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Langsamer Abschied vom Fernsehgeschäft

Nicht die Fernsehsparte, sondern vor allem die Beteiligungen an Online-Portalen für Reisen, Preisvergleiche und Partnervermittlungen sind die Gewinnbringer des ProSiebenSat.1-Konzerns. Die Dividende steigt deutlich.

Der Münchener Medienkonzern ProSiebenSat.1 ist vergangenes Jahr rasant gewachsen. Der Umsatz des Dax-Konzerns sei um 17 Prozent auf 3,8 Milliarden Euro in die Höhe geschossen, teilte das Unternehmen am Donnerstagmorgen mit. Das ist ein neuer Rekord. Das kräftige Plus hat allerdings seinen Preis. Weil Vorstandschef Thomas Ebeling zahlreiche Firmen übernahm, kletterte der Gewinn lediglich um zehn Prozent auf 513 Millionen Euro. Vom Aufwärtstrend profitieren auch die Aktionäre: Die Dividende soll um zehn Cent auf 1,9 Euro je Aktie steigen.

Von den gut 500 Millionen Euro an zusätzlichen Erlösen stammen nur rund 60 Millionen von den TV-Stationen, also dem angestammten Geschäft. Die Einnahmen aus der Fernseh-Reklame legen kaum noch zu. Es sind Internet-Firmen wie das Vergleichsportal Verivox, die für das satte Plus bei ProSiebenSat.1 sorgen.

Ebeling sieht die Zahlen als Bestätigung seiner Strategie: „ProSiebenSat.1 ist der erste Medienkonzern, der Fernsehen, eigenproduzierten Content, digitales Entertainment sowie Commerce konsequent kombiniert und daraus resultierende Synergien nutzt.“ Ebeling hat seine selbst gesteckten Ziele damit erfüllt.

Zunächst hatte der Unternehmenslenker fürs vergangene Jahr ein Umsatzplus von mindestens zehn Prozent in Aussicht gestellt. Im Herbst versprach er dann einen Zuwachs von 15 Prozent oder mehr. Beim Gewinn hatte sich Ebeling bedeckt gehalten und lediglich eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr angekündigt.

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Auch seine Langfristziele hat der 58-Jährige vergangenen Herbst angehoben. Kommendes Jahr soll die Gruppe Einnahmen von 4,8 Milliarden Euro erzielen, zuvor hatte Ebeling 4,5 Milliarden in Aussicht gestellt. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll 2018 bei 1,15 Milliarden liegen. Zum Vergleich: Vergangenes Jahr betrug das Ebitda eine Milliarde.

ProSiebenSat.1 besteht seit dem vergangenen Jahr aus vier Bereichen: Die größte Sparte ist das angestammte Kerngeschäft mit deutschsprachigen TV-Sendern. Allerdings wächst die Fernsehwerbung schon seit Jahren kaum noch, und so tritt auch dieser Bereich auf der Stelle. Der Umsatz kletterte 2016 um drei Prozent auf 2,2 Milliarden Euro. Gleichwohl: Die Sender, vor allem ProSieben, Sat.1 und Kabel 1, sind nach wie vor die wichtigsten Gewinnbringer des Konzerns. So stieg ihr Ebitda um ebenfalls drei Prozent auf 760 Millionen Euro.

Zweitgrößte Sparte ist Digital Ventures&Commerce; dahinter verbergen sich zahlreiche Internetfirmen, etwa das Vergleichsportal Verivox oder die Online-Partnervermittlung Parship. Auch wegen zahlreicher Zukäufe ist die Division sehr dynamisch unterwegs. Der Umsatz kletterte 2016 um fast zwei Drittel auf 768 Millionen Euro. Das Ebitda lag mit 180 Millionen um genau ein Drittel über dem Jahr davor.

Die Nummer drei im Konzern heißt Digital Entertainment, darin enthalten sind unter anderem der Berliner Video-Vermarkter Studio 71 und das Film-Portal im Internet, Maxdome. Hier stiegen die Erlöse 2016 um knapp ein Fünftel auf 442 Millionen Euro, der operative Gewinn lag bei 37 Millionen, genau das Niveau des Vorjahres.

Kleinste Sparte im Konzern ist die Film- und Serienproduktion, Content Production & Global Sales genannt. Die Sparte wuchs 2016 um 38 Prozent auf 362 Millionen Euro. Das Ebitda erreichte 47 Millionen Euro, 87 Prozent mehr als 2015.


Einziges deutsches Medienunternehmen, das im Dax notiert ist

Ebeling hat den Konzern seit seinem Amtsantritt vor acht Jahren kräftig umgebaut. So beschränkte der ehemalige Novartis-Manager die TV-Aktivitäten des Konzerns im Wesentlichen auf den deutschsprachigen Raum und diversifizierte ihn. So gelang es ihm, ProSiebenSat.1 unabhängiger von klassischen TV-Erlösen zu machen. Vergangenes Jahr hatten bereits 47 Prozent der Umsätze der Sendergruppe nichts mit Fernsehwerbung zu tun. Voriges Jahren waren es noch weniger als 40 Prozent. Das Unternehmen investiert in digitale Reisebörsen, Preisvergleichsportale und Onlineparfümerien. Dazu verfügt die Firma über ein Musiklabel, ist im Sportmanagement aktiv und forciert das Geschäft mit Serien und Shows.

Die vorläufige Höhepunkt von Ebelings Schaffen in Unterföhring: Seit dem vergangenen Frühjahr ist ProSiebenSat.1 als einziges deutsches Medienunternehmen im Dax notiert. Der Aufstieg in den deutschen Leitindex ist eine geradezu märchenhafte Story. Noch vor sieben Jahren war die Pro-Sieben-Sat-1-Aktie ein Pennystock: Sie notierte gerade mal bei 0,88 Euro. In Frankfurt stand der Kurs am Donnerstagmorgen bei knapp 39 Euro.

Allerdings: Seit dem Einzug in den Dax im März 2016 haben die Aktien etwa 16 Prozent an Wert verloren. Der Dax hat im selben Zeitraum hingegen etwa ein Fünftel an Wert gewonnen. Im Herbst verstörte eine Kapitalerhöhung die Anleger, außerdem fürchteten die Investoren eine Flaute im Geschäft mit der TV-Werbung.

Seit Jahresanfang jedoch geht es auf dem Parkett aber wieder aufwärts. Ob die die Prognose Ebelings den Papieren jedoch einen weiteren Schub gibt ist fraglich. Für das laufende Jahr verspricht der Manager zwar erneutes Wachstum. Der Umsatz soll jedoch nur um bis zu neun Prozent klettern, damit wäre der Konzern deutlich weniger dynamisch unterwegs als 2016; der Gewinn soll weiter steigen. Akquisitionen werden auch dieses Jahr eine wichtige Rolle spielen. Anfang des Monats erst hat Ebeling die Übernahme des österreichischen TV-Senders ATV verkündet.