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Millionen ohne Strom – Massiver Blackout in Argentinien und Uruguay

Weite Teile Südamerikas wurden am Sonntag von einem Stromausfall lahmgelegt. Ampeln und Züge fielen aus. Die Suche nach den Ursachen hat begonnen.

Nur in Feuerland konnten die Wähler in den öffentlichen Schulen ihre Stimmen bei den heutigen Gouverneurswahlen abgeben. In den Provinzen Santa Fé, Formosa und San Luis wählten die Menschen bei Kerzen- und Handybeleuchtung. Der Grund: Argentinien und das Nachbarland Uruguay erleben den größten Stromausfall in ihrer Geschichte. Noch ist völlig unklar, wie es zum Ausfall im nationalen Stromnetz kommen konnte.

Fast 50 Millionen Menschen sind an diesem Wintermorgen in der südlichen Hemisphäre ohne Strom aufgewacht. Zwar hat es in den letzten Monaten immer wieder regionale Stromausfälle gegeben. Doch nicht landesweit. Im verregneten und dunklen Buenos Aires standen Metro und Züge still, die Verkehrsampeln funktionierten nicht.

Der Stromausfall bedrohte zeitweise auch die Trinkwasserversorgung. Der lokale Versorger AySA, der ein Drittel der Argentinier mit Trinkwasser versorgt, forderte die Benutzer auf, Wasser zu sparen. „Das Trinkwasserverteilungssystem ist aufgrund des allgemeinen Ausfalls des Verbindungssystems stromlos. Wir fordern die Nutzer auf, Wasser sinnvoll zu nutzen.“

Der Stromausfall legte auch zeitweise das Telefonnetz still. Die Mobilfunknetze funktionierten noch länger, weil die Sendeantennen mit eigenen Batterien versorgt werden. Jedoch kam es ebenfalls zu Überlastungen der Netze. Alejandra Martinez, Sprecherin vom argentinischen Stromversorger Edesur, erklärte per Twitter, der Stromausfall sei „ein beispielloses Ereignis“. Sie bestätigte, dass die Wiederherstellung des Dienstes einige Stunden dauern werde.

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Glück im Unglück

Tatsächlich konnten auch gegen Mittag die Stromkonzerne Edesur und Edenor per Twitter nur für einige Hunderttausend Kunden wieder Normalbetrieb verkünden. Der Rest des Landes blieb weiterhin ohne Strom. „Glück im Unglück“ kommentierte die Tageszeitung „Clarín“, dass der Ausfall an einem Sonntag stattfand und nicht an einem Werktag, an dem das Verkehrsnetz in der Hauptstadt Buenos Aires mit seinen 13 Millionen Einwohnern im Einzugsgebiet regelmäßig völlig überlastet ist.

Laut Energieministerium werde derzeit vom Wasserkraftwerk Salto Grande an der Grenze zu Uruguay das Hochspannungsnetz schrittweise wieder aufgebaut. Ein Teil der Nachfrage auch des Nachbarlandes wird aus demselben Kraftwerk gedeckt. Nach Angaben des Sekretariats haben Küstenstürme einzelne Übertragungslinien aus den Versorgungsnetzen im Norden katapultiert.

Für die beiden Stromkonzerne kann der Ausfall teuer kommen. Edesur wird vom italienischen Stromkonzern Enel kontrolliert. Edenor dagegen ist in argentinischem Besitz des Konzerns Pampa, aber ebenfalls börsennotiert. Nach einem partiellen Stromausfall im Januar, bei dem 150.000 Stromkunden über Tage vom Netz abgeschnitten waren, mussten die Stromunternehmen umgerechnet rund 1,5 Millionen Dollar Entschädigung bezahlen.

Marode Infrastruktur

Jetzt könnte sich die Entschädigung auf eine weit größere Summe addieren. Zumal das Netz im beginnenden Winter zusätzlich immer stärker überlastet ist: In den Städten Argentiniens heizen viele Haushalte mit Strom. Elektrizität wurde unter der Regierung von Cristina Kirchner bis 2015 hoch subventioniert. Entsprechend schwach sind die Investitionen im Stromsektor ausgefallen. Für die Unternehmen gab es keinen Anreiz, weder die Produktionskapazitäten noch die Übertragung auszubauen.

Unter Präsident Mauricio Macri wurden die Stromtarife angehoben. Das hat unter anderem zu einer Erhöhung der Inflationsrate von rund 50 Prozent geführt. Für den wirtschaftsfreundlichen Präsidenten, der im Oktober wiedergewählt werden will, kommt der Blackout politisch höchst ungelegen: Stromausfälle führen in Argentinien immer schnell zu sinkenden Popularitätswerten. Macri muss in den nächsten Tagen und Wochen erklären, warum seine unternehmerfreundliche Politik nicht zu einem Investitionsboom im Energiesektor geführt hat.

Die Argentinier, die vom ehemaligen Bürgermeister und Unternehmer Macri zunehmend enttäuscht sind, fühlen sich an die schwere Krise zum Jahrtausendwechsel erinnert. Damals rutschte das Land in die schwerste Krise seiner Geschichte und stoppte zuletzt seine Schuldenzahlungen. Vor genau 20 Jahren gab es den bislang größten Blackout in der Geschichte des Landes. Kurz danach stürzte die Regierung, und innerhalb weniger Monate wechselten sich vier Präsidenten an der Spitze des Tangolandes ab.

Mehr: Venezuelas Parlament erklärt Notstand wegen tagelangen Stromausfalls. Elektrizität und fließendes Wasser – in dem einst reichen Land sind das längst keine Selbstverständlichkeiten mehr. Interimspräsident Guaidó will die Wut der Venezolaner nutzen.