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Die Grenzen der Förderkürzung

Das Ölkartell Opec fördert weniger Öl. Das soll die hohen Lagervorräte reduzieren und den Preis wieder steigen lassen. Doch der jüngste Bericht zeigt: Bislang hat die Abmachung die Erwartungen nicht erfüllt.

Nach außen demonstriert die Organisation erdölexportierender Staaten Stärke. Immer wieder betonen Vertreter, dass sich das Ölkartell an seine Ende 2016 beschlossene Förderkürzung hält. Schon im Januar hielten sich die Mitgliedsländer zu mehr 86 Prozent an das Abkommen. Im Februar sollen es laut dem kuwaitischen Ölminister Essam Al-Marzouk sogar schon 95 Prozent gewesen sein. So einig war das Kartell bei vorherigen Förderkürzungen noch nie. Allein, bislang zeigt es nicht die erwünscht Wirkung, wie der jüngste Ölmarktbericht der Opec nun preisgibt.

Zwar hat das Abkommen die Preise stabilisiert. In den ersten zwei Monaten des Jahres hat sich der Preis für ein Barrel Brent bei 55 Dollar stabilisiert und war damit um ein Fünftel teurer als noch vor dem Abkommen.

Nun aber konstatiert die Opec in ihrem Bericht, dass es das Hauptziel seiner Kürzung offenbar noch nicht erfüllt: die prall gefüllten Lagerbestände zu reduzieren. Im Gegenteil: Die Vorräte der Industriestaaten der OECD stiegen im Januar über drei Milliarden Barrel, 278 Millionen Barrel über dem Fünf-Jahres-Durchschnitt. Die Reserven würden reichen, um die OECD 64 Tage lang mit Öl zu versorgen, ohne dass zusätzliche Lieferungen benötigt wären. Ob die Vorräte auch im Februar stiegen, wird am Mittwoch ein Bericht der Internationalen Energieagentur kundgeben.

So lange wollen die Investoren am Ölmarkt aber nicht warten. Sie reagieren prompt und verkaufen. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent fiel nach Veröffentlichung des Opec-Berichts um 60 Cent auf 50,70 Dollar. Bereits seit Ende der vergangenen Woche sinkt der Ölpreis. Derzeit kostet Öl wieder so wenig wie zuletzt vor drei Monaten.

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Eugen Weinberg, Chef-Rohstoffstratege der Commerzbank, fürchtet, dass hier noch nicht Schluss ist. Bis zum Sommer könnte der Preis noch unter 40 Dollar fallen. „Die Fundamentaldaten sehen nicht gut aus“, sagt Weinberg. Die Rechnung der Opec gehe nicht auf.

Ende November hatte sich das Kartell geeinigt, seine Produktion um 1,2 Millionen Barrel zu kürzen. Wenig später schlossen sich Russland und zehn weitere Nicht-Opec-Staaten dem Abkommen an und versprachen ihrerseits auf 558.000 Barrel Förderung zu verzichten.

Neben den nach wie vor hohen Lagervorräten setzen nicht zuletzt die wiedererstarkten Schieferölunternehmen in den USA die Preise unter Druck. Für die Opec bedeutet das ein unliebsames Déjà-Vu. Schließlich waren es just die Schieferölunternehmen, die den Ölpreis von über 110 Dollar im Jahr 2014 auf zeitweise unter 30 Dollar Anfang 2016 einbrechen ließen. Das hat zwar auch den Amerikanern zugesetzt. Es gab eine Reihe von Pleiten in den USA und die Förderung sank. Doch mit den höheren Preisen kamen auch die Schieferölunternehmen mit drastischen Effizienzsteigerungen und aller Macht zurück an den Markt. Mittlerweile fördern die USA wieder mehr als neun Millionen Barrel pro Tag, so viel wie zuletzt vor einem Jahr.


Saudis wollen die Last nicht allein schultern

Den Preis haben in den vergangenen Wochen zudem weniger die Kürzungen der Opec als vielmehr die Investoren am Ölmarkt stabilisiert, die nach den Versprechungen der Opec so stark auf steigende Preise wetteten wie noch nie zuvor. Seit vergangener Woche aber steigen sie langsam aus und die Preise fallen.

Das zugrundliegende Problem geht auch aus dem Opec-Bericht hervor: Zwar kürzt das Kartell, der Markt bleibt aber weiter überversorgt. In den ersten drei Monaten dieses Jahres kalkuliert die Opec mit einer weltweiten Nachfrage von 95,34 Millionen Barrel pro Tag. Demgegenüber standen im Februar aber noch immer 95,88 Millionen Barrel pro Tag, die auf den Markt kommen. Solange mehr Öl auf den Markt schwemmt, als nachgefragt wird, schmelzen aber die Vorräte nicht ab. Für die Opec dürfte diese Nachricht trotz Rekord-Einhaltequoten der Kürzung wohl am meisten schmerzen.

Vor diesem Hintergrund verwundert es kaum, dass mit dem kuwaitischen Ölminister schon der erste Vertreter des Kartells dafür plädiert, die Kürzungen zu verlängern. Der Iran sagte zu, die Produktion auf dem aktuellen Niveau zu stabilisieren. Offiziell läuft das Abkommen bereits Ende Juni aus.

Noch ist der Zuspruch über eine Ausweitung allerdings verhalten. Vertreter Saudi-Arabiens haben der Nachrichtenagentur Reuters zufolge in der vergangenen Woche US-Produzenten deutlich erklärt, dass sie die gestiegene US-Produktion nicht mit stärkeren Kürzungen kompensieren werden. Laut dem Iraq Oil Report plant der Irak, seine Förderung bis Ende 2017 von derzeit 4,4 auf fünf Millionen Barrel pro Tag auszuweiten. Ob sich die Opec dennoch dazu durchringt, das Abkommen zu verlängern, wird wohl erst im Mai feststehen. Dann nämlich will das Kartell erneut in Wien über diesen Schritt beraten.

Die jüngsten Zeichen sind indes wenig optimistisch. Saudi-Arabien, das für knapp ein Drittel der Opec-Produktion steht und damit das größte und wichtigste Opec-Mitglied ist, sendet im zweiten Monat des Abkommens ein deutliches Signal an alle anderen Mitglieder. Noch im Januar hat das Königreich nach eigenen Angaben mehr als 700.000 Barrel weniger gefördert als im Dezember. Damit hat das Land seine Quote deutlich übererfüllt. Doch im Februar steigerten die Saudis ihre Produktion wieder um 263.000 Fass über 10 Millionen Barrel pro Tag. Damit liefern sie zwar immer noch ihren versprochenen Beitrag zur Kürzung. Dennoch ist das eine klare Botschaft ohne Worte: Allein auf seinen wichtigsten Schlüsselspieler kann sich das Kartell nicht verlassen. Wenn, dann müssen schon alle mitziehen.

KONTEXT

Was die Einigung des Ölkartells nach sich zieht

Ist der Ölpreis-Anstieg nachhaltig?

Zumindest für die kommenden Monate sagen die meisten Analysten einen höheren Preis voraus. Die Nordea-Bank etwa rechnet für 2017 mit einem durchschnittlichen Ölpreis von 57 Dollar je Fass - das wäre gut ein Viertel mehr als im ablaufenden Jahr. Allerdings erwarten etwa die Experten von Barclays für die zweite Jahreshälfte 2017 wieder fallende Preise. Ein Grund dafür: Die Produzenten von Schieferöl, das mit Hilfe des technisch aufwendigen und teuren Fracking-Verfahrens gewonnen wird, dürften ihre Produktion hochfahren, weil sich dies für sie ab einem bestimmten Preisniveau wieder lohnt. Experten wie Eugen Weinberg von der Commerzbank zweifeln zudem, ob die Förderländer ihre Vereinbarung vollständig umsetzen werden.

Zieht die Inflation in Europa wieder an?

Ja. Die Teuerungsrate in der Euro-Zone wird nach Prognose von Sal.-Oppenheim-Chefvolkswirt Martin Moryson im kommenden Jahr wegen des teuren Öls zeitweise über die Marke von 1,5 Prozent steigen. Derzeit liegt sie bei 0,6 Prozent. Ölprodukte wie Benzin, Diesel und Heizöl haben einen hohen Anteil am Warenkorb, mit dessen Hilfe die Inflation berechnet wird. Deshalb schlagen höhere Ölpreise auf die Teuerungsrate durch.

Welche Folgen hat das für die Wirtschaft?

Wegen steigender Preise an den Zapfsäulen und für Heizöl bleibt den Verbrauchern weniger Geld im Portemonnaie. "Mit anziehender Inflation wird der Kaufkraftgewinn durch Lohnsteigerungen geringer", sagt BayernLB-Ökonom Stefan Kipar. "Auch steigen die Produktionskosten vieler Unternehmen, wenn Rohstoffe teurer werden." Das sieht Nordea-Europachefvolkswirt Holger Sandte ähnlich. "Zwar wird sich die Importnachfrage Russlands und anderer Ölexportländer erhöhen und damit die Nachfrage nach europäischen Exporten gestützt", erläutert der Ökonom. "Aber der Schwung beim privaten Verbrauch dürfte nachlassen." Das sei einer der Gründe, warum die Wirtschaft in der Währungsunion 2017 nur um 1,3 Prozent wachsen dürfte.

Was heißt das für Anleger?

An den Anleihenmärkten wird es im kommenden Jahr kaum etwas zu verdienen geben, erwartet Sal.-Oppenheim-Anlagestratege Lars Edler. Denn die steigende Inflation zehrt massiv an den ohnehin niedrigen Renditen. So dürfte etwa die zehnjährige Bundesanleihe sogar eine negative Gesamtrendite von etwa einem Prozent abwerfen, wenn man die Teuerung einrechnet. Auch am Devisenmarkt könnten viele Anleger umdenken: Die Währungen von Ölförderländern wie Norwegen und Russland legten wegen der höheren Ölpreise bereits merklich zu.

Wie reagiert der Aktienmarkt?

Hier gibt es viele Gewinner, aber ebenso viele Verlierer. Papiere von Öl- und Gasförderern wie der italienischen Eni waren nach der Einigung auf eine Förderbremse gefragt. Auf der anderen Seite leiden Fluggesellschaften wie die Lufthansa, weil der Kerosinpreis ein großer Kostenfaktor ist. Üblicherweise werden auch energieintensive Unternehmen und Konsumgüterhersteller besonders belastet, wenn die Ölpreise anziehen.

KONTEXT

Die größten Erdölproduzenten

Opec als größter Rohölproduzent

Die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) stellt mehr als ein Drittel des weltweit produzierten Rohöls bereit. Ihre 14 Mitgliedsstaaten sitzen auf mehr als 70 Prozent aller Ölreserven.

Quelle: dpa

Opec II

Laut einer Analyse des Energiekonzerns BP produzierte die Opec 2014 knapp 37 Millionen Barrel Öl und verwandte Produkte am Tag. Weltweit wurden 89 Millionen Barrel am Tag produziert. Die Größten Ölproduzenten im Überblick:

USA

12 Millionen Barrel

Saudi-Arabien

Zwölf Millionen Barrel

Russland

Elf Millionen Barrel

China

Vier Millionen Barrel

Kanada

Vier Millionen Barrel