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Inhaberfamilie wieder an der Macht bei C&A: So tickt die geheimnisvolle Brenninkmeijers-Dynastie

Die Anfänge der Modekette reichen bis zum Jahr 1841 zurück. - Copyright: picture alliance / CHROMORANGE | Weingartner-Foto
Die Anfänge der Modekette reichen bis zum Jahr 1841 zurück. - Copyright: picture alliance / CHROMORANGE | Weingartner-Foto

Heute ist C&A nur eines von vielen Bekleidungsgeschäften, die sich in den Straßen der Innenstädte Deutschlands säumen. Doch hinter der drittgrößten Modekette Deutschlands verbirgt sich eine Geschichte, die viel spektakulärer ist, als die gräuliche Fenster-Fassade der meisten Filialen vermuten lässt. Denn das Unternehmen gilt als Pionier der Mode, wie sie im 21. Jahrhundert geläufig ist: Den Klamotten "von der Stange".

Dahinter steht eine Familie, die nur wenig über sich preisgibt und die mit ihren Modeläden reich geworden ist: die Brenninkmeijers. Sie gelten als äußerst verschwiegen. Erst seit Ende der 90er-Jahre dringen mehr und mehr Einzelheiten über sie ans Licht. Mitglieder geben vermehrt Interviews, lassen sich sogar fotografieren. Im Jahr 2016 gaben Familienmitglieder dem ZDF erstmals ein Interview vor der Kamera.

Doch wer steckt hinter der Familie, die den bekannten Modehändler C&A ins Leben riefen und inzwischen eine Reihe anderer Firmen im Portfolio haben?

Eine konservative Familie, die modische Revolutionen anstieß

Ihre Geschichte beginnt mit Clemens und August Brenninkmeijer. Sie gründeten im Jahr 1841 C&A Brenninkmeijer im niederländischen Sneek. Trotz des Sitzes in Holland bezeichnete die Familie jedoch das grenznahe Mettingen in Nordrhein-Westfalen als ihre Heimat. Dort besaß die Familie einen Hof. Die Geschwister machten sich auf, um im Nachbarland Stoffe zu verkaufen, weil er nicht ausreichend Erträge abwarf. Bis heute kommen die Brenninkmeijer an diesem Ort zusammen und unterhalten sogar ein Museum dort. Die Geschichte von C&A nahm von dort ihren Lauf.

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Noch heute leitet die Familie Brenninkmeijer das Modehaus. Zuletzt wurde übergangsweise Miteigentümer Edward Brenninkmeijer als CEO eingesetzt, nachdem seine Vorgängerin Giny Boer überraschend das Unternehmen verlassen hatte. Dabei ist C&A nur einer von mehreren Firmen, die über die Dachgesellschaft Cofra verwaltet werden. Inzwischen verwaltet die Holding in der Schweiz ein Vermögen von über 30 Milliarden Euro.

Das Portfolio der C&A Familie geht weit über Mode hinaus

Zum Portfolio gehören neben C&A die Private-Equity-Gesellschaft Bregal, die 2023 mit 17 Milliarden Euro den größten Teil ausmachte, berichtet die "NZZ". Zu ihr gehört etwa die Juwelierketten Embassy. Hinzukommt die Immobilientochter Redevco mit 9,7 Milliarden Euro, die unter anderem die Liegenschaften der C&A-Läden managt. Und darüberhinaus die Tochter Anthos Fund & Asset Management. Aber in der Holding finden sich auch Beteiligungen in saubere Energie (Cofra Clean Energy und Solardachanlagen-Entwickler Sunrock) sowie in nachhaltige Nahrungsmittel (The Sustainable Food Group, die in Gewächshäuser und Setzliche investiert).

Doch zurück zu C&A, dem bekanntesten Geschäftszweig der Brenninkmeijers. In den letzten Jahren trennte sich die Modekette von den meisten ausländischen Geschäftseinheiten. 2020 etwa verkaufte C&A sein China-Geschäft an einen Investmentfonds aus dem Reich der Mitte. Käufer war der Fonds Beijing Zhongke Tongrong Private Equity Investment. Zuvor hatte C&A seine Geschäfte in Mexiko an das lokale Handelsunternehmen Grupo Axo verkauft.

Doch wer bestimmt das in der Familie alles mit?

Das Gremium der Familienaktionäre

Ein Gremium von bis zu sechzig Familienaktionären darf in die Führung des Clans aufsteigen. Wie viel genau beteiligt sind, wird nicht veröffentlicht. Auch nicht, wie hoch der Frauenanteil ist. Mit 55 ist allerdings das Ende erreicht. Dann müssen die Mitglieder aussteigen und im Alter von 63 Jahren ihre Anteile verkaufen. "Jeder Brenninkmeijer ist ein Zahnrad, und wenn ein kleines Rädchen defekt ist oder fehlt, läuft die Uhr nicht", beschrieb ein Familienmitglied das Verhältnis dem "Manager Magazin".

Anteilseigner können in der Familie aber nur diejenigen werden, die vorab ein Training absolvieren. Der Holding Chef Maurice Brenninkmeijer erklärte in einem Interview mit der "Zeit": "Wenn ich zurücktrete, werde ich nach einer gewissen Zeit meine Anteile verkaufen. Wenn meine Kinder ins Geschäft eintreten wollen, müssen auch sie sich fürs Trainingsprogramm bewerben, angenommen werden und darin wachsen. Ihre Erfolge und ihre Entwicklung basieren auf ihrem Vor- und nicht auf dem Nachnamen. Und nur wenn sie dann aufgrund ihrer individuellen Verdienste und Wertvorstellungen in eine Führungsposition befördert werden, werden sie eingeladen in die Gruppe der Eigner und können ihrerseits Anteile kaufen."

Doch bedeutet das nicht Druck für die kommenden Generationen, ins Unternehmen einzutreten? Brenninkmeijer sagt: "Familienmitglieder, die in unserem Trainingsprogramm sind, werden beobachtet. Wir unterstützen sie beim Studium, und sie wollen bald in unser Geschäft einsteigen. Existiert da ein Druck? Natürlich. Ich denke, in diesem Sinne sind wir eine ziemlich normale Familie."

Wie C&A vom Pionier zum Sorgenkind der deutschen Modeindustrie wurde, lest ihr hier in der Bildergalerie.

Die Geschichte von C&A – dem Pionier der Mode von der Stange

Youtube / Screenshot

1841: Clemens und August Brenninkmeyer gründen „C&A Brenninkmeyer“

Als Clemens (links) und August Brenninkmeyer ihren Hof im westfälischen Mettingen verließen, zogen sie von Tür zu Tür und verkauften Tuch. Im Jahr 1841 gründeten sie im niederländischen Sneek, rund 250 Kilometer von Mettingen entfernt, ihr erstes Geschäft: C für Clemens und A für August. Mit der Eröffnung legten sie Bedingungen für ihr Unternehmen fest: Weibliche Brenninkmeyers sollten sich aus dem Geschäft heraushalten, alle männlichen Nachfolger sollten bei C&A arbeiten. Das geht aus einer Doku des ZDF hervor.

ullstein bild/ullstein bild via Getty Images

1911 wurde die erste deutsche Filiale in Berlin eröffnet

Um von ihrem Geschäft leben zu können, mussten die Brüder expandieren – erstmals im Jahr 1893 nach Amsterdam. Ende des 19. Jahrhunderts existierten bereits zehn Geschäfte von C&A Brenninkmeyer in den Niederlanden. Im Jahr 1911 folgte die erste deutsche Filiale in Berlin.

Albert Harlingue/Roger Viollet via Getty Images

Das konservative Modehaus wird zum Revolutionär — und macht Mode erschwinglich

Mode war Anfang des 20. Jahrhunderts jenen vorbehalten, die Geld für maßgeschneiderte Kleidung hatten. Diese Gesellschaftsschicht machte etwa vier Prozent der deutschen Bevölkerung aus.

Die Brenninkmeyers entschieden sich, Mode für die restlichen 96 Prozent anzubieten. Die Kleidung stammte aus der Massenfertigung, produziert in Konfektionsgrößen. Schon im Jahr 1890 hatte das Modehaus angefangen, sich darauf zu spezialisieren. Eine Revolution.

Youtube/ Screenshot

Mit C&A Brenninkmeyer kommen feste Preisschilder — und der Anfang einer Ära

Zur Revolution gehörten neben erschwinglicher Kleidung für die ganze Familie auch fixe Preise, die sich in Preisschildern manifestierten.

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Mitte der 1930er-Jahre gehören zum Unternehmerkreis der Familie 43 Personen.

Das Brenninkmeyer-Imperium wuchs weiter, bald zählte C&A 43 Familienmitglieder. Doch mit der Anzahl von Personen im Führungskreis entstanden laut ZDF auch Machtkämpfe.

Es gibt daher Normen, an die es sich bis heute alle halten müssen. Unter anderem können Familienmitglieder nur aufs Privatvermögen zugreifen, wenn ein Betreuer einer unabhängigen Firma dies beglaubigt. Außerdem muss sich ein Brenninkmeyer in leitender Position zum katholischen Glauben bekennen. Die Religion hatte schon immer eine herausragende Position in der Familie: Seit den 1920er-Jahren spendet der Clan regelmäßig Teile des Gewinns für wohltätige Zwecke.

Youtube / Screenshot

Während der NS-Zeit kam auch C&A ins Straucheln — und suchte sich Hilfe bei den höchsten Instanzen

Die Religion hielt die Familie zusammen, doch sie wurde C&A zur NS-Zeit beinahe zum Verhängnis. Die Brenninkmeyers waren den Nazis ein Dorn im Auge – wegen ihres Katholizismus und dem wirtschaftlichen Erfolg. Vor allem aber stammten sie aus Holland — und galten damit als Ausländer.

Die Familie betonte immer wieder ihre Herkunft in Mettingen und suchte Unterstützung beim damaligen Reichswirtschaftsminister Hermann Göring. Dessen Frau kaufte gerne bei C&A ein. Das Unternehmen durfte sein Geschäft weiter betreiben, profitierte sogar vom billigen Verkauf jüdischer Geschäfte und erwarb neun von ihnen. Im Gegenzug beschenkte die Familie die Görings, unter anderem mit wertvollen Gemälden. Um seine Geschichte aufzuarbeiten, öffnete C&A kürzlich sein Archiv.

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C&A erholt sich vom Krieg — und die Nachfrage ist so hoch wie nie zuvor

Während des Krieges wurden 14 der 20 Geschäfte in Deutschland zerstört — und später wieder aufgebaut.

Die Nachfrage war während des Wirtschaftswunders in den 1950er-Jahren so hoch wie nie zuvor. Am 20. Juni 1953 gingen in München mehr als 10.000 Menschen gegen Gewerkschafter auf die Straßen, um für und gegen längere Ladenöffnungen zu protestieren. Am Samstag sollte nicht nur bis 14, sondern bis 17 Uhr geöffnet sein, hatte C&A in Bayern angestoßen. Die Modekette konnte sich vorerst nicht durchsetzen.

Binder/ullstein bild via Getty Images

C&A verkaufte Miniröcke — und sorgte für Skandale

Für den wirtschaftlichen Erfolg ließen die C&A-Brüder auch mal ihre katholisch-konservativen Prinzipien fallen. Als  junge Menschen in den 60er-Jahren kurze Röcke und Bikinis tragen wollten, nahm das Modehaus diese ins Sortiment auf – obwohl sich die ältere Generation darüber sehr echauffierte.

Im eigenen Unternehmen hingegen ging es nicht so liberal her. Beziehungen unter Angestellten waren verboten. Erfuhr die Geschäftsleitung von einer Liaison, wurde das Paar vor die Wahl gestellt: Trennung oder Heirat. Andernfalls würde es des Unternehmens verwiesen.

Kühn/ullstein bild via Getty Images

Brenninkmeyers in den 1970er Jahren: So erfolgreich wie die Krupps

Die Familie Brenninkmeyer gehörte in den 1970er-Jahren zu den erfolgreichsten Clans in Europa, ihr wirtschaftlicher Erfolg war mit dem der Stahl-Familie Krupp vergleichbar, berichtet das ZDF.

Der Weg für Mitglieder der Familie war jedoch nicht leicht: Ein potenzieller Nachfolger der Brenninkmeyers musste bis in die 1980er-Jahre hinein eine besonders strenge Ausbildung absolvieren. Keine Frauen, keine Verfügung über das eigene Geld, strenge Ausübung des Glaubens — und das sechs Jahre lang.

Bonn-Sequenz/ullstein bild via Getty Images

In den 1990er-Jahren schreibt das Unternehmen erstmals Verluste.

In den 1990er-Jahren schrieb das Unternehmen erstmals rote Zahlen und muss Mitarbeiter entlassen. C&A hat den Anschluss verpasst, heißt es. Der Markenname wurde von einigen Kunden spöttisch mit „Cheap and Awful“ (deutsch: „billig und schlecht“) übersetzt.

Der Imagewandel veranlasste das Unternehmen dazu, umzudenken. Es stellte erstmals sieben Manager ein, die nicht zur Familie gehörten. Bereits zwei Jahre später wurden sie wieder entlassen.

Youtube / Screenshot

Seit den 1990er-Jahren dürfen auch Frauen Teil des Führungsteams sein.

C&A lag also wieder vollständig in den Händen der Brenninkmeyers — mit einer kleinen Änderung: Auch Frauen durften erstmals Teil des Führungsteams sein. Im Jahr 2002 schreib C&A wieder schwarze Zahlen.

Johanna Brenninkmeijer war die erste Frau, die in den „Inner Circle“ aufstieg. Das war im Jahr 2016.

Im Jahr 2017 sollte Ex-Rewe-Chef Alain Caparros das Unternehmen an der Spitze modernisieren — trat aber im Herbst 2018 zurück, weil er einen Herzinfarkt erlitten hatte.

MUNIR UZ ZAMAN/AFP via Getty Images

Nach Brand in Textilfabrik: C&A schafft mehr Transparenz

Als am 24. November 2012 eine Textilfabrik in Bangladesch Feuer fing, entschied sich C&A dazu, seine Transparenz zu erhöhen — denn auch das Modehaus ließ dort produzieren. Seither veröffentlicht es einen Nachhaltigkeitsbericht, in dem aufgezeigt wird, wo die Kleidung hergestellt wird.

Shutterstock

Heute wird das C&A in der fünften Generation der Brenninkmeijers geführt.

Trotz Gerüchten um einen Verkauf nach China im Jahr 2018 gehört C&A noch immer zu den Top Ten der Bekleidungsfirmen in Deutschland.

Heute besitzt die Familie eine eigene Holding, die Cofra Holding AG, die unter anderem vollständige Eigentümerin von C&A ist und im schweizerischen Zug sitzt.

Dieser Artikel erschien bei Business Insider bereits im Juni 2020. Er wurde nun erneut geprüft und aktualisiert.