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Igor Setschin: Der „Darth Vader“ von Russland

In Russland gilt Igor Setschin als „gefährlichster Mann des Planeten“, entsprechend lautet sein Spitzname: „Darth Vader“. Viel ist über den Vertrauten von Wladimir Putin nicht bekannt. Das könnte sich jetzt ändern. Die USA haben den Vorstandsvorsitzenden des Ölkonzerns Rosneft auf ihre Sanktionsliste gesetzt. Damit rückt der 53-Jährige in den Fokus der Öffentlichkeit – mehr, als ihm womöglich lieb sein dürfte.

Einreisebeschränkungen und Kontosperren sind nur einige der Strafmaßnahmen, die die USA jüngst gegen führende russische Wirtschaftsvertreter verhängt haben. Einer von ihnen ist Igor Setschin. In einem Statement äußerte sich der Öl-Gigant spöttisch über die Sanktionen: „Ich sehe die neuesten Schritte Washingtons als eine hohe Bewertung der Effektivität unserer Arbeit.“

So gelassen er sich auch gibt – gerade gelegen kommt Setschin die neueste Entwicklung in der diplomatischen Krise zwischen den USA und Russland sicher nicht. Denn jetzt interessiert sich die Öffentlichkeit für ihn. Bisher hatte Setschin das erfolgreich vermieden. Der Chef des staatlichen russischen Ölkonzerns Rosneft gilt als Strippenzieher im Kreml. Ist in Russland die Rede von „Darth Vader“, ist damit Setschin gemeint. Man bezeichnet ihn dort auch als „gefährlichsten Mann des Planeten“. Und das ist nicht scherzhaft gemeint.

Wer also ist dieser Setschin? Seine Biografie wirft einige Fragen auf. Er lebte wohl eine Zeit lang in Mosambik, offiziell als Übersetzer. Wahrscheinlicher ist, dass er damals zugleich als KGB-Offizier tätig war. Dementiert hat er das jedenfalls nie. 1996 kehrte er nach Russland zurück, traf dort auf den ehemaligen Geheimdienstmitarbeiter Wladimir Putin und knüpfte mit ihm freundschaftliche Bande. Als Putin vier Jahre später Präsident wurde, hatte er Setschin nicht vergessen: Er machte ihn zu seinem Stabschef.

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Seitdem hat Setschin viele politische Ämter bekleidet. Angeblich agiert er aber lieber im Hintergrund und soll zu den „Silowiki“ gehören. Dahinter verbergen sich Geheimdienstler und Militärs, die auf wichtigen Positionen sitzen und im Geheimen die Strippen ziehen. Setschin ist Vertrauter Putins und graue Eminenz im Kreml. Unter anderem soll er seine Hände im Fall Michail Chodorkowski im Spiel gehabt haben. Nach dessen umstrittener Verurteilung verleibte sich sein eigenes Unternehmen Rosneft ein großes Stück von Chodorkowskis Jukos-Konzern ein.

Ein ehemaliger Mitarbeiter sagt über Setschin: „Er regiert mit eiserner Faust.“ Außerdem sei er Putin „loyal ergeben“. Nicht nur deshalb gibt sich Setschin wohl angesichts der US-Sanktionen ungerührt. Anhaben kann ihm der Strafenkatalog sowieso nicht viel, wie ein anderer hochrangiger Ölhändler der Nachrichtenagentur „Reuters“ versicherte: „Dann kann er eben nicht rüber fliegen, um mit den US-Energiechefs einen zu trinken. Ansonsten läuft das Geschäft weiter.“