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Mark Zuckerberg duckt sich in Facebooks größter Krise weg

Gemeinhin erfährt die Welt sehr viel aus dem Leben von Mark Zuckerberg. Manchmal teilt sich der Facebook-Chef im Wochentakt in Schrift und Bild über sein Profil auf der Plattform mit.

Der 33-Jährige postet Fotos beim Plätzchenbacken mit Ehefrau Priscilla Chan, wünscht der Facebook-Gemeinschaft ein frohes Chinesisches Neujahrsfest, den knallbunt bekleideten Nachwuchs auf dem Schoß. Dann wieder wirbt er für das Führungskräfte-Programm der Facebook-Community oder die Chan Zuckerberg Initiative. Sheryl Sandberg, die Facebooks operatives Geschäft leitet, zeigt sich ebenso offenherzig.

Nur in der größten Krise, die das soziale Netzwerk je erfasst hat, schweigt sich der innerste Führungszirkel des blauen Imperiums aus. Seit am Wochenende bekannt wurde, dass sich die britische Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica Zugriff auf Informationen von bis zu 50 Millionen Facebook-Nutzern verschafft hat, ohne diese darüber in Kenntnis zu setzen, gerät das Netzwerk immer stärker unter Druck.

Facebooks Aktienkurs rutschte bis zu sieben Prozent ab. Die US-Wettbewerbsbehörde prüft, ob sie Ermittlungen wegen Datenschutzverstößen aufnimmt.

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Doch eine öffentliche Stellungnahme von Zuckerberg und Sandberg fehlt. Die Facebook-Chefs seien sich der ernsten Lage bewusst, verbreitete das Netzwerk am Dienstag in einer Stellungnahme allgemein. Das gesamte Unternehmen sei „entsetzt“. Persönlich äußerte sich bislang nur die zweite Reihe des Managements zur laufenden Debatte.

Facebook-Manager Andrew Bosworth, verantwortlich für Facebooks Hardware-Geschäft, teilte als Reaktion auf den Datenskandal via Twitter mit: „Wir müssen das besser machen und werden das auch tun.“ Der frühere Sicherheitschef Alex Stamos, der laut eigenen Angaben nach wie vor im Unternehmen tätig ist, ließ wissen, der Konzern habe alles getan, um selbst zur Aufklärung der Angelegenheit beizutragen.

Um das Vertrauen der Ermittler, Politiker, Datenschützer und erbosten Nutzer zurück zu gewinnen, dürfte das kaum reichen. Facebook wird von Fragen überhäuft. Die Staatsanwaltschaft in Massachusetts und der New Yorker Generalstaatsanwalt Eric Schneidermann schickten Facebook einen umfangreichen Fragenkatalog. „Kunden haben ein Recht darauf zu wissen, wie ihre Informationen genutzt werden“, mahnte Schneidermann.

Ron Wyden, demokratischer Senator aus Oregon, forderte von Facebook in einem offenen Brief, Aufklärung darüber, wie oft die Plattform in den vergangenen Jahren Drittanbietern illegal Zugriff auf seine Nutzerdaten gewährt hat, und ob die Firma je den Versuch gestartet habe, die betroffenen 50 Millionen Nutzer über den Missbrauch zu informieren.

Doch selbst die eigenen Angestellten hören bislang offenbar nichts von ihren Chefs. Zum angesetzten Treffen der Belegschaft am Dienstag erschienen weder Zuckerberg noch Sandberg. Die Mitarbeiter mussten ihre Fragen an Rechtsberater Paul Grewal loswerden. Wie Facebook im Anschluss mitteilte, arbeite die Führungsriege „rund um die Uhr, um alle Fakten zu erhalten und die angemessenen Maßnahmen einzuleiten“.

Auch innerhalb von Facebook wächst offenbar der Frust über die Strategie der Chefs. Die Leute erwarteten, dass Zuckerberg sich äußere, zitiert der TV-Sender CNN einen hochrangigen Facebook-Mitarbeiter. Es fühle sich fast so an, „als wolle sich Mark nicht die Hände schmutzig machen“.

Wie lange Zuckerberg den Schweigekurs durchhalten kann, muss sich zeigen. Ranghohe Demokraten im US-Senat wollen den Facebook-Chef vor den Justizausschuss der Kammer laden. Der 33-Jährige solle belegen, wie die Plattform die Privatsphäre seiner Nutzer schütze, forderte die ranghöchste Demokratin des Gremiums, Dianne Feinstein. Den Datenskandal bei Facebook bezeichnet die Senatorin als „Gefahrensignal“.

Das EU-Parlament lud Facebook-Chef Mark Zuckerberg ebenfalls vor. EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani ließ via Twitter wissen, Facebook müsse „vor den Vertretern von 500 Millionen Europäern klarstellen, dass persönliche Daten nicht dazu benutzt werden, um die Demokratie zu manipulieren.“