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Joe Kaeser geht in die Verlängerung

Joe Kaeser soll weitere zweieinhalb Jahre an der Spitze von Siemens bleiben. Der Aufsichtsrat belohnt den Manager für den bisher erfolgreichen Umbau des Konzerns und verlängerte sein Mandat bis 2021.

Als Joe Kaeser vor ziemlich genau vier Jahren im Innenhof der Siemens-Zentrale die Quartalszahlen vorlegte, war er gerade frisch zum Vorstandschef ernannt worden. Der Technologiekonzern war damals nach einer Reihe von Gewinnwarnungen tief verunsichert, die Geschäfte liefen nicht gut. Vorgänger Peter Löscher musste gehen. Der Ex-Finanzvorstand Kaeser versprach Besserung – und hielt Wort.

Die aktuellen Zahlen des abgelaufenen Quartals können sich im Konkurrenzvergleich sehen lassen - auch, wenn sich das Wachstum zuletzt abschwächte und die Marge etwas unter Druck war. Zur Belohnung für den bislang erfolgreichen Umbau wurde nun bei der ersten Möglichkeit sein Vertrag um drei Jahre bis 2021 verlängert.

„Er ist nicht nur Garant des Erfolges, sondern auch der Stabilität in zunehmend unruhigen Zeiten", begründete Aufsichtsratschef Gerhard Cromme die Entscheidung. Der 60-jährige Kaeser habe die Neuausrichtung „mit großem Engagement und Unternehmergeist vorangetrieben“. Das Handelsblatt hatte bereits im Herbst berichtet, dass Kaeser dem Aufsichtsrat signalisiert hatte, weitermachen zu wollen. Für die Verlängerung gab es breite Unterstützung im Aufsichtsrat. „Er hat viel richtig gemacht“, lobte auch ein Arbeitnehmervertreter.

Es ist kein Zufall, dass beim Erzrivalen General Electric gerade erst Konzernchef Jeff Immelt abgetreten ist, während bei Siemens mit Kaeser verlängert wird. In den vergangenen Quartalen lief es bei Siemens meist besser. Die Münchener wuchsen wieder aus eigener Kraft und haben bei der Profitabilität Fortschritte erzielt. GE musste dagegen gerade erst einen Gewinneinbruch hinnehmen.

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Auch bei Siemens zeigt sich aber, dass die Geschäfte nicht einfacher werden. Der Umsatz wuchs im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2016/17 zwar immer noch vergleichbar um drei Prozent auf 21,4 Milliarden Euro. Doch hatte das Wachstum im Vorquartal noch fünf Prozent betragen. Der Auftragseingang sank im Jahresvergleich sogar vergleichbar um neun Prozent auf 19,8 Milliarden Euro. Er lag damit unter dem Umsatz - was auf künftig rückläufige Umsätze hinweisen kann. Der Rückgang bei den neuen Bestellungen lag an weniger Großaufträgen vor allem in der Kraftwerkssparte und im Windkraftgeschäft.

Insgesamt aber stimmt die Richtung. „Wir sind voll auf Kurs, mit unserer Vision 2020 und im Hinblick auf ein weiteres starkes Jahr“, sagte Kaeser. Die Medizintechniksparte von Siemens soll im kommenden Jahr an die Börse gehen. Die Erstnotiz solle mit dem Verkauf neuer Aktien an Anleger im ersten Kalenderhalbjahr 2018 erfolgen.

Siemens äußerte sich damit erstmals zu Zeitplan und Form des bereits in Aussicht gestellten Börsengangs. Bisher stand auch im Raum, dass Siemens alternativ die neuen Aktien an die eigenen Investoren verschenken oder die Medizintechnik-Sparte mit einem bereits börsennotierten Unternehmen fusionieren könnte.


Das Umfeld ist schwierig

Beim Konkurrenten GE waren die Erlöse von April bis Juni in absoluten Zahlen um zwölf Prozent auf 29,6 Milliarden Dollar gesunken. Das lag aber an Portfolio- und Währungseffekten. Auf vergleichbarer Basis sprach GE von einem Wachstum von zwei Prozent im Industriegeschäft.

Auch die Zahlen von ABB zeigten, dass das Umfeld nicht gerade einfach ist. Der Auftragseingang der Schweizer sank im zweiten Quartal um drei Prozent auf gut 8,4 Milliarden Dollar. Auf vergleichbarer Basis verblieb immerhin ein Plus von einem Prozent. Auch beim Auftragseingang ging es ohne Währungseffekte um drei Prozent nach oben. So konnte ABB-Chef Ulrich Spiesshofer verkünden, man habe „konsequent den Wachstumskurs fortgesetzt“. ABB hatte sich lange auf den Sparkurs konzentriert und war wachstumsschwach. Seit einigen Quartalen konzentrier sich der Konzern nun wieder stärker auf den Ausbau des Geschäfts.

Auch bei der Ertragsentwicklung sah die Quartalsbilanz bei Siemens gut, aber nicht glänzend aus. Wie erwartet sank die operative Umsatzrendite im industriellen Geschäft wegen der Windkraft-Fusion mit Gamesa und Kosten im Zuge der Übernahme des US-Softwarespezialisten Mentor Graphics auf 10,4 Prozent. Im Vorjahreszeitraum lag sie bei 10,8 Prozent, im Vorquartal bei 12,1 Prozent. Der Gewinn nach Steuern verbesserte sich aber um sieben Prozent auf knapp 1,5 Milliarden Euro.

Auch hier lohnt sich ein Blick auf den Konkurrenzvergleich. Bei General Electric brach der Gewinn im zweiten Quartal von 2,7 auf 1,2 Milliarden Dollar ein. Die operative Umsatzrendite im Industriegeschäft verbesserte GE nach eigenen Angaben leicht auf 13,2 Prozent. Bei ABB sank die operative Marge im zweiten Quartal von 12,9 auf 12,4 Prozent. Der Konzerngewinn unter dem Strich stieg wegen des Wegfalls von Restrukturierungskosten aber um 29 Prozent auf 525 Millionen Dollar.

Einfacher werden die Geschäfte für Siemens, ABB und GE nicht werden. „Makroökonomische und geopolitische Entwicklungen signalisieren ein durchwachsenes Szenario mit anhaltenden Unsicherheiten“, hieß es bei ABB.

Keine guten Zeiten also, um im Flottenverband – so nennt Kaeser die strategische Ausrichtung mit mehr Unabhängigkeit und Mobilität für einzelne Sparten – den Kapitän zu wechseln. So sind sie bei Siemens froh, dass der Mann auf der Brücke noch einmal drei Jahre dranhängt.