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Kissinger sieht Berlin vor schwieriger Schlüsselrolle in Europa

(Bloomberg) -- Henry Kissinger floh als Jugendlicher aus Nazi-Deutschland und kehrte im Zweiten Weltkrieg als US-Soldat in eine zerstörte Heimat zurück. Heute sieht der Doyen der US-Außenpolitik Deutschland vor einem ähnlichen Dilemma wie schon Ende des 19. Jahrhunderts.

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In einem Interview mit Bloomberg-Chefredakteur John Micklethwait am 7. Juni in New York sagte Kissinger, das politische Gravitationszentrum Europas verlagere sich unaufhaltsam in Richtung Berlin. Deutschland müsse diese Führungsrolle ausfüllen, ohne den Kontinent und seine Nachbarn zu dominieren, so der gebürtige Fürther.

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“Das führende Land muss ein Beispiel für Mäßigung und Weisheit sein, wenn es darum geht, die Interessen der anderen Länder in Europa auszubalancieren”, sagte Kissinger, der auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges zunächst nationaler Sicherheitsberater und dann Außenminister der USA unter den Präsidenten Richard Nixon und Gerald Ford war. Im Interview geht es um Lebensweg und Karriere von Kissinger, der vor kurzem seinen hundertsten Geburtstag beging.

Dieses geopolitische Dilemma prägte Deutschland und Europa nach der Einigung des Deutschen Reiches 1871 unter Reichskanzler Otto von Bismarck ebenso wie nach der Wiedervereinigung von BRD und DDR im Jahr 1990. Nach dem Fall der Mauer sei das wiedervereinigte Deutschland auf einen Schlag zur mit Abstand bevölkerungsreichsten und ökonomisch mächtigsten europäischen Nation geworden, weswegen, so Kissinger, “weder die britische noch die französische Führung von der Wiedervereinigung Deutschlands begeistert” gewesen seien.

Berlins internationales Gewicht hat in unter Angela Merkel zugenommen, die bei ihrem Abgang die längstdienende Regierungschefin der EU war. Doch gilt Berlin nach wie vor als zurückhaltende Kraft, die ihre wirtschaftliche Stärke nicht in politische Macht ummünzt.

Nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine hat Bundeskanzler Olaf Scholz eine “Zeitenwende” in der deutschen Haltung zu Verteidigung und Sicherheit ausgerufen, die eine Änderung dieser Rolle bedeuten könnte. Berlin ist nun einer der führenden Lieferanten von Waffen und Hilfe für Kiew.

Kissinger sieht in der heutigen Lage Parallelen zur Situation nach dem Rücktritt Bismarcks, der Deutschland an einen Scheideweg brachte.

Die “Tragödie”, die nur wenige Jahrzehnte später zu zwei Weltkriegen führen sollte, lag laut Kissinger in der Unfähigkeit Deutschlands, seine eigene “Transformation” zu erkennen. “Jetzt ist es wieder in dieser Lage”, und das mit einer Führung, der die Lebenserfahrung von Krieg und totalitärer Herrschaft fehle, sagte er.

“Wir sind jetzt an einem Punkt, an dem eine neue Struktur Europas auf der Grundlage dieser Realität geschaffen werden muss”, sagte Kissinger. “Es ist eine neue Herausforderung für diese Generation.”

Überschrift des Artikels im Original:Germany Faces Dilemma Over Its Expanding Power, Says Kissinger

(Wiederholung von Donnerstag.)

©2023 Bloomberg L.P.