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Der Härtetest steht den Anleihemärkten der Schwellenländer noch bevor

Noch sind gute Renditen mit Staatsanleihen von Ländern aus der zweiten Reihe zu erzielen. Aber die Ängste der Investoren nehmen zu.

Die wachsenden Spannungen zwischen Europa, China und den USA in den Handelsbeziehungen könnten als Kollateralschaden auch die Schwellenländer und ihre Anleihen in Mitleidenschaft ziehen. Betroffen wären vor allem diejenigen Staaten, die in den vergangenen Jahren relativ offene Märkte geschaffen haben. Diese Befürchtung hegt jedenfalls Rob Drijkoningen von Neuberger Berman – einem der großen Spieler im globalen Markt für festverzinsliche Papiere.

Der Co-Chef für Emerging Markets Debt weist darauf hin, dass viele Schwellenländer beim Abbau ihrer Leistungsbilanzdefizite gute Fortschritte erzielt hätten. „Jetzt besteht die Gefahr, dass diese positive Entwicklung gestoppt oder sogar umgekehrt wird wegen der Handelskriege“, sagt Drijkoningen im Gespräch mit dem Handelsblatt.

In den kommenden zwölf bis 18 Monaten gebe es zwei große Risiken: Einmal könne der Aufschwung in den USA zu einem Ende kommen, und zweitens könnten Handelskonflikte sogenannte Zweitrundeneffekte auslösen. Wenn beispielsweise deutsche Autoexporte eingeschränkt würden, könne dies auch die Produktionsstätten in den Schwellenländern treffen. Dann sinken die Wachstumsraten der betroffenen Volkswirtschaften, und die Investoren könnten sich vielleicht dazu entschließen, Staatspapiere der betroffenen Staaten zu verkaufen.

Momentan sind aber noch relativ gute Renditen mit Schwellenländeranleihen zu erzielen. Anfang Juli lag die Rendite auf Dollar-Basis im Schnitt bei 6,3 Prozent, in lokalen Währungen waren es 6,6 Prozent. Favorisiert werden von dem Neuberger-Berman-Strategen diejenigen Länder, die strukturelle Reformen umgesetzt haben, etwa Kroatien, Sri Lanka und Indonesien. Auch bei mexikanischen Anleihen sieht Drijkoningen noch Potenzial.

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Zinsschock und US-Inflation sind die größten Risiken

Neben der Gefahr durch eine weitere Eskalation der Handelskonflikte sehen die Experten bei HSBC Global Asset Management die größten potenziellen Risiken für die Märkte in einem weiteren Anstieg der US-Inflation und einem Zinsschock. Das würde die Neubewertung von Risiken in allen Asset-Klassen nach sich ziehen.

Emerging Markets könnten dann Kapitalabflüsse drohen. „Umfassende Neueinschätzungen der Inflation sind aber nicht alltäglich. Dadurch, dass eine deutliche Neubewertung der US-Zinsen gerade erst im ersten Halbjahr stattgefunden hat und die Inflation in Europa und Japan sich auf niedrigem Niveau hält, ist dieses Risiko etwas reduziert – zumindest zum jetzigen Zeitpunkt“, meint Joseph Little, Chief Global Strategist bei HSBC Global Asset Management.

Auch eine Verlangsamung des Wachstums in China als wichtigstem Schwellenmarkt könnte seiner Ansicht nach dazu führen, dass Kapital aus Emerging-Markets-Anleihen abgezogen wird. Allerdings sind Regierung und Notenbank in Peking zunehmend in der Lage, auch kritische Phasen zu meistern.

Eine Umfrage der Nachrichtenagentur Bloomberg unter Finanzmarktprofis zeigt, dass bei den Währungen und den Aktien der Schwellenländer auch im zweiten Halbjahr noch Kursverluste erwartet werden. Anleihen dürften sich dagegen etwas besser schlagen, weil sie größere Sicherheit bieten. In der Anlegergunst ganz oben stehen laut der Umfrage im zweiten Halbjahr Bonds aus Südkorea, gefolgt von Anleihen aus Polen. Papiere aus Argentinien bilden dagegen das Schlusslicht.

Investoren werden wählerisch

Insgesamt gehen die Investoren viel selektiver vor als früher. Neuberger Berman sieht beispielsweise wenig Spielraum für Kursgewinne bei Papieren aus Chile oder von den Philippinen, auch Bonds aus dem Libanon und Ekuador sind untergewichtet.

Allerdings glauben die Profi-Anleger, dass man mit Schwellenländeranleihen auf längere Sicht gut fährt. Eine Mehrheit von 62 Prozent ist laut einer Umfrage von NN Investment Partners der Meinung, dass Schwellenländeranleihen über fünf Jahre und länger eine attraktive Anlageklasse sind. Nur neun Prozent finden, dass sie langfristig unattraktiv sind.

Die Fundamentaldaten der Schwellenländer sind oft besser als die der Industrienationen. Seit dem Jahr 2000 zeigen sie durchgängig höhere Wachstumsraten als die entwickelten Märkte und machen mittlerweile 40 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung aus. Allerdings muss man auf Rückschläge gefasst sein. Anleger brauchen daher Geduld, um Rückschläge zu absorbieren und längerfristig die höheren Renditen ausschöpfen zu können, sagt Marcelo Assalin, Head of Emerging Markets Debt bei NN Investment Partners.

Hinzu kommen hausgemachte Probleme, etwa in der Türkei, deren Rating die Ratingagentur Fitch gerade auf BB herabgestuft hat, was das sinkende Vertrauen in die Regierung widerspiegelt.