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Kommentar: Unser Corona-Egotrip macht uns zum Gespött

Solch ein Pieks ist eine kleine Sache. Doch manche halten ihre Pobacken für besonders. Wenn wir unsere Einstellung zum Impfen und zu Corona nicht ändern – sind wir der Hanswurst der Weltgemeinschaft.

Ein Kommentar von Jan Rübel

So geht Impfen: Bulgariens Gesundheitsminister Kostadin Angelov sieht einem Priester zu, wie dieser geimpft wird (Bild: REUTERS/Stoyan Nenov)
So geht Impfen: Bulgariens Gesundheitsminister Kostadin Angelov sieht einem Priester zu, wie dieser geimpft wird (Bild: REUTERS/Stoyan Nenov)

Rekordwert klänge nach einer tollen Sache, gäbe es keine Pandemie. Denn diese Zeit diktiert uns andere Wichtigkeiten: Der Rekordwert im Deutschland von heute besagt, dass über 1000 Menschen an Covid-19 gestorben sind. Für eine angebliche Grippe ein ansehnlicher Wert.

Weniger rekordverdächtig ist die Anzahl der Impfungen hier gegen diese Krankheit. Das liegt daran, dass der Stoff ein noch rares Gut, die Produktion nicht vergleichbar mit der von Gummibären ist. Und es ist auch gut, dass Deutschland sich nicht in die erste Reihe drängt, eben keinen nationalen Egoismus zeigt und sich einer europäischen Verteilung des Impfstoffes nicht in den Weg stellt. Überhaupt ist da eine Zahl, die nicht vergessen werden sollte: Schon jetzt haben sich nach Angaben der Hilfsorganisation Caritas International die reichen Länder den Großteil des Impfstoffes reservieren lassen, obwohl in ihnen nur 14 Prozent der Weltbevölkerung leben. Im Jahr 2021 würden demnach in 70 ärmeren Ländern nur zehn Prozent der Menschen geimpft werden.

Ein komischer Hang zum Pseudozweifel

Da ist es doch ein Segen, möchte man meinen, wenn es eh Vorbehalte gegen diesen Pieks gibt. Könnte ja das eigene Immunsystem negativ beeinträchtigen, das ich mit Powermüsli, Hawaii-Bowl und sächsischen Christstollen täglich empowere. Die eigene Befindlichkeit, die wird hierzulande erstaunlich großgeschrieben.

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Haben Sie dieses Wort in den vergangenen Tagen auch gehört, in Gesprächen mit Verwandten und Bekannten? „Abwarten“, heißt es und meint: Erstmal sich nicht selbst impfen lassen, sondern schauen, wie es bei Anderen wirkt – man könnte eventuell eine blaue Haut davon kriegen, und das nicht an der Einstichstelle, nämlich überall wie der Blaue Klaus aus dem All. Oder wie ein Schlumpf.

Hauptsache Meckern

Wir erweisen uns gerade als Paradeschlümpfe. Da ist nicht einmal genug Impfstoff für alle jetzt da – und dennoch wird gemeckert. Während wir also die Wintersportgebiete trotz Lockdown stürmen, die Schulöffnungen auf Teufel komm raus durchziehen wollen und gerade für Silvester doch eine Party planen, die ein wenig wenig mehr wird als ein privates Get Together – während wir also mal wieder ausschließlich unsere eigene Pobacke im Blick haben, krepieren über 1000 Menschen in Deutschland an Covid-19.

Meckern können wir halt. Die „Bild“-Zeitung kritisiert in ihrer ersten Schlagzeile, „Nur 150.000 Dosen bei uns angekommen“, um dann drunter zu hetzen: „Aber Edith (101) als erste Deutsche geimpft“. Spalterischer lässt sich kaum vorgehen. Eine historische Aktion mit symbolischer Wirkung wird missbraucht, um dem Meckerdrang freien Lauf zu lassen. Und während die Umfragen besagen, dass gerade einmal die Hälfte der Befragten in Deutschland sich sofort impfen lassen würden, wird kritisiert, dass Deutschland bei der Verteilung der Dosen sich nicht an die Spitze brüllt.

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Was denn nun? Einerseits den Stoff als erstes haben wollen und ihn den anderen nicht gönnen, aber andererseits ihn sich selbst gar nicht injizieren lassen? Und dann Corona-Party feiern, wie etwa jüngst in Cottbus, wo AfD-Stadtpolitiker sich zum fröhlichen Ringen mit hinzugeeilten Polizisten trafen?

Wenn es so weitergeht, machen wir uns zum globalen Gespött. Anderswo werden keine Freizeitgebiete gestürmt, da stellt man sich brav zum Impfen an. Und lacht über die Hanswurste in Deutschland, die eben von einem ganz bestimmten Stoff allzu viel geimpft sind: Er nennt sich durchindividualisierte Pobackenschau.

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