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Der Handelsstreit sorgt für größere Skepsis an den Börsen

Die Vorstände und Aufsichtsräte kleiner Firmen verkaufen Aktien. Da sich der Handelsstreit verschärft, könnte der Trend auf größere Unternehmen überschwappen.

Wenn Firmenlenker kaufen, schaut die Aufsicht hin. Foto: dpa
Wenn Firmenlenker kaufen, schaut die Aufsicht hin. Foto: dpa

Lange Zeit gab es bei den Topmanagern deutscher Firmen am Aktienmarkt einen „Verkäuferstreik“: Nur sehr wenige Führungskräfte trennten sich von den Aktien der eigenen Unternehmen. Doch seit einigen Wochen zeichnet sich eine Trendwende ab. Seit Mitte Juli haben die sogenannten Insider so viele Aktien verkauft wie zuletzt vor über einem Jahr. Gleichzeitig kauften sie weniger Aktien der eigenen Firmen. Ein ähnliches Muster – mehr Verkäufe, weniger Käufe – hatte sich bereits Anfang Juli abgezeichnet.

Aus den Transaktionen der Insider, die die Unternehmen an die Bafin melden müssen, berechnet Olaf Stotz, Professor an der Privatuniversität Frankfurt School of Finance and Management, gemeinsam mit den Experten von Commerzbank Wealth Management alle zwei Wochen das Insiderbarometer exklusiv für das Handelsblatt. Zuletzt ist das Barometer deutlich um sieben auf 135 Punkte und damit den niedrigsten Stand seit einem Jahr gefallen. Es gibt zwar immer noch mehr Käufe als Verkäufe durch deutsche Topmanager, doch die Tatsache, dass das Barometer sinkt, mahnt zur Vorsicht.

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Für den Dax signalisiert das Barometer laut Stotz, dass das Kurspotenzial zunächst ausgereizt sein dürfte. Ein unmittelbares Zeichen für ein starkes Fallen der Aktienkurse sieht der Hochschullehrer indes noch nicht. Dafür müssten die Verkäufe in der Breite anziehen. In der Tat ging ein Großteil der jüngsten Verkäufe auf zwei kleine Unternehmen zurück, die nicht in einem der Indizes Dax, MDax oder SDax notieren. Deshalb tauchen sie auch nicht in der Rangliste der größten Verkäufe auf (siehe Tabelle).

Beim Biotechunternehmen Biofrontera trennten sich gleich mehrere Insider im Rahmen von Zukäufen eines Großaktionärs von Aktien für insgesamt mehr als sieben Millionen Euro. Bei Publity, einem Finanzinvestor für Gewerbeimmobilien, verkaufte Vorstandschef Thomas Olek Aktien für zehn Millionen Euro, erwarb aber gleichzeitig auch Anteile für 1,3 Millionen Euro.

Ein bedenklicheres Signal sendet das Insiderbarometer nach Ansicht von Stotz erst dann, wenn auch Firmenlenker der Unternehmen der Dax-Indizes in größerem Stil Aktien verkaufen. „Angesichts der angespannten wirtschaftlichen und politischen Lage könnte dies aber bald passieren“, sagt Stotz.

Eine erste Vorahnung gab es am Freitag: Die europäischen Börsen brachen ein, nachdem US-Präsident Donald Trump am Vorabend überraschend neue Strafzölle auf Importe aus China angekündigt hatte. Unter dem Strich hat der Dax in der vergangenen Woche rund dreieinhalb Prozent verloren, auch die US-Börsen gaben deutlich nach. Ein Grund dafür war auch, dass die Märkte sich von der US-Notenbank Fed ein deutliches Bekenntnis zu weiteren Zinssenkungen erhofft hatten. Die Fed hatte den Leitzins am Donnerstag zum ersten Mal seit zehn Jahren gesenkt. Fed-Chef Jerome Powell äußerte sich in der anschließenden Pressekonferenz aber zurückhaltend zu weiteren Zinssenkungen. Zuletzt enttäuschten zudem weitere Konjunkturdaten, etwa die Einkaufsmanagerindizes in den USA, der Euro-Zone und China.

Millionenkauf bei Deutscher Bank

Die schlechten Marktdaten bremsten auch bei Deutschlands Dax-Managern offensichtlich die Kauflust. Nur am Freitag gab es einen aufsehenerregenden Kauf, der es nicht mehr in die jüngste Topliste schaffte, die Transaktionen bis einschließlich Mittwoch abbildet: Bei der Deutschen Bank legte sich Aufsichtsratschef Paul Achleitner Aktien für fast eine Million Euro ins Depot. Dafür zahlte er je Anteilsschein 6,84 Euro. Allein in den vergangenen zwölf Monaten hat die Aktie der Bank mehr als ein Drittel an Wert verloren. Anfang Juni war sie auf ein Rekordtief von 5,80 Euro gefallen.

Mit dem Kauf für genau 992.380 Euro setzt Achleitner ein starkes Signal. Das tat auch Vorstandschef Christian Sewing: Er hatte kurz nach der Ankündigung des Radikalumbaus bei Deutschlands größtem Geldhaus Anfang Juli erklärt, bis zum Ende seines Vertrags im Jahr 2022 einen „substanziellen Anteil“ seines Gehalts in Deutsche-Bank-Aktien zu investieren. Finanzkreisen zufolge will Sewing ein Viertel seines Grundgehalts von 3,4 Millionen Euro investieren. Dies entspräche Papieren im Wert von 850.000 Euro.

„Ich glaube an unsere Strategie und unseren Plan, und unsere Mitarbeiter sollen wissen, dass es eben nicht nur Worte sind, sondern ich absolut entschlossen bin, diesen Plan umzusetzen“, hatte Sewing in einem Interview mit dem Handelsblatt betont. Deshalb sei er sicher, dass sich seine Käufe als „gute Investition“ herausstellen würden.

Auf der Liste der fünf größten Insiderkäufe bis zum Mittwoch finden sich mit dem Technologiekonzern SAP und dem Anlagenbauer Dürr ansonsten nur zwei nennenswerte Transaktionen. Bei SAP kauften drei Vorstände und Aufsichtsrat Gerhard Oswald Aktien für insgesamt über 200.000 Euro. Kurz zuvor hatte der Softwarekonzern für das letzte Quartal einen Gewinneinbruch gemeldet. Die bis dato sehr gut gelaufene Aktie brach um bis zu zehn Prozent ein. Darin sahen die Topmanager offensichtlich eine Kaufgelegenheit.

Noch deutlicher antizyklisch erscheint der Kauf bei Dürr, wo Vorstandschef Ralf W. Dieter Aktien für mehr als 99.000 Euro zum Kurs von 27,60 Euro erwarb. Als Zulieferer für die Autoindustrie leidet Dürr besonders unter der schwächeren Konjunktur und dem Handelsstreit. Seit dem Kauf von Dieter ist die Aktie noch weiter abgesackt. Am Freitag fiel sie mit zeitweise unter 25 Euro auf den niedrigsten Stand seit fast fünf Jahren. Im vergangenen Jahr hatten Dieter und zwei seiner Vorstandskollegen bereits Dürr-Aktien zu damals höheren Kursen gekauft. Was zeigt: Auch Insider müssen Schwankungen aushalten und brauchen an der Börse einen langen Atem.