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Wie Martin Richenhagen den Ruf Deutschlands retten will

Der Chef des US-Landmaschinenkonzerns Agco leitet künftig einen renommierten deutsch-amerikanischen Thinktank.

Angefangen hatte Martin Richenhagen als Religionslehrer in Deutschland. Heute leitet der 67-Jährige als Vorstandsvorsitzender des US-Landmaschinenkonzerns Agco ein Fortune-500-Unternehmen. Damit ist Richenhagen nicht nur einer der wenigen deutschen CEOs in den USA. Er zählt auch zur kleinen Gruppe jener, die es wagen, US-Präsident Donald Trump offen zu kritisieren.

Am Dienstagabend ernannte ihn der Thinktank „American Institute for Contemporary German Studies“ (AICGS) der Johns-Hopkins-Universität in New York zum neuen Chairman. Am gleichen Abend kürte das AICGS-Gremium den neuen Linde-Chef Steve Angel mit dem „Global Leadership Award“. Ein Preis, den Richenhagen vor ein paar Jahren selbst entgegengenommen hatte.

Während der amerikanische Linde-Chef von der gelungenen deutsch-amerikanischen Zusammenarbeit zwischen Praxair und Linde schwärmt und die geplanten Entlassungen in Deutschland nicht erwähnt, nimmt Richenhagen kein Blatt vor den Mund, wenn es um die Beziehungen zwischen den USA und Deutschland geht.

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Richenhagen wundert es nicht, dass die PR-Agentur Edelmann der Marke Deutschland jüngst einen Imageeinbruch attestierte: „Auch wenn Deutschland insgesamt noch vorwiegend positiv gesehen wird, werden unsere Exporterfolge heute doch skeptischer gesehen“, sagt er dem Handelsblatt. Man habe erkannt, dass der Euro für Deutschland besser war als für Spanien oder Griechenland.

Auch das Erstarken der AfD, antisemitische Tendenzen und Rechtsextremismus schadeten dem Image. „Es gibt einen Bodensatz von 20 Prozent mit antisemitischem Gedankengut“, stellt er fest. „Das stimmt vor allem meine jüdischen Freunde hier in den USA nachdenklich.“ Der Dieselskandal sei ebenfalls nicht hilfreich gewesen: „Das sieht man hier als Betrug am Kunden“, erklärt er.

Andererseits profitiert Richenhagen davon, dass Deutschland noch immer für hohe technische Qualität steht – etwa wenn er die deutsche Tochter-Marke Fendt in den USA produzieren lässt. Als Konzession an Donald Trumps America-first-Politik will er das auf keinen Fall verstanden wissen. „Wir produzieren immer möglichst nah am Kunden, weil unsere Geräte so groß sind, dass weite Wege keinen Sinn machen.“

Von „America first“ hält der Agco-Chef gar nichts. Sein Konzern hat nicht nur direkt unter den Stahlzöllen gelitten. Auch Agcos Hauptabnehmer, die Bauern, leiden unter Trumps Politik. Wegen der hohen Zölle, die China als Gegenwehr auf US-Waren verhängt hat, gehen den US-Farmern bis zu 45 Milliarden Dollar Umsatz verloren, weil die Chinesen kein Soja, keinen Mais, keine Schweine oder Hühner mehr kaufen.

„Trump nennt sich einen Freund der Farmer, aber faktisch ist er das nicht“, sagt Richenhagen. Er sei der Präsident, „der den Farmern in den vergangenen 30 Jahren am meisten geschadet hat“. Umso stolzer ist Richenhagen, dass sein Unternehmen nicht in den Abwärtsstrudel gerät, dass er „möglichst bald“ eine Rendite von zehn Prozent anstrebt.

Doch nicht nur Trump bedenkt er mit kritischen Worten. „Deutschland ist ungeschickt“, sagt er mit Blick auf die Autozölle – und fragt: „Warum haben wir nicht null Prozent Zölle auf beiden Seiten angeboten?“ Auch bei der Debatte um den deutschen Beitrag für die Nato habe Trump gepunktet. „Warum geben wir das nicht einfach zu?“ Das deutsch-amerikanische Verhältnis sei so verfahren, dass man den Eindruck bekomme, Trump treffe sich lieber mit Erdogan, Netanjahu und Kim Jong Un als mit der Kanzlerin.

In dieser Situation sei es ein Fehler, Goethe-Institute in den USA zu schließen. In Atlanta hat Agco deshalb mit anderen, meist deutschen Unternehmen als Ersatz das „Goethe Zentrum Atlanta“ gesponsert. „Wir geben uns viel Mühe. Aber wir brauchen auch den politischen Rückhalt“, mahnt er.

Trump glaube, er sei ein Meister im Verhandeln. „Aber ihm fehlt jedes Gefühl dafür, wie man mit anderen Kulturen umgeht.“ Er habe „keinen Stil, ist unerzogen, lügt und beleidigt. Ich wundere mich, dass das in einem Land wie den USA hingenommen wird.“