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Huawei wirbt in Brüssel um Vertrauen für die 5G-Vergabe

Es beginnt mit nichts Geringerem als dem Weltall: Der Zuschauer fliegt durch Galaxien, während ihm erzählt wird, dass der Gastgeber nur die beste Zukunft für ihn gestalten möchte. Es ist die Eröffnungsfeier des neuen Cybersicherheitszentrums des chinesischen Telekommunikationsausrüsters Huawei in Brüssel, die unter dem Motto „Offenheit, Transparenz, Zusammenarbeit“ läuft.

Im Publikum: Entscheidungsträger aus der EU, Geschäftsleute und Journalisten. Der Saal ist voll, nicht alle haben einen Platz bekommen. Während die Kameras unaufhörlich klicken, wirbt CEO Ken Hu um Vertrauen: „Ich verstehe voll und ganz die Sorgen um die Cybersicherheit“, sagt er. „Verschiedene Interessensgruppen haben verschiedene Meinungen, aber das hat nichts mit einem Mangel an Verantwortlichkeit zu tun.“ Es sei dringend nötig, das Investieren in Sicherheitsstandards als internationale Aufgabe zu begreifen.

Um deutlich zu machen, wie positiv er über die EU denkt, nennt er als Beispiel die Datenschutz-Grundverordnung. Sie sei ein Goldstandard für Datenschutz weltweit. Somit könne die EU auch die internationalen Cybersicherheitsstandards mitbestimmen und hier führend werden, umgarnt Hu die EU-Vertreter im Raum. „Wir sind immer stärker, wenn wir zusammenarbeiten“, ist schließlich Hus einprägsamer Abschlusssatz.

Huaweis Sicherheitschef John Suffolk hält anschließend einen langen Vortrag: Komplex dargestellt mit vielen Schemata, Pfeilen, Blasen und dazu immer wieder die Beteuerung: „Wir halten uns an die Regeln des jeweiligen Landes.“ Soll heißen: Wir sind ganz harmlos – und total sicher.

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Angst vor EU-Ausschluss

Huawei geht in die Offensive. Denn der Ausbau der nächsten Mobilfunkgeneration 5G steht bevor. In London und Bonn betreibt Huawei bereits Cybersicherheitszentren. Doch Brüssel hat für den Konzern künftig eine besondere Bedeutung. Denn die EU-Kommission erwägt, den Einsatz von Netzwerkausrüstung genauer zu kontrollieren.

Noch ist nichts entschieden. Aber Huawei ist sehr daran gelegen, sich in Brüssel als transparenten und verlässlichen Partner zu positionieren. Schließlich ist der Konzern in den USA, Australien und Neuseeland bereits vom Ausbau der 5G-Netze ausgeschlossen.

Bei der weltgrößten Mobilfunkmesse MWC in Barcelona versuchte eine Delegation aus den USA europäische Staaten und Netzbetreiber zu einem Ausschluss von Huawei zu drängen. Brüssel hat sich in der Frage noch nicht abschließend festgelegt.

Für die Chinesen läuft die Uhr. Die kommerzielle Einführung von 5G könnte schneller voranschreiten als ursprünglich geplant. Rund 30 Länder weltweit sollen noch in diesem Jahr Frequenzen für den Echtzeitmobilfunk zuweisen. Fast 200 Netzbetreiber weltweit können Lizenzen für den Aufbau ihrer 5G-Netze erhalten.

In Deutschland ist die Versteigerung für den 19. März angesetzt. Neben den etablierten Netzbetreibern Telekom, Vodafone und Telefónica wird auch 1 & 1 bei dem Verfahren der Bundesnetzagentur mitbieten. Insgesamt werden 41 Frequenzpakete im Zwei-Gigahertz-Band sowie im 3,6-Gigahertz-Band zugeteilt. Alle Mindestgebote belaufen sich auf insgesamt 104 Millionen Euro. Das ganze Verfahren könnte sich über Wochen hinziehen.
Für die Netzbetreiber ist 5G eine große Chance. „Besonders für die Industrie bietet 5G viele Möglichkeiten“, sagte Telekom-Chef Timotheus Höttges kürzlich. Der Dax-Konzern werde in diesem Jahr weltweit 12,7 Milliarden Euro investieren. Gelder, die auch den Aufbau der 5G-Netze vorbereiten sollen.

Chinas große Ambitionen

Jetzt ist die Phase, in der die Mobilfunkunternehmen festlegen, mit wem sie ihre Netze ausbauen wollen. Und Huawei will alles unternehmen, um international eine zentrale Rolle zu spielen. Laut Analysedienst IHS Markit brachte es Huawei im Jahr 2017 auf einen Anteil von 28 Prozent am globalen Markt für Telekommunikationsausrüstung, noch vor Ericsson (27 Prozent) und Nokia (23 Prozent).

Treiber für Huawei ist das Geschäft auf dem Heimatmarkt. Der Absatz in China macht rund die Hälfte des globalen Umsatzes von Huawei aus. Und der Konzern blickt weiter guten Geschäften entgegen.

In der großen Halle des Volkes in Peking gab Premier Li Keqiang am Dienstag zum Auftakt des jährlichen Volkskongresses die Leitlinien für die zweitgrößte Volkswirtschaft vor, denn der chinesische Staat schaltet sich massiv in den Ausbau des Mobilfunks in China ein. Und der Ausbau des schnellen Mobilfunks soll einer der Kernbereiche sein. „Wir werden die Geschwindigkeit unserer Netze weiter steigern“, kündigte Li an. Die bestehenden Antennenstandorte würden ausgebaut und verbessert.

Gleichzeitig wies Li die drei staatlichen Netzbetreiber im Land an, die Preise zu senken. Geschäftskunden sollten in diesem Jahr rund 15 Prozent weniger zahlen. Privatkunden sogar 20 Prozent weniger. „Mobilfunkpakete werden so reguliert, dass alle Konsumenten von den Senkungen profitieren werden“, versprach Li.

Staatlich geförderter Ausbau

Ein Ergebnis des staatlich geförderten Netzausbaus ist, dass in der Volksrepublik rund 14 Mobilfunkantennen auf 10.000 Einwohner kommen, in Deutschland sind es nur etwa neun. Damit hat Peking einen guten Vorsprung. Denn die Antennen lassen sich zu 5G aufrüsten.

Im Dezember hatte Peking Testlizenzen an die drei staatlichen Netzbetreiber China Mobile, China Unicom und China Telecom vergeben. Ab dem Jahr 2020 sollen kommerzielle 5G-Netze landesweit ausgerollt werden. In der Küstenmetropole Schanghai werden schon im Mai Tausende 5G-Antennen den Betrieb aufnehmen.

Insgesamt wird der 5G-Ausbau in der Volksrepublik 283 Milliarden US-Dollar verschlingen, prognostiziert Nomura Asset Management. Das wären rund 70 Prozent mehr als das ohnehin üppige Programm für den Ausbau des 4G-Netzes gekostet hat.

Für volle Leistung von 5G sind deutlich mehr Antennen nötig als bei 4G. Alle drei Netzbetreiber in China gehören dem Staat.