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HAUPTSTADTGEFLÜSTER: Kinderquäler im Kanzleramt?

(Bloomberg) -- Diese Corona-Runde im Kanzleramt könnte als Tiefpunkt in die Annalen des scheinbar endlosen Virus-Lockdowns eingehen. Angela Merkel hatte die Besprechung mit den Ministerpräsidenten, die eigentlich erst für den 25. Januar geplant war, aus Sorge über die mutierten Virus-Varianten auf den Dienstagabend vorgezogen.

Ziel war von Anfang an, die Lockdown-Maßnahmen noch einmal massiv zu verschärfen. Mit wachsendem Horror verfolgte Merkels Kanzleramtschef Helge Braun, der selbst Mediziner ist, in den vergangenen Tagen die explodierenden Infektionszahlen in Großbritannien und Irland. Um ein ähnliches Szenario in Deutschland zu verhindern, wurden sogar drastische Maßnahmen wie eine nächtliche Ausgangssperre oder die Einstellung des öffentlichen Nahverkehrs in Erwägung gezogen.

“Wir müssen jetzt mal einen Erfolg bringen”, gibt Merkel nach Angaben von Teilnehmern der Runde zu Beginn der Videoschalte als Parole aus. Schließlich könne man den Leuten doch nicht noch im April sagen, “dass wir die Friseure nicht aufmachen”.

Doch was dann folgt, sieht zumindest auf dem Papier nicht wirklich wie ein Erfolg aus: Der Lockdown wird verlängert, hier und da werden einige Maßnahmen nachgeschärft. Es kann also sein, dass die Friseure im April tatsächlich immer noch geschlossen sein werden.

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Dabei ist die wuchernde Haarpracht der Deutschen noch das geringste Problem bei den Bund-Länder-Verhandlungen. Für Aufregung sorgt der Wunsch der Bundeskanzlerin, nach den Friseuren nun auch alle Schulen bis Mitte Februar dicht zu machen. Derzeit liegt das noch im Ermessen des jeweiligen Bundeslandes, was bei Eltern und Kindern zunehmend für Verwirrung sorgt.

Doch einige Länderchefs stellen sich quer, Merkel ist genervt. Insbesondere Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig zieht den Zorn der Kanzlerin auf sich, als sie ihr vorwirft, Kindern und Jugendlichen die Bildung zu verwehren, während Arbeitgeber noch nicht einmal zum Homeoffice verpflichtet würden.

Merkel platzt der Kragen. “Das lasse ich mir nicht anhängen, Frau Schwesig, dass ich Kinder quäle und die Arbeitnehmer missachte”, zischt die Kanzlerin nach Angaben von Teilnehmern in die Leitung. Um die Gemüter zu beruhigen, legt man eine Pause ein. Der frisch gebackene CDU-Chef Armin Laschet, der nebenbei auch noch Nordrhein-Westfalen regiert, zündet sich ein Zigarillo an. Sein Konkurrent ums Kanzleramt, Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, telefoniert derweil.

Am Ende setzen sich die Länderchefs auch beim Thema Schulen gegen Merkel durch. Die Regelung, nach der alle Schüler von der Präsenzpflicht befreit sind, aber am Ende die Länder für Schulschließungen verantwortlich sind, bleibt bestehen.

“Es geht langsam an die Substanz”, sagt Söder später auf der gemeinsamen Pressekonferenz mit Merkel und Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller, dem derzeitigen Vorsitzenden der Ministerpräsidentenkonferenz. Auch Müller war in der Besprechung zuvor einer derjenigen, die eine generelle Schulschließung ablehnten. Der aufkommende Wahlkampf habe dabei aber keine Rolle gespielt, versichert Berlins Regierender danach. Söder lacht kurz auf. “Kleine Linien” in Sachen Wahlkampf seien doch zu erkennen gewesen, frotzelt Bayerns Regierungschef. Dann geht man auseinander.

Zumindest in den sozialen Netzwerken hat dieser denkwuerdige Abend seinen Niederschlag gefunden. Auf Twitter trendet am Mittwochmorgen der Hashtag “#merkelquaeltkinder”.

(Dieser Kommentar spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung von Bloomberg LP oder deren Eigentümern wider. Arne Delfs ist Reporter bei Bloomberg News.)

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