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Warum die Gefahren des Handelskonflikts zwischen USA und China unterschätzt werden

Trotz des Handelsstreits zwischen den USA und China setzen die Märkte zur Erholung an. Investmentbanker mahnen dennoch zur Vorsicht.

Der Handelsstreit mit den USA bremst die Kauflust der Chinesen. Das bekommt der Autobauer Porsche bereits zu spüren. Seine chinesischen Kunden warteten ab, das habe das Absatzwachstum etwas gebremst, meldet der Sportwagen-Hersteller.

Auch der deutschen Chemieindustrie ist es mit Blick auf die Gefahr eines Handelskrieges nicht wohl zumute. Für Kurt Bock, Präsident des Verbandes der Chemischen Industrie, wird „der Gegenwind stärker“. Es gebe wenig Anlass, auf eine Fortsetzung des Aufschwungs in seiner Industrie zu hoffen.

Die zwei Beispiele zeigen: Inzwischen wirkt es sich nicht nur an den Märkten, sondern auch in den Unternehmen aus, dass US-Präsident Donald Trump den Handelsstreit anheizt. Er droht mit weiteren Strafzöllen, die China mit gleicher Münze zurückzahlen will.

Die USA haben eine neue Liste mit chinesischen Waren im Wert von 200 Milliarden Dollar für mögliche Strafzölle bereits vorgelegt. Vorgesehen sind Zölle in Höhe von zehn Prozent. Sie könnten bereits Anfang September in Kraft treten.

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In den Analyseabteilungen der Banken und Vermögensverwalter haben die Volkswirte die möglichen Folgen bereits eilig durchgerechnet. So kommen beispielsweise die Citibanker zu dem Schluss, dass „die Risiken aus einem Handelskrieg in den Aktienmärkten nicht voll berücksichtigt werden“.

Zwar seien die Aktienkurse in China seit der Ankündigung von neuen Strafzöllen über 50 Milliarden Dollar durch die USA, die der jetzigen Drohung vorangegangen ist, deutlich gefallen.

Doch der US-Index S & P 500 stieg sogar leicht an, während der MSCI World Index als Maßstab für die Aktienmärkte weltweit fiel. Für die Citi werden die negativen Einflüsse eines Handelskrieges unterschätzt. Das gelte etwa für Länder, deren Wirtschaft mit ihren Produkten am stärksten mit China verknüpft seien wie Korea und Vietnam.

Der Rest der Welt könne sich über die Aktienmärkte und Stimmungsindikatoren anstecken, die sensibel auf die Kurse von chinesischen Aktien reagierten, urteilt die Citi. Sie nennt dabei den Einfluss des Shanghai-Index auf den MSCI World Index, in dessen Berechnung das Aktienbarometer eingeht.

Gleichzeitig könne die Gefahr einer Korrektur an den Börsen das Wachstum ausbremsen. Auch der Einfluss von Vergeltungsmaßnahmen auf die Wirtschaften und Sektoren anderer Länder solle nicht unterschätzt werden.

Es gelte, die indirekten Auswirkungen im Blick zu haben, sagt auch Tim Drayson, Chefökonom bei Legal & General Investment Management (LGIM). „Die Finanzlage und die Stimmung in den Unternehmen könnten durch die Veränderungen der Welthandelsordnung erschüttert werden“, betont der Experte.

Die angedrohten Strafzölle könnten das reale Wachstum der Weltwirtschaft um 0,3 Prozent verringern, hat der Chefökonom der Deutschen Bank in China, Zhiwei Zhang, errechnet. Der Effekt werde vor allem im Jahr 2019 zum Tragen kommen.

Inzwischen rechnet auch die EU-Kommission wegen Trump mit einem noch schwächeren Wirtschaftswachstum in Europa. Das Bruttosozialprodukt, also die erzeugten Güter und Dienstleistungen, sollen 2018 in den 19 Ländern der Euro-Zone lediglich um 2,1 Prozent steigen.

Im Frühjahr war die Behörde noch von einem Wachstum von 2,3 Prozent ausgegangen. Drayson von LGIM befürchtet sogar, dass der Handelskonflikt sich im Vorfeld der Halbzeitwahlen im Kongress in den USA im November dieses Jahres noch verschlimmern könnte. Das würde das Wachstum noch stärker nach unten ziehen.

„US-Präsident Trump wird an seinen Strafzöllen gegenüber China und Europa zumindest bis zu den Halbzeitwahlen festhalten“, steht auch für Joachim Fels fest, Chefökonom von Pimco, einem der weltgrößten Vermögensverwalter.

Wirtschaftlicher Nationalismus komme bei seinem Wahlvolk gut an. Aber der Präsident sei auch der vollen Überzeugung, dass die Welt die USA über Jahre übervorteilt habe und das korrigiert werden müsse.

Zwar dürften die negativen Auswirkungen eines Handelskrieges auf das Sozialprodukt Chinas etwa doppelt so hoch sein wie in den USA, doch das Land wachse auch doppelt so schnell, analysieren die Vermögensverwalter bei LGIM. Darüber hinaus verfüge China über mehr politische Instrumente, um einen Nachfrageschock auszugleichen.

Angesichts des Horrorszenarios bleibt nur zu hoffen, dass die jüngsten, vorsichtigen Zeichen für eine Annäherung zwischen den USA und China entgegen den Erwartungen vielleicht doch eine Lösung bringen.

Trotz der jüngsten Zuspitzung und angedrohter Vergeltungsmaßnahmen sagte Chinas Vizehandelsminister Wang Shouwen laut der Nachrichtenagentur Reuters: „Wenn wir ein Handelsproblem haben, sollten wir darüber reden.“

Die Äußerung trifft auf die Bereitschaft des Trump-Teams, die Gespräche mit China auf einem Toplevel fortzusetzen, wie aus dem Umfeld der Trump-Administration zu hören ist. Das wäre ein großer Fortschritt.