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Kanzler Helmut Schmidt im Anti-Hitler-Widerstand?

Nun hängt er wieder. An der Pinnwand im Wohnbereich der Helmut-Schmidt-(Bundeswehr-)Universität Hamburg. Altbundeskanzler Helmut Schmidt. Das kürzlich von einem Übereifrigen abgehängte Foto, das den einstigen Offizier Helmut Schmidt in der Uniform von Hitlers Wehrmacht zeigte, gilt nun als koscher.

Ein Sturm der Entrüstung hatte beim Abhängen des Fotos einmal mehr ins Gesicht der Bundesverteidigungsministerin geblasen. Sie habe das zu verantworten, sang der Chor der Entrüsteten, in dem auch Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (etwas sanfter) zu hören war. Dabei hatte Ursula von der Leyen über den vorauseilenden, doch nicht erwünschten, untertänigen Gehorsam aus der Presse erfahren.

Tempi passati, der „Tempest“ (Sturm) ist vorbei. Der junge Helmut Schmidt kann wieder in der seinen Namen tragenden Universität bewundert und verehrt werden.

Wodurch wurde der Wehrmachtsoffizier Helmut Schmidt nun doch wieder koscher im Sinne bundesdeutscher Vergangenheitsbewältigung? Durch beigefügte Zitate seiner selbst aus den 1940er-Jahren. Stolz verweist und zeigt die Universitätsleitung auf die dem Foto jetzt beigefügten typisch HS-flotten Sprüche über das NS-Regime, also seine „kritischen Bemerkungen zur NS-Führung“, wie es universitätsamtlich heißt. Offenbar „Schmidt Schnauze“ wie er leibte und lebte. „Unser“ Helmut Schmidt also. Vor 1935 wie nach 1945. Weiße Weste. Wäre da nicht eine, nein, die entscheidende Frage: Was hat der Wehrmachtsoffizier Helmut Schmidt im Zweiten Weltkrieg an der schrecklichsten aller schrecklichen Fronten gemacht oder nicht gemacht? Zum Beispiel vor Leningrad, das von der Wehrmacht mit Helmut Schmidt fast zwei Jahre lang, von 1941 bis 1943, belagert, eingeschlossen und ausgehungert wurde.

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Antworten darauf gibt die Bundeswehruniversität Hamburg nicht. Nicht einmal diese Frage stellte sie. Helmut Schmidt hat dazu nie Einzelheiten preisgegeben. Er blieb vage, wenngleich er selbst sich nie als Mann des Anti-Hitler-Widerstands stilisierte. Will das nun die Bundeswehruniversität Hamburg ihrem Namensgeber zuliebe nachholen? Fast scheint es so, und das ist peinlich.

Flotte Sprüche ersetzen keine historische Aufarbeitung. Das Foto hängt, doch das Denkmal hat Risse. Daran ist nicht Frau von der Leyen schuld, auch nicht „die“ Wissenschaft, sondern die Universitätsleitung, die eigene oder auswärtige Wissenschaftler beauftragen müsste, diese Fragen zu beantworten. Das ist ihre Pflicht sich selbst als Universität, also Ihrer eigenen Wissenschaftlichkeit gegenüber, der Bundeswehr und nicht zuletzt unserer Bundesrepublik Deutschland.

Der Historiker und Publizist Prof. Dr. Michael Wolffsohn veröffentlichte zuletzt den Bestseller „Deutschjüdische Glücksinder, Eine Weltgeschichte meiner Familie“, „Zivilcourage“ und „Zum Weltfrieden“