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Martin Richenhagen: „Das deutsch-amerikanische Verhältnis war noch nie so schlecht wie heute“

Der Top-Manager warnt vor einer Entfremdung zwischen den beiden Ländern – und einem knappen US-Wahlausgang.

Martin Richenhagen hat keinen Zweifel: „Das deutsch-amerikanische Verhältnis war noch nie so schlecht wie heute“, sagt der Vorsitzende des Kuratoriums des amerikanischen Thinktanks AICGS (American Institute for Contemporary German Studies). Deshalb hat das Institut, das zur renommierten Johns-Hopkins-Universität gehört, im Vorfeld der kommenden US-Wahlen einen Themen-Katalog zusammengestellt, was der zukünftige US-Präsident tun sollte, um die deutsch-amerikanischen Beziehungen zu verbessern.

„Wir wollen damit einen sachlichen Beitrag leisten, wenn es um die Wahlentscheidung geht“, sagt Richenhagen, der als deutscher CEO den amerikanischen Landmaschinenkonzern Agco führt. Dabei gibt AICGS keine Wahlempfehlung für eine bestimmte Partei ab. Richenhagen weist darauf hin, dass sich auch die Demokraten nicht besonders konstruktiv für das Verhältnis zu Deutschland eingesetzt haben. „Auch Obamas Schwerpunkt war nicht Europa, sondern Asien“, gibt der Vorsitzende des AICGS-Kuratoriums zu bedenken.

Auch bei Joe Biden, dem designierten demokratischen Präsidentschaftskandidaten, sei noch nicht abzusehen, wie er sich zur EU oder zu Deutschland positioniere. „Ich hoffe, dass er sich nun im Wahlkampf klarer dazu äußert“, sagt Richenhagen.

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Die Ankündigung Trumps, amerikanische Stützpunkte in Deutschland abzubauen, nennt der Kenner beider Länder einen „Ausdruck weiterer Entfremdung zwischen Deutschland und den USA“. Vielen sei offensichtlich nicht klar, dass die Amerikaner mit den Stützpunkten gar nicht hauptsächlich Deutschland schützten, sondern sie als Einsatzzentrale für andere Krisenherde nutzten. Es sei auch nicht klar, ob Trump seine Drohung realisiere. „Er agiert stets mit Blick auf die kommenden Wahlen“, sagt Richenhagen.

USA nicht mit Trump gleichsetzen

Bei Corona habe Trump völlig versagt und damit auch der Wirtschaft unnötig stark geschadet. Der Manager rechnet nicht damit, dass sich die US-Wirtschaft bis zu den Wahlen wieder erholt. Trotz seiner Kritik am amtierenden Präsidenten warnt Richenhagen die Deutschen davor, die USA mit Trump gleichzusetzen und das Land ganz zu verurteilen oder zu meiden: „USA ist nicht gleich Trump.“

Der Thinktank macht sich dafür stark, wieder ins Gespräch zu kommen. „Wir appellieren an den zukünftigen Präsidenten, wieder zum Freihandel zurückzukommen“, erläutert Richenhagen. „Außerdem sollte sich die Politik wieder auf ethische Grundwerte besinnen wie Freiheit, Demokratie, Rechte der Frauen und Minderheiten und auf eine entschiedene Verurteilung von Rassismus“, betont er.

Das AICGS nennt auch eine gemeinsame Politik gegenüber Russland, eine Stärkung der Nato und eine gemeinsame Haltung gegenüber der Technologie-Konkurrenz aus China als Themen, die der US-Präsident angehen sollte.

Wie er die Chance für einen Wahlsieg von Trump sieht? Bei dieser Frage erinnert sich Richenhagen an Talk-Shows vor vier Jahren in Deutschland, bei denen er ausgebuht wurde, weil er Trump gute Chancen einräumte.

Trumps Hardcore-Anhänger stünden weiter hinter ihm. Aber der US-Präsident fahre seit fünf Jahren mit immer den gleichen Parolen übers Land. „Ich glaube, 2020 ziehen die nicht mehr so wie 2016.“ Auch biete Biden weniger Angriffsfläche als damals Hillary Clinton, und eine schlechte Konjunktur könnte dem Demokraten helfen. Aber Richenhagen mahnt: „Es wird auch diesmal sehr, sehr knapp werden.“