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Lagarde nimmt es mit dem Casino auf: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Alexander Weber über den Kampf gegen die Wettsucht. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages täglich direkt in ihre Mailbox.

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EZB stellt sich den Zinswetten

Wenn EZB-Präsidentin Christine Lagarde heute Nachmittag vor die Presse tritt, wird sie um ein Thema nicht herumkommen: Zinssenkungen. Bislang hatte sie einen großen Bogen darum gemacht, um die Wetten der Investoren nicht noch weiter anzuheizen. Denen genügten überraschend gute Inflationsdaten, um auf immer weiter gehende Lockerungen im kommenden Jahr zu setzen.

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Nun half den Anlegern auch noch Jerome Powell, Chef der Federal Reserve. Auch für die USA wird auf eine baldige Zinssenkung gesetzt. Doch statt nach der geldpolitischen Sitzung am Mittwoch Kontra zu geben, bestätigte Powell vielmehr, dass auch die Notenbanker darüber diskutieren. Das schickte die Aktien nach oben und die Anleiherenditen nach unten. Für EZB und Fed erwarten die Märkte 2024 nun ganze sechs Zinssenkungen um jeweils 25 Basispunkte.

Das dürfte der EZB dann doch etwas zu schnell gehen. Einige Räte haben bislang noch nicht einmal bestätigt, dass die Zinsen überhaupt auf dem Höhepunkt sind. Viel wird auch von den neuen Projektionen abhängen, die die EZB heute veröffentlicht. Schon ein pessimistischer Inflationsausblick würde signalisieren, dass die Zinswetten zu weit gegangen sein könnten.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Boris Groendahl, Alexander Kell und Verena Sepp: Malus, Taubenbraten, die Ampel hat’s ja, Zeit für Gespräche, und Aufpreis-E.

Malus

Mit bedingten Prämien verhält es sich so, dass sie unter Bedingungen gezahlt werden. Bei Wegfall oder Nichteintreten dieser Bedingungen werden sie eben leider nicht gezahlt, oder, noch leiderer, sogar zurückgefordert, wofür das Englische den etwas martialischen Ausdruck Clawback kennt. Wenn die Boni, wie häufig, in Aktienoptionen gewährt werden, über die erst verfügt werden kann, wenn die Bedingungen eingetreten sind, dann können die einfach anulliert werden. Bei der Credit Suisse kam es am Gipfel ihrer Krise aber zu der speziellen Situation, dass Aktien als Bonus-Währung nicht mehr wirklich attraktiv aussahen. Dennoch musste die Bank unbedingt etwas zahlen, um die frustrierten Banker nicht nur bei Laune sondern auch an Bord zu halten. Also zog sie die Boni erstens vor und zahlte sie als Upfront Cash Awards in bar aus — unter der Bedingung, dass die Empfänger dabei blieben. Einige nahmen das Geld und gingen trotzdem und bekommen nun offenbar zu Hunderten unschöne Briefe von der UBS. In China hatte die Credit Suisse große Pläne für ihr Wealth Management, die die UBS nun aber begräbt. Alle mindestens 20 Banker wurden Insidern zufolge entlassen, da die neue Mutter sie nicht übernimmt.

Taubenbraten

Die Wall Street hat mit einem Rekordhoch beim Dow-Jones-Index auf die Nachricht reagiert, dass die Notenbanker der Federal Reserve 2024 mit mehreren Zinssenkungen rechnen. Noch stärker als Aktien und Bonds waren Kryptowährungen gesucht. Das illustriert den Risikoappetit, den die Fed mit ihrem Schwenk ins Taubenlager ausgelöst hat. “Dies ist ein massiver Paradigmenwechsel an der Wall Street, der aggressivste Zinserhöhungszyklus seit Jahrzehnten geht zu Ende”, sagt Adam Sarhan, Gründer von 50 Park Investments. “Die Fed betrachtet die Inflation nicht mehr als Staatsfeind Nr. 1.” Bondinvestor Jeffrey Gundlach hält den Konjunkturausblick für so düster, dass nächstes Jahr mit 200 Basispunkten an Zinssenkung zu rechnen sei. Es werde “eine Menge Geld gedruckt” werden müssen. Die SNB hat ihren Zinserhöhungszyklus beendet und stellt mit Blick auf den Devisenmarkt den Verkauf von Fremdwährungsbeständen nicht mehr in den Vordergrund.

Die Ampel hat’s ja

Die Subventionen der Bundesregierung für den Ausbau der heimischen Halbleiterproduktion sind trotz Karlsruhe-Urteil nicht in Gefahr. Dabei geht es um Chipfabriken von Intel bei Magdeburg und von TSMC bei Dresden. “Die Investitionen für die Transformationsvorhaben sind gesichert”, erklärte Michael Kellner, der Grünen-Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, gegenüber DPA. “Es ist ein wichtiges Signal, dass die Investitionen für die Halbleiterindustrie in Ostdeutschland gesichert sind”, sagte Carsten Schneider, der Regierungs-Beauftragte für Ostdeutschland. Die disparate Ampelkoalition hatte sich mit Finanztricks Ausgabenspielräume geschaffen, die nach der Intervention des höchsten Gerichts zusammengestrichen werden mussten. Während Milliardenkonzerne Subventionen erhalten, werden Wirtschaft wie Verbrauchern 2024 höhere Kosten aufgebürdet — etwa durch die Anhebung des CO2-Preises und die Erhebung einer Kerosinsteuer für Inlandsflüge. Gleichzeitig soll der Abbau von Staatsbeteiligungen Geld in die Kasse spülen. Der Spiegel berichtet, dass Anteile an Telekom und Post abgestoßen werden sollen, um die marode Bahn wie geplant sanieren zu können. Eine weitere Aussetzung der Schuldenbremse ist absehbar.

Zeit für Gespräche

Wolodymyr Selenskyj kehrte mit leeren Händen aus den USA zurück, wo er die Kongressabgeordneten um die Bewilligung von 61 Milliarden Dollar für die Fortsetzung des Krieges gegen den Aggressor Russland gebeten hatte. Stehenden Applaus gab es diesmal nicht für einen Präsidenten, der die Einberufung von Männern über 45 und einen möglichen Guerillakrieg angekündigt hatte. Die Biden-Administration verlange für die Ukraine “Milliarden zusätzlicher Dollar ohne angemessene Kontrolle, ohne eine klare Strategie für den Sieg”, sagte der Republikaner Mike Johnson, Sprecher des Repräsentantenhauses. Auf dem heutigen EU-Gipfel könnte Ungarns Ministerpräsident Orban nun auch den europäischen Hilfsambitionen einen Strich durch die Rechnung machen. Sein Widerstand gegen 50 Milliarden Euro Finanzhilfe für Kiew und die Aufnahme von EU-Beitrittsgesprächen hat die EU-Partner frustriert. Russlands Präsident Putin kann sich ermutigt fühlen, dass den Westen der Mut verlässt. “Es wird Frieden geben, wenn wir unsere Ziele erreicht haben”, sagte der Kreml-Chef heute auf seiner im Fernsehen übertragenen Marathon-Pressekonferenz. Eine erneute — unpopuläre — Mobilisierung von Reservisten schloss er vorerst aus. Bei den Wahlen im März wird Putin für eine fünfte Amtszeit kandidieren und dann wohl bis 2030 herrschen.

Aufpreis-E

Sebastian Mackensen, Chef von BMW Nordamerika, hat keine Zweifel am Wachstum des Marktes für Elekrofahrzeuge. Aber ist das Wachstum so groß, wie es die Experten voraussagen? “Vielleicht nicht”, sagt Mackensen, und das könnte auch daran liegen, dass die Verbraucher nicht bereit sind, “einen echten Aufpreis für eine andere Antriebstechnologie zu zahlen”. Bei Continental ist man derweil “für alles offen”, um die angeschlagene Automobilsparte zu sanieren. Der Autozulieferer kämpft mit der Umstellung auf Elektroautos, die einerseits Kostensenkungen, andererseits Investitionen erfordert. Aktuell seien die Geschäftsbereiche Reifen, Industriekomponenten und Automobil sehr eng, vielleicht zu eng, miteinander verflochten, meint der neu bestätigte Schaeffler-Statthalter im Conti-Aufsichtsrat, Wolfgang Reitzle. Über eine Aufspaltung wurde in der Vergangenheit immer wieder diskutiert. “Wir müssen beweisen, dass wir die besten Eigentümer unserer Unternehmen sind, und wenn wir nicht gut genug sind, dann gibt es vielleicht jemand anderen“, sagte Reitzle gestern.

Was sonst noch passiert ist:

  • Moratorium bitte

  • Nestlé furchtlos

  • Trump führt

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