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Kabalen hinterm Deich

Medienmacher - Absatzbewegungen bei Media Impact

Eine Personalie sorgt beim NDR für Aufsehen. Am Donnerstag gab Julia Stein im NDR-Ressort Investigation ihren Ausstand. Sie ist bisher dessen stellvertretende Leiterin. Die ehemalige Chefin des NDR-Medienmagazins „Zapp“ hatte zuvor das NDR-Team Recherche aufgebaut, aus dem das spätere Investigations-Ressort hervorging. Das Ressort arbeitet vor allem für den Recherchepool von NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung“, dem wohl derzeit erfolgreichsten investigativen Rechercheverbund in Deutschland. An der Aufarbeitung der Panama Papers, aus denen hervorging, welche Prominenten, Politiker und Wirtschaftsführer ihr Geld in Steueroasen bunkerten, war sie ebenso entscheidend beteiligt wie an anderen Scoops.

Stein ist Mitglied des International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ), das bei der Aufklärung internationaler Skandale eine immer wichtigere Rolle spielt. So konnte das ICIJ die Echtheit der Panama Papiere mit den Daten eines zuvor verifizierten Leaks bestätigen. Die renommierte Journalistin ist auch Erste Vorsitzende von Netzwerk Recherche und gerngesehener Gast auf vielen Diskussionsveranstaltungen.

Jetzt zieht es Stein, nun ja, aufs platte Land. Sie wird Leiterin der neu geschaffenen trimedialen Abteilung Politik und Recherche im NDR-Landesfunkhaus Schleswig-Holstein in Kiel. Statt um internationale Affären wie die um die Panama Papers kümmert sie sich künftig um Kabalen hinterm Deich. Wie ein logischer Karriereschritt sieht das nicht unbedingt aus. In Senderkreisen heißt es denn auch, die 44-Jährige sei vor zwei sehr anstrengenden Alphamännchen geflohen. Da ist zum einen der stellvertretende NDR-Chefredakteur Stephan Wels. Seit er Anfang 2015 seine Funktion als NDR-Innenpolitikchef an Anja Reschke abgab, konzentriert er sich ausschließlich auf die Leitung des Ressorts Investigation. Und dann gibt es noch den ehemaligen „Spiegel“-Chefredakteur Georg Mascolo, dem, weil er freier Mitarbeiter ist, offiziell zwar nur die „fachliche Leitung“ des Ressorts obliegt. Tatsächlich gilt er als dessen eigentlicher Chef.

Stein bestreitet jedoch, vor zwei machtbewussten Männern Reißaus zu nehmen. Das sei absurd. Sie wechsle aus Neigung nach Schleswig-Holstein. „Das ist eine tolle Herausforderung“, sagt sie. „Mir hat der internationale Journalismus sehr viel Spaß gemacht, ich mag aber auch Regionaljournalismus.“ Dafür nimmt sie einiges Kauf: Die Mutter zweier Kinder, deren Familie in Hamburg lebt, wird nun zur Pendlerin.

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Nach Angaben eines NDR-Sprechers, soll Steins bisherige Stelle im Ressort Investigation wiederbesetzt werden. Mit wem, stehe aber noch nicht fest.

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Von Hamburg lernen, heißt siegen lernen

Eine Idee von Lars Haider, Chefredakteurs des „Hamburger Abendblatts“, wird nun auch von anderen Blättern der Funke Mediengruppe („WAZ“, „Berliner Morgenpost“) aufgegriffen. Der 46-Jährige hatte im vergangenen September zusammen mit seinen Ressortleitern und den Chefs der Außenredaktionen des „Abendblatts“ einen Zwölf-Punkte-Katalog erstellt, an den sich Reporter und Redakteure bei der Entwicklung von Geschichten halten müssen. Seit Anfang des Jahres ist der Katalog – zumindest in den Außenbüros der Zeitung – Richtschnur der journalistischen Arbeit.

Dabei enthalten die zwölf Punkte eigentlich nur Selbstverständlichkeiten: Geschichten des Abendblatts“ sollten das Zeug zum „Stadtgespräch“ haben. Sie sollen den Leser „unterhalten“ und „emotional berühren“ und möglichst viele Menschen ansprechen. „Ungewöhnlich“ sollen sie sein, idealerweise sogar „exklusiv“. Und natürlich muss die Bebilderung zur Story passen.

Normalerweise lernen Journalisten so etwas im Volontariat. Doch offenbar sah man bei Funke nicht nur in Hamburg Handlungsbedarf: Haider habe seinen Katalog „den anderen Chefredakteuren“ der Gruppe „im April vorgestellt“, bestätigt ein Unternehmenssprecher auf Anfrage: „Die Kriterien sind für die anderen Chefredakteure nicht verpflichtend, sondern dienen als Orientierung. Viele Chefredakteure setzen jetzt teilweise ähnliche Prozesse auf.“ So soll etwa die „Berliner Morgenpost“ kommende Woche ein Projekt starten, das mit dem in Hamburg vergleichbar ist. Bei Funke verspricht man sich davon einen Qualitätssprung in der Lokalberichterstattung.

Beim „Abendblatt“ bewertet Haider nun nach Punkten, wie die Außenredaktionen die neuen Vorgaben umsetzen. Bei einigen Redakteuren hat das zu Irritationen geführt. Allerdings sagt der Unternehmenssprecher, dass die Bewertung sich nicht auf einzelne Journalisten, sondern ausschließlich auf die Außenbüros als Einheit beziehe. Eine Übernahme der Punktebewertung durch andere Funke-Blätter sei nicht geplant.

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Ein Abgang hat beim „Manager Magazin“ einen kleineren Redaktionsumbau ausgelöst. Astrid Maier, bei dem Wirtschaftstitel bisher verantwortlich für IT und Telekommunikation, geht. Die Zuständigkeit für Telekommunikations-Themen übernimmt dann ihr bisheriger Kollege Philipp Alvares de Souza Soares zusätzlich zu seinem bisherigen Gebiet, der Berichterstattung über führende Unternehmen der Digitalwirtschaft. Zum 1. November kommt von der „Berliner Zeitung“ der Wirtschaftsredakteur und Reporter Jonas Rest zum „Manager Magazin“. Er wird sich dort um die IT-Branche kümmern. Zudem soll Rest sich der Automobil-Industrie annehmen und so den Auto-Experten Michael Freitag entlasten, der neuerdings für die „Namen + Nachrichten“-Seiten des „Manager Magazins“ verantwortlich ist.