Dieses Jahr haben 1959 Bundeswehr-Soldaten vorzeitig ihren Dienst beendet – ein Anstieg um fast 15 Prozent
Im ersten Halbjahr 2022 haben insgesamt 1959 Soldatinnen und Soldaten vorzeitig ihren Dienst bei der Bundeswehr beendet, wie aus einem Schreiben des Verteidigungsministeriums hervorgeht, das Business Insider exklusiv vorliegt.
Unter den Abbrechern waren 897 Soldaten mit verpflichtender Dienstzeit sowie 1062 freiwillig Wehrdienstleistende. Zum Vergleich: Im ersten Halbjahr 2021 waren es insgesamt 1709 Soldaten. Das entspricht einem Anstieg der Abbrecherquote in diesem Jahr um 14,6 Prozent.
Besonders hoch war die Abbrecher-Quote unter Berufssoldaten. Sie stieg in diesem Jahr um 65 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2021 an. In absoluten Zahl sind das dagegen relativ wenige: Statt 52 in 2021 quittierten ihren Job in diesem Jahr 86. Auch gemessen an der gesamten Truppenstärke der Bundeswehr (183.116) haben mit fast 2000 Soldatinnen und Soldaten vergleichsweise wenig Soldaten ihren Dienst vorzeitig beendet.
Die Linke sieht einen Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg
Für den Bundestagsabgeordneten Ali Al-Dailami (Linke), der die Anfrage gestellt hat, ist der Krieg in der Ukraine und die damit verbundene Aufrüstung der Bundeswehr ein plausibler Grund für die hohe Abbrecherquote: "Der Angriffskrieg Russlands sowie die verbale und materielle Aufrüstung infolge dieses Krieges, scheinen hierzulande zu einer Verunsicherung und sinkender Einsatzbereitschaft unter den Soldatinnen und Soldaten zu führen", sagte Al-Dailami Business Insider.
Dass die Zahl der Abbrecher mit der vergleichsweise erwartbaren Zahl an vorzeitigen Dienstbeendigungen begründet sei, wie sie auch in anderen Branchen vorhanden ist, glaubt Al-Dailami nicht. Naheliegender sei ein Zusammenhang mit der "Scholzschen Zeitenwende sowie der von Baerbock angemahnten 'Kriegsmüdigkeit'."
Das Verteidigungsministerium hat den Zusammenhang zwischen der Abbrecherquote und dem Ukraine-Krieg noch im April zurückgewiesen. Es handle sich stattdessen um "normale Wellenbewegungen", die es auch in anderen Branchen gegeben hätte.