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Haniel rutscht in die Verlustzone – hält aber an Ceconomy fest

Stephan Gemkow legt seine letzte Bilanz als Chef des Familienunternehmens vor. Während das operative Ergebnis zulegte, fallen Vor- und Nachsteuergewinn deutlich.

Der 1756 gegründete Familienkonzern Haniel legte am Mittwoch seine Zahlen vor und musste verkünden, dass die Beteiligungen an den Handelskonzernen Metro und Ceconomy Haniel einen hohen Vor- und Nachsteuerverlust für das Jahr 2018 verursacht hatten. Haniel musste Wertberichtigungen auf den Großhandelskonzern und die Elektronikhandelsholding von mehr als einer Milliarde Euro verbuchen. Der Verlust nach Steuern belief sich auf 848 Millionen Euro.

Allein die Wertberichtigungen auf den Ceconomy-Anteil von 22,71 Prozent beliefen sich auf 654 Millionen Euro. Gewinnwarnungen und eine Führungskrise hatten den Ceconomy-Kurs stark belastet.

Trotz der deutlichen Wertberichtigungen will Haniel an der Beteiligung an Ceconomy weiter festhalten, betonte Finanzvorstand Florian Funck. „Das neue Management-Team wird dieses Potenzial auch heben.“

Der scheidende Vorstandschef Stephan Gemkow hatte bereits im vergangenen Jahr den Verkaufsprozess der Metro-Anteile gestartet und 7,3 Prozent an den tschechischen Investor Daniel Kretinsky veräußert.

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Vor wenigen Wochen wurde bekannt, dass Kretinsky seine Option auf die Haniel-Anteile verlängert hat; Insider vermuten, bis Juni. Die Verlängerung der Call-Option wird Haniel sich natürlich bezahlen lassen, dieses wird sich erst aber an den Halbjahreszahlen 2019 ablesen lassen. Dann wird Haniel nach mehr als 50 Jahren und einer jährlichen Rendite von 16 Prozent sein Metro-Engagement beenden.

Insgesamt steigerte Haniel im abgelaufenen Geschäftsjahr den Umsatz um 13 Prozent auf knapp 4,7 Milliarden Euro. Und auch der operative Gewinn (Ebita) stieg um 19 Prozent auf 301 Millionen Euro, oder bereinigt um die Zukäufe und Währungsschwankungen um sechs Prozent organisch. Die Dividende an die rund 690 Gesellschafter soll erneut bei 60 Millionen Euro liegen. Im Jahr 2019 sollen die Ergebnisse deutlich besser ausfallen.

„Unsere operative Performance belegt, dass wir von der erhöhten Diversifikation unseres Portfolios profitieren. Die Ergebnisse aus den Finanzbeteiligungen haben diese positive Entwicklung jedoch überlagert und das war für Haniel enttäuschend.“, sagte Stephan Gemkow, der das Unternehmen zum 30. Juni verlassen wird. Ihm folgt Thomas Schmidt, der bislang ebenfalls Teil des Haniel-Vorstands ist. Ab 1. Juli wird er gemeinsam mit Finanzvorstand Funck den Haniel-Vorstand bilden.

Dem künftigen Vorstandsduo stehen 1,4 Milliarden Euro zur Verfügung, um weitere Firmen zuzukaufen. Insgesamt sollen es zehn Beteiligungen werden, bislang sind es sechs. Weitere Mittel werden frei, wenn Haniel seine noch verbliebenen Anteile an der Metro verkaufen kann.

Bei den meisten Haniel-Firmen läuft es gut

Bei seiner letzten Bilanzvorlage zeigte Gemkow sich doch bewegt. Hinter ihm lägen sieben interessante und erfolgreiche Jahre, „die auch Kraft gekostet haben“. Und er betonte, dass Umsatz und Beschäftigtenzahl für Haniel nicht relevant seien.

Neben den Wertberichtigungen für die beiden Finanzbeteiligungen konnten die anderen Firmen positive Ergebnisbeiträge liefern. Vor allem bei dem Arbeitskleidungs- und Hygiene-Spezialisten CWS, der seinen Umsatz auf mehr als eine Milliarde Euro erhöhen konnte. Der CWS-Gewinn verdoppelte sich auf 140 Millionen Euro. Allerdings gehört das Unternehmen nur zu 82 Prozent zum Haniel-Reich.

Beim Rohstoff- und Schrotthändler ELG stieg zwar der Umsatz, aber der Gewinn sank von 49 auf 33 Millionen Euro. Der Fischverarbeitungsspezialist Optimar enttäuschte, weil er nur rund drei Millionen Euro Gewinn einfuhr. Aber er sei ein Hoffnungswert für das laufende Jahr, ebenso wie der Verpackungsmaschinenhersteller Rovema, der sowohl Umsatz und Gewinn aber auf 110 Millionen und elf Millionen Euro steigern konnte.

Der Matratzenbezugshersteller Bekaert Deslee enttäuschte dagegen: Der Umsatz sank um sechs Prozent, der Gewinn um fast die Hälfte auf 21 Millionen. Die 50,1 Prozent Beteiligung Takkt steigerte den Umsatz um sechs Prozent auf rund 1180 Millionen Euro und der Gewinn sank minimal um ein Prozent auf 133 Millionen Euro.

Bei der Digitalisierung sei das Unternehmen bereits weit fortgeschritten. 52 Prozent des TAKKT-Umsatzes würden bereits über elektronische Medien erwirtschaftet. Den Posten von Gemkow als Aufsichtsratschef wird künftig der Haniel-Finanzvorstand Funck übernehmen.

Der künftige Haniel-Vorstandschef Thomas Schmidt rechnet mit einem steinigen Weg im Jahr 2019, auch wenn mit Ausnahme von ELG das Jahr gut angelaufen sei. Das Vor- und Nachsteuer-Ergebnis, aber auch das operative Ergebnis würden 2019 besser ausfallen.

Schmidt skizzierte am Ende der Bilanz-Pressekonferenz seine Pläne für eine moderne Führungskultur. Neben der Leistungsorientierung strebt er mehr Vielfalt und Inklusion sowie Transparenz an. Künftig soll dem Vorstand noch ein erweiterter Führungskreis von wahrscheinlich drei bis vier Mitgliedern zur Seite stehen.

Ende April tagt die Gesellschafterversammlung in Duisburg-Ruhrort, dann wird er seine Ideen den Anteilseignern vorstellen.