Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • DAX

    18.001,60
    +105,10 (+0,59%)
     
  • Euro Stoxx 50

    4.921,48
    +30,87 (+0,63%)
     
  • Dow Jones 30

    38.675,68
    +450,02 (+1,18%)
     
  • Gold

    2.310,10
    +0,50 (+0,02%)
     
  • EUR/USD

    1,0765
    +0,0038 (+0,36%)
     
  • Bitcoin EUR

    58.964,95
    +455,27 (+0,78%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.329,58
    +52,60 (+4,11%)
     
  • Öl (Brent)

    77,99
    -0,96 (-1,22%)
     
  • MDAX

    26.300,82
    +48,41 (+0,18%)
     
  • TecDAX

    3.266,22
    +26,40 (+0,81%)
     
  • SDAX

    14.431,24
    +63,12 (+0,44%)
     
  • Nikkei 225

    38.236,07
    -37,98 (-0,10%)
     
  • FTSE 100

    8.213,49
    +41,34 (+0,51%)
     
  • CAC 40

    7.957,57
    +42,92 (+0,54%)
     
  • Nasdaq Compositive

    16.156,33
    +315,37 (+1,99%)
     

Maschinenintelligenz gegen den Terror

Markenverantwortliche reagieren empfindlich, wenn ihre Anzeigen in einem Umfeld auftauchen, in dem wenig Kauflaune aufkommt. Das verdeutlichte zuletzt das Beispiel Youtube. Über 250 Unternehmen zogen im März Werbebudgets im großen Stil ab, nachdem ihre Spots vor rassistischen, antisemitischen Videos und Terror-Spots gezeigt worden waren. Der Schaden für Konzernmutter Alphabet könnte sich bis Jahresende auf Umsatzausfälle in Höhe von bis zu 750 Millionen Dollar belaufen, schätzen die Analysten von Nomura Instinet.

Facebook-Chef Mark Zuckerberg will verhindern, dass seiner Firma ein ähnliches Szenario droht. Auch das blaue Imperium gerät immer wieder mit Mord-Videos und Propaganda-Inhalten in die Schlagzeilen. Von politischer Seite wächst der Druck. Justizminister Heiko Maas (SPD) will den Konzern per Gesetz zwingen, hetzerische Beiträge schneller zu entfernen. Auch die britische Premierministerin Theresa May und Frankreichs Regierungschef Emmanuel Macron sehen nach der Serie von Anschlägen Handlungsbedarf. Das Duo stellte diese Woche eine Anti-Terror-Strategie vor, die sich auch gegen einen laschen Umgang mit radikalen Inhalten im Netz wendet.

Zuckerberg muss zeigen, dass seine Plattform mehr gegen Terror unternimmt. Er wolle im Kampf gegen Propaganda künftig stärker auf künstliche Intelligenz setzen, teilte der Gründer per Facebook-Post mit. Intelligente Software könne „potentielle terroristische Inhalte und Profile schneller finden, als es Menschen möglich ist”, so Zuckerberg. Algorithmen zur Text- und Sprachanalyse sollen etwa automatisch erkennen, wenn ein Nutzer versucht, bereits geblockte Inhalte erneut hochzuladen. Software zur Bild- und Video-Erkennung gleicht Aufnahmen mit in Datenbanken hinterlegten Fotos oder Videos bekannter Terroristen ab. Das kann verhindern, dass sich ein bereits von der Plattform verbannter Radikaler erneut anmeldet.

„Künstliche Intelligenz kann uns helfen, unsere Gemeinschaft zu schützen und wir haben eine große Verantwortung, das zu tun”, schrieb Zuckerberg. Angesichts der puren Masse der Daten von zwei Milliarden Facebook-Nutzern weltweit, bleibt dem Netzwerk allerdings kaum eine andere Wahl, als nach einer automatisierten Lösung zu suchen. Facebook zufolge gehen bereits Millionen Meldungen zu problematischen Inhalten Woche für Woche bei der Firma ein.

WERBUNG

Bislang verlässt sich Zuckerberg bei Hass- und Propagandainhalten vor allem auf Hinweise von Nutzern. Facebook-Mitarbeiter begutachten und löschen gemeldete Beiträge dann gegebenenfalls. Ihre Zahl stockte das Netzwerk Anfang Mai auf. 3000 weitere Mitarbeiter sollen künftig die bislang 4500 Angestellten unterstützen, die von Nutzern gemeldete Beiträge oder Filme kontrollieren.


Bei Humor und Ironie wird es schwierig

Doch nach Ansicht von Facebook wird dies kaum reichen. „Egal, wie viele Mitarbeiter wir für den Job engagieren, wir werden nie dazu in der Lage sein, alles zu sehen, was im Netzwerk vorgeht“, erklärte Zuckerberg. Künstliche Intelligenz werde im Laufe der Zeit besser darin werden, „Inhalte zu markieren, die wir uns genauer ansehen müssen“, sagte der Facebook-Chef. Doch es werde „einige Jahre“ dauern, bis die Ergebnisse zufriedenstellend seien. Wie viele Beiträge aktuell von Maschinen und wie viele von Menschen gelöscht werden, dazu machte das Netzwerk keine Angaben.

Experten schätzen, dass künstliche Intelligenz bisher nur eine erste grobe Auswahl diskussionswürdiger Beiträge bewerkstelligen könne. Moderne Software kann etwa erkennen, was Menschen in einem Video sagen oder welche Gegenstände zu sehen sind, sagt Peter Eckersley von der Electronic Frontier Foundation (EFF), einer US-Nichtregierungsorganisation, die sich für die Einhaltung von Grundrechten im Informationszeitalter einsetzt. Ein harmloses Videospiel mit Kampfszenen von einem Spot der Terrororganisation Islamischer Staat zu unterscheiden, sei durchaus möglich, so der Experte.

Sehr viel schwieriger läge der Fall hingegen bei jeder Art von Humor, Ironie oder Kunst. Auch gelte es, Zensur zu vermeiden. „Wenn Inhalte doppeldeutig sind, versteht eine Maschine das nicht, das fällt ja bereits Menschen schwer“, warnt Eckersley. „Um zu entscheiden, ob die Videos von der Plattform verschwinden müssen, braucht es Menschen. Algorithmen sind dafür noch nicht gut genug.“

KONTEXT

Welche Facebook-Dienste die Deutschen nutzen

Mehr als "Gefällt mir"

Facebook ist nicht nur eine Internetseite oder eine App. Das soziale Netzwerk wurde in den vergangenen Jahren kräftig erweitert. Die bekanntesten Teile sind der Facebook Messenger, Instagram und Whatsapp. Das Statistik-Portal Statista hat die Deutschen gefragt, welche Dienste und Produkte sie mindestens gelegentlich nutzen.

Facebook allgemein

72 Prozent nutzen das Social Media Portal. Dabei ist der Unterschied zwischen Männern (73 Prozent) und Frauen (71 Prozent) gering.

Facebook Messenger

Den Facebook-Nachrichtendienst nutzen 43 Prozent der Befragten - Männer wie Frauen.

Instagram

Den Online-Dienst Instagram zum Teilen von Fotos und Videos nutzen 26 Prozent der Männer und 22 Prozent der Frauen.

Whatsapp

Den Instant-Messaging-Dienst, der seit dem Jahr 2014 zu Facebook gehört, wird 70 Prozent der Befragten genutzt. Mit 71 Prozent männlichen und 70 Prozent weiblichen Nutzern sind die Unterschiede bei den Geschlechtern gering.