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Goldhändler PIM Gold beantragt Insolvenz

Die mutmaßliche Betrüger-Firma PIM Gold ist zahlungsunfähig. Für die vielen geprellten Anleger bedeutet diese Nachricht nichts Gutes.

Im Skandal um den Goldhändler PIM Gold GmbH aus dem hessischen Heusenstamm müssen die Kunden einen weiteren Rückschlag verkraften. Das Unternehmen hat nach Handelsblatt-Informationen Insolvenz beim Amtsgericht Offenbach beantragt. Auch der Vertriebsarm der PIM, die Premium Gold Deutschland (PGD), ist offenbar zahlungsunfähig.

Die Entscheidung über die Insolvenz der beiden Firmen wird für Anfang kommender Woche erwartet. Das Verfahren zieht sich offenbar länger hin, weil das Amtsgericht noch Unterlagen nachgefordert hatte, wie das Handelsblatt erfuhr. Eingereicht wurden die Anträge für PIM und PGD demnach bereits Anfang vergangener Woche. Ein Sprecher des Amtsgerichtes Offenbach wollte sich auf Anfrage nicht äußern. Die Strafverteidigerin von Firmenchef Mesut P. ließ eine Anfrage unbeantwortet.

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Im Juli hatte das Handelsblatt erstmals über die Strafanzeigen eines Ex-Mitarbeiters und die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Darmstadt berichtet. Die Behörde hatte Anfang September den Firmensitz und die Goldlager durchsucht, alle Konten und Vermögen der PIM eingefroren und Firmenchef Mesut P. in U-Haft genommen. Die Strafverfolger ermitteln gegen fünf ehemalige Führungskräfte.

Mitte September bestätigte Oberstaatsanwalt Robert Hartmann Handelsblatt-Recherchen über fehlende Goldbestände bei der PIM gegenüber dem „Hessischen Rundfunk“: „Wir gehen im Moment grob davon aus, dass mindestens 1,9 Tonnen Gold gefehlt haben.“ Der Wert des vermissten Goldes beläuft sich auf rund 82 Millionen Euro.

Die Staatsanwaltschaft wirft der PIM vor, neu eingeworbene Kundengelder in großem Umfang dazu eingesetzt zu haben, um Altanleger auszuzahlen und die Provisionen der Vermittler zu bedienen. Bewahrheiten sich diese vorläufigen Ermittlungsergebnisse, hätte PIM über Jahre wie ein Schneeballsystem funktioniert.

Schock für PIM-Kunden

PIM hatte ähnliche Vorwürfe immer bestritten, die ein Ex-Mitarbeiter seit 2017 hartnäckig verbreitete. Der Mann führe eine Verleumdungskampagne, und die Ermittlungen würden sich bald erledigen, teilte der Goldhändler im Juli zuletzt mit.

Für die Goldkunden der PIM ist die Pleite nach der Razzia und der Beschlagnahmung der Vermögenswerte nun der nächste Schock. Seit Wochen müssen sie um ihr Gold bangen, Informationen von der PIM erhielten sie nicht.

Anlegeranwalt Stephan Greger von der Kanzlei Dr. Greger & Collegen in München sieht die Insolvenz jedoch positiv, sollte das Amtsgericht dem Antrag zustimmen: „So gibt es einen formellen Weg, über den Anleger ihre Ansprüche anmelden können. Es wird sichergestellt, dass alles in geordneten Bahnen läuft.“

Ungemütlich wird es für das Management und den Vertrieb der PIM: Der Insolvenzverwalter dürfte versuchen, beispielsweise Geschäftsführergehälter und Provisionszahlungen anzufechten, so Greger. Fest steht: Die Anleger müssen sich jetzt gedulden: „So ein Insolvenzverfahren ist nichts Kurzfristiges. Das kann sich zwei oder drei Jahre hinziehen, oftmals sogar noch länger“, sagt Greger.

Wie viele Anleger bundesweit betroffen sind, ist noch unklar. „Wir gehen von mehreren Tausend Geschädigten aus“, teilte die Staatsanwaltschaft Darmstadt auf Anfrage mit.

Mehr: Nach der Razzia bei der PIM Gold GmbH steht der Geschäftsbetrieb still – und die Strafverfolger gehen offenbar von einem Millionenschaden aus.