnitt der deutschen Erwerbsbevölkerung: Rund 60 Prozent arbeiten in Vollzeit, 20 Prozent in Teilzeit, und die Arbeitslosenquote gleicht sich ebenfalls an. Denn die Einwanderer profitieren neben dem hohen Arbeitskräftebedarf der boomenden Wirtschaft auch durch die Öffnung des Arbeitsmarktes durch schnellere Arbeitsgenehmigungen, kommunale Initiativen zur Job-Vermittlung und Sprachkurse. In Österreich und Frankreich hingegen haben Muslime weit schlechtere Erwerbschancen.

Allerdings verdienen Muslime im Schnitt in allen betrachteten Ländern schlechter als die übrige Bevölkerung. In Deutschland liegt das vor allem am Schulsystem, meinen die Bertelsmann-Autoren. Zwar wachsen heute 73 Prozent der hier geborenen Kinder muslimischer Eltern mit Deutsch als erster Sprache auf. Dabei steigt ihr Anteil von Generation zu Generation, ebenso wie das Niveau der Schulabschlüsse.

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Die Angleichung an den Durchschnitt erfolgt aber langsamer als etwa in Frankreich. Denn dort verlassen nur elf Prozent der Muslime vor Vollendung des 17. Lebensjahrs die Schule. In Deutschland gilt das immerhin für 36 Prozent. Grund sei, dass Kinder in Frankreich länger gemeinsam lernen und so Startnachteile besser ausgleichen könnten. Auch die Pisa-Test hätten gezeigt, dass Kinder aus ärmeren und bildungsferneren Elternhäusern in Deutschland weit mehr benachteiligt werden als anderswo.


Religionszugehörigkeit entscheidet nicht über Erfolg

Doch trotz höherer Schulabschlüsse seien Muslime in Frankreich im Vergleich zur Gesamtbevölkerung allerdings überdurchschnittlich oft arbeitslos und arbeiteten seltener Vollzeit. „Der Vergleich zeigt, dass nicht Religionszugehörigkeit über die Erfolgschancen von Integration entscheidet, sondern staatliche, wirtschaftliche und gesellschaftliche Rahmenbedingungen“, sagt Stephan Vopel von der Bertelsmann Stiftung.

Der Anteil der Muslime, die sich ihren Ländern „sehr“ oder „eher“ verbunden fühlen ist jedoch mit 96 Prozent sowohl bei uns als auch bei den französischen Nachbarn sehr hoch. Auf einen noch größeren Anteil kommt nur die Schweiz mit 98 Prozent. Großbritannien und Österreich liegen nur bei 89 und 88 Prozent.

Den weit verbreiteten Vorbehalt gegenüber Muslimen ist, sie würden sich abschotten, kann der Religionsmonitor 2017 entkräften. Die große Mehrheit verfügt sogar über sehr häufige Freizeitkontakte zu Nichtmuslimen. Besonders ausgeprägt sind diese in der Schweiz: 87 Prozent berichten dort über häufige beziehungsweise sehr häufige Freizeitkontakte zu Nichtmuslimen. Auch in Deutschland und Frankreich ist der Anteil mit 78 Prozent hoch.

Im Vereinigten Königreich sind es dagegen nur 68 Prozent, in Österreich sogar nur 62 Prozent. Kein Wunder – hier ist das Misstrauen der Nicht-Muslime auch besonders hoch: In Österreich wollen 28 Prozent keine muslimischen Nachbarn – passend dazu ist die Ablehnung in der Alpenrepublik auch mit Blick auf Ausländer, Juden, Homosexuelle und Menschen mit anderer Hautfarbe im Fünf-Länder-Vergleich mit Abstand am höchsten. Auch in Großbritannien will gut jeder fünfte keine moslemischen Nachbarn. Am niedrigsten ist die Ablehnung mit 14 Prozent in Frankreich, in der Schweiz sind es 17 Prozent. Deutschland liegt also mit 19 Prozent Moslem-Skeptikern in puncto Vorurteile im europäischen Mittelfeld.

KONTEXT

Muslime in Deutschland

Religion in Deutschland

Rund vier Millionen Muslime leben in Deutschland. Damit ist der Islam hierzulande die drittwichtigste Religionsgemeinschaft - wenn auch mit großem Abstand zur römisch-katholischen Kirche (23,94 Millionen) und der evangelischen Landeskirche (23,04 Millionen). Andere Gemeinschaften sind wesentlich kleiner: Orthodoxe und orientalische Kirchen vereinen in Deutschland 1,53 Millionen Mitglieder, daneben gibt es etwa 270.000 Buddhisten, 100.000 Hindus und 100.000 Juden.(Quelle: REMID, Zahlen von 2015)

Muslime in Deutschland

Von den insgesamt vier Millionen Muslimen in Deutschland gehört mit 2,64 Millionen die Mehrzahl der Glaubensrichtung der Sunniten an. Daneben leben 500.000 Aleviten in Deutschland, 225.500 iranische Imamiten und türkische Schiiten sowie Alawiten/Nusairier, Ahmadiyya, Sufi-Gemeinschaften, Salafiyya, Ismailiten und osmanische Ibaditen.(Quelle: Bamf, Zahlen von 2015)

Entwicklung von 1945 bis 2015

Lebten nach Ende des Zweiten Weltkriegs nur rund 6000 Muslime in Deutschland, stieg die Zahl ab den 1970ern rasant in die Höhe: Allein zwischen 1972 und 1976 von 500.000 auf 1,2 Millionen. Bis 1995 leben 2,7 Millionen Muslime in Deutschland, bis 2002 sind es 3,5 Millionen. Ab den 2000ern schwankt die Zahl: 2009 sind es etwa 4,25 Millionen, 2015 noch etwa 4 Millionen.(Quelle: Bamf, Zahlen von 2015)

Asylbewerber nach Religionszugehörigkeit

Muslime stellen in Deutschland zudem eine Mehrheit der Asylbewerber dar: Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge zählte 2014 63,3 Prozent muslimische Asylbewerber. Knapp ein Viertel der Asylbewerber sind Christen, 3,7 Prozent Jesiden, 1,3 Prozent Hindus.(Quelle: Bamf, Zahlen von 2014)

Einstellung der Deutschen zum Islam

Der Islam hat auf unsere Gesellschaft zu viel Einfluss, finden aktuell laut ZDF-Politbarometer 49 Prozent der Deutschen. Gerade richtig finden 38 Prozent der Befragten den Einfluss des Islams, drei Prozent finden, er nimmt zu wenig Einfluss.Der Ansicht, Deutschland werde "zunehmend islamisiert" sind laut einer Umfrage von TNS Emnid von 2014 aber lediglich 34 Prozent, 57 Prozent sehen das anders.Und 52 Prozent der Deutschen sind aktuell laut ZDF-Politbarometer der Ansicht, dass die meisten Muslime in Deutschland die Werte des Grundgesetzes akzeptieren.