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Kondome statt Kraftwerke

Eon-Tochter Uniper - Kondome statt Kohlekraft

Seit Anfang des Jahres ist Uniper am Markt, im September will die Eon-Tochter sogar an die Börse. Firmenchef Klaus Schäfer kämpft vom Start weg aber mit einem ebenso grundsätzlichen wie großen Problem: Er hat alle Mühe, den Charme seines neuen Unternehmens heraus zu stellen. Uniper hat von Eon eben vor allem die notleidenden Kohle- und Gaskraftwerke übernommen – und die werden schnöde von Windrädern und Solaranlagen aus dem Markt gefegt. Schäfers Portfolio wirkt fantasielos und langweilig. Eine „sexy Story“, wie sie Investoren gerne haben, sieht jedenfalls ganz anders aus.

Vielleicht mögen die potentiellen Anleger also im ersten Moment sogar angenehm überrascht sein, wenn sie sich im Internet auf der – für ein deutsches Unternehmen durchaus naheliegenden – Internetseite „www.uniper.de“ verirren. Dort erwartet den Besucher das „Home of Adult Pleasure“ – hier soll die Lustbefriedigung von Erwachsenen ein Zuhause haben. Er kann nicht nur unter einer Vielzahl an unterschiedlichen Kondomen wählen, sondern aus einem umfangreichen Sortiment vom Gleitmittel über Massageöl bis zur einfachen Batterie, die Kunden für diverse Spielzeuge benötigen.

Für Vibratoren gibt es eine eigene Rubrik mit nicht weniger als 1158 Angeboten – vom „Silicone Love Rider“ bis zum „wasserdichten Rabbit“. Und eine weitere Rubrik kümmert sich speziell um Sexspielzeug für Damen – zum Beispiel „zarte Nippelklemmen in Schwarz“ für 15,95 Euro. Alles in allem noch einmal 456 Angebote.

Der Name Uniper steht zwar nach Schäfers Erklärung für „unique performance“ – „einzigartige Leistungsfähigkeit“ – und das mag auch für das auf der Homepage erhältliche Sortiment gelten – aber selbstverständlich hat der Energiekonzern nicht sein Portfolio erweitert. Die Domain „.de“ gehört der Uniper UG mit Sitz im schwäbischen Asperg bei Stuttgart.

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Das Unternehmen wurde am 18. September 2015 beim Amtsgericht Stuttgart von Geschäftsführer Tim Häußler als Unternehmergesellschaft eingetragen. Eine „UG“ ist haftungsbeschränkt und mit weniger Einsatz zu gründen wie eine „GmbH“. Als Unternehmensgegenstand gilt das „Handeln mit Kondomen“, das Stammkapital beträgt nicht mehr als 500 Euro. Die Homepage soll erst seit wenigen Wochen im Netz sein.

Der 35-jährige Häußler war auf Anfrage für Details seines Unternehmens nicht zu erreichen. Ein Sprecher der Uniper SE lehnte einen Kommentar ab.


Uniper ist nicht einzigartig

Der Namensvetter mit seinem pikanten Angebot mag für den Energiekonzern ärgerlich sein, rechtlich ist aber wohl alles in Ordnung. Markennamen lassen sich immer nur für bestimmte Produkt- und Dienstleistungsklassen sichern. So hat sich Noch-Eigentümer Eon den Namen Uniper zwar unter anderem für den „Handel mit Kohle“, den „Handel mit Strom und Gas“ sowie die „Erzeugung von Strom aus Gas, Wasser, Kohle, Kernkraft“ und sogar aus „erneuerbaren Energien“ sichern lassen – aber aus verständlichen Grünen nicht für den Handel mit Erotikartikeln. Es gab bei der Namensgebung vor mehr als einem Jahr noch andere Unipers auf der Welt und auch die Seiten „uniper.de“ und „uniper.com“ waren schon vergeben.

Der Energiekonzern versuchte zwar – wie es in Branchenkreisen heißt – gängige Domains aufzukaufen. Aber schon bei der wichtigsten, „www.uniper.com“, stieß er auf zu großen Widerstand. Der Eigentümer, ein kleines schwedisches IT-Unternehmen, forderte viele Millionen. Eon war zwar bereit, den Schweden ein Vielfaches von deren Jahresumsatz zu bezahlen, aber die Forderung war einfach zu hoch. Den Versuch, die Domain „.de“ zu bekommen, unternahmen die Juristen des Energiekonzerns offenbar erst gar nicht mehr.

Eon-Chef Johannes Teyssen und Uniper-Chef Klaus Schäfer entschieden sich schließlich für einen auf den ersten Blick cleveren Schachzug. Die Uniper SE wählte eine Adresse, die schon direkt den Geschäftszweck wiedergibt – und noch komplett frei war: „www.uniper.energy“.

Inzwischen erscheint der Zug allerdings nicht mehr ganz so clever. Damals lief „uniper.de“ noch ins Leere – seit kurzem ist aber das pikante Sex-Angebot online.

KONTEXT

Die Börsengänge der Töchter von Eon und RWE

Energiewende sorgt für Veränderungen

Die von der Energiewende gebeutelten Energieriesen Eon und RWE treiben ihre geplanten Börsengänge voran. Eon will die Kraftwerkstochter Uniper im September an die Börse bringen, RWE das Ökostromgeschäft Innogy im Herbst.

Die Unternehmen

Die Eon-Tochter Uniper hat ihren Sitz in Düsseldorf, beschäftigt knapp 14.000 Mitarbeiter und erzielte nach Konzernangaben 2015 auf Pro-Forma-Basis ein Ebit von 0,8 Milliarden Euro und einen Nettoverlust von rund vier Milliarden Euro. Chef ist der ehemalige Eon-Finanzvorstand Klaus Schäfer.

Die RWE-Tochter Innogy hat ihren Sitz in Essen, beschäftigt knapp 40.000 Mitarbeiter und erzielte rein rechnerisch nach RWE-Angaben 2015 einen operativen Gewinn (Ebitda) von 4,5 Milliarden Euro und einen Nettoergebnis von 1,6 Milliarden Euro. Geführt wird das Unternehmen von RWE-Chef Peter Terium, der nach dem Börsengang den Chefposten des Mutterkonzerns abgibt.

Das Geschäft

Uniper betreibt Kohle- und Gaskraftwerke in Europa und Russland mit rund 40 Gigawattt. Hinzu kommen Wasser- und Atomkraftwerke in Schweden sowie der Energiehandel.

RWE Innogy bündelt das Geschäft mit Ökostrom, Strom- und Gasnetzen sowie den Vertrieb von Strom und Gas.

Die Börsengänge

Eon bringt im Zuge eines Spin-Offs 53 Prozent der Uniper-Anteile an die Börse und legt sie den eigenen Aktionären ins Depot. Einnahmen erzielt der Konzern dabei zunächst nicht. Eon will allerdings mittelfristig die restlichen Aktien versilbern, allerdings nicht vor 2018.

RWE will zunächst zehn Prozent von Innogy an die Börse bringen. Zeitgleich und später könnten weitere Anteile verkauft werden, RWE will aber die Mehrheit behalten. Analysten schätzen, dass der Konzern für das Paket von zehn Prozent rund zwei Milliarden Euro kassieren könnte.

Ausblick

Uniper und Innogy geben keine konkrete Geschäftsprognosen. Beide könnten aber bereits für 2016 eine Dividende ausschütten. Uniper steht von Beginn unter Druck. Der Konzern will bis 2018 Beteiligungen im Wert von mindestens zwei Milliarden Euro verkaufen und die Personalkosten senken.

Innogy erwartet stabile Geschäfte, da der größte Teil der Einnahmen, etwa für den Betrieb der Strom- und Gasnetze staatlich reguliert ist. Das Unternehmen peilt eine Dividende von 70 bis 80 Prozent des bereinigten Nettogewinns an.