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Hugo-Boss-Chef Mark Langer will wieder mehr in Europa produzieren

Individualisierte Mode statt Massenware: Mit künstlicher Intelligenz will der Hugo-Boss-Chef die Modeproduktion zurück nach Europa holen.

Mark Langer glaubt an die Modeproduktion in Europa. Der Chef der deutschen Modemarke Hugo Boss rechnet damit, dass in der kommenden Dekade entscheidende Teile der Produktion wieder nach Europa zurückkehren werden. Die Branche werde in zehn Jahren die technischen Voraussetzungen haben, von der heutigen Massenfertigung auf eine sehr individualisierte Fertigung umzusteigen, sagte er beim Club Hamburger Wirtschaftsjournalisten.

„Dass diese Produktion viel stärker wieder in Europa sein wird, ist sehr wahrscheinlich.“ Höhere Automatisierung und kürzere Transportwege ermöglichen es dann, schnell zu liefern. Das machen die niedrigeren Arbeitskosten in Asien wett. „Wir beginnen erst zu ahnen, was sich aus künstlicher Intelligenz für Möglichkeiten der Automatisierung ergibt.“

Zugleich werde man durch die Digitalisierung näher an die Kunden rücken. „Der Algorithmus weiß in zehn Jahren besser Bescheid als unsere Kunden es selber tun – und sie werden ihm vertrauen“, prophezeite Langer. In den Algorithmus könnten sowohl „Biodaten“ wie etwa Köpermaße als auch individuelle Präferenzen einfließen.

Der Normalkunde werde sehr stark auf den Algorithmus vertrauen – aber auch auf seinen Berater im Laden oder Online-Shop. Das ermögliche eine stärkere Personalisierung der Kleidung und somit einen höheren Anteil von „made to measure“. „In der künftigen Welt werden Marken auch noch eine starke Rolle spielen, aber möglicherweise eine geringere als heute“, sagte der 50-Jährige. Wichtiger als die Orientierung durch Marken werde möglicherweise der Algorithmus.

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Hugo Boss sei ein Vorreiter bei der Produktion in Deutschland. Das Unternehmen fertigt einen kleinen Teil seiner Produkte südlich von Stuttgart. Zuletzt habe Hugo Boss das durch eine Kapsel-Kollektion mit dem Schauspieler Daniel Brühl hervorgehoben.

Die Branche biete dabei auch Chancen für Zuwanderer: „Einige unserer fähigsten Mitarbeiter kommen aus Syrien.“ Kehrseite könnten Jobverluste in Asien sein. „Ich hoffe, dass die Veränderung so zustatten geht, dass die jungen Menschen, die in der asiatischen Textilindustrie ihren ersten industriellen Job gefunden haben, die Möglichkeit haben, sich weiterzuentwickeln“, sagte Langer.

Die aktuell ablaufende Verschiebung von Produktion von China an preisgünstigere Standorte wie Vietnam und Bangladesch könne sich durch den Handelskonflikt mit den USA noch beschleunigen, meinte Langer. Bislang sei seine Branche jedoch von den neuen Zöllen nicht betroffen. Hugo Boss spüre auch keine wirtschaftliche Abkühlung in der Volksrepublik. „Unsere neue strategische Ausrichtung greift in China erfreulich gut. Wir haben dort starke Wachstumsraten“, sagte er.

Nach einem deutlichen Gewinneinbruch hat Hugo Boss mit dem Antritt des ehemaligen Finanzchefs Langer als CEO im Jahr 2016 neue Wege eingeschlagen. So konzentriert sich das Unternehmen auf die beiden Marken Hugo Boss und Hugo und hat sein Ladennetz bereinigt.

Nächste Station soll ein Kapitalmarkttag am 15. November in London sein. „Wir werden in London unsere mittelfristigen Umsatz- und Ergebnisziele weiter konkretisieren“, sagte der Betriebswirt. Er wolle dort das „mittelfristige Anspruchsniveau“ für die kommenden Jahre konkretisieren und die Erfolge der vergangenen Monate vor allem im eigenen E-Commerce herausstellen. Die Analysten sind derzeit für Hugo Boss überwiegend positiv gestimmt und empfehlen die Aktie mehrheitlich zum Kauf.

Langer räumte ein, die Branche stehe in Deutschland nach dem langen Sommer vor Schwierigkeiten zu Beginn der wichtigen Herbst-Winter-Saison. „Die Monate Juli und August waren für viele deutsche Textilakteure kein einfacher Saisonauftakt“, sagte er.

Hugo Boss habe aber an seiner Guidance festgehalten. „Wir sehen uns weiterhin auf dem richtigen Weg, unsere Ziele fürs Gesamtjahr zu erreichen. Aber das dritte war sicherlich kein einfaches Quartal.“ Langer will am 6. November die Quartalsergebnisse veröffentlichen.