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Gigantischer Zahltag für Jeff Bezos

Es war der Tag des Triumpfs für den 52-jährigen Amazon-Gründer und Vorstandschef . 1994 warf er seinen gut bezahlten Job in New York hin, fuhr mit dem Auto quer durch den Kontinent, schrieb auf dem Weg nach Kalifornien einen verwegenen Businessplan und startete .com.

Bezos revolutionierte den Onlinehandel, ruinierte ganze Industrien und Handelszweige, aber schrieb Jahr für Jahr horrende Verluste. Bezos bat die Aktionäre immer wieder um Geduld, steckte noch mehr Geld in neue Geschäfte, startete Videostreaming, baute Tablets und E-Book-Reader. Aber nie wurde er den Ruf des Zockers los.

Das ist seit Donnerstag anders. Es ist einer dieser riskanten Ausflüge ins Ungewisse, der sich jetzt in großem Stil bezahlt macht. Gemeint ist das Cloud Computing - die Bereitstellung von Computerleistung, Speicher, Software und Diensten im Internet für Unternehmenszwecke.

Bezos hat es gestartet, als noch niemand daran glaubte. Besonders in Europa und Deutschland lange belächelt und als unsicheres oder unnützes „Neuland“ abgetan, wenden sich jedoch immer mehr Unternehmen, von Apple bis Netflix, dieser neuartigen Form der IT-Infrastruktur zu. Für Jeff Bezos bedeutete das Zahltag – eine Genugtuung, die ihm lange verwehrt blieb.

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Die „AWS“ (Amazon Web Services) genannte Sparte lieferte im ersten Quartal 2016 bei 2,6 Milliarden Dollar Umsatz ein operatives Ergebnis von 604 Millionen Dollar. Das ist eine Verdreifachung zum Vorjahr. Die Sparte repräsentiert keine zehn Prozent vom Umsatz, aber über 50 Prozent des operativen Ergebnisses in Höhe von 1,1 Milliarden Dollar.

Der Gewinnanstieg bei AWS ist praktisch alleine verantwortlich für einen überraschend massiven Gewinnausweis des Gesamtkonzerns von netto 513 Millionen Dollar. Im Vorjahr war noch ein Verlust von 57 Millionen Dollar angefallen. Das Nettoergebnis lag fast doppelt so hoch wie von den Analysten erwartet. Der Konzernumsatz mit 29,1 Milliarden Dollar, ein Plus von 28 Prozent zum Vorjahr, übertraf ebenfalls die Erwartungen.

Der notorische Verlustbringer Amazon weist im vierten Quartal in Folge einen Ertrag aus, und das, ohne an Wachstum zu verlieren. In der Vergangenheit investierte der Konzern üppig in seine Zukunft – und nahm dafür hohe Kosten und Verluste in Kauf. Die Wall Street gewinnt nun wieder Vertrauen. Dazu verwöhnt Bezos die Aktionäre noch mit einem optimistischen Ausblick auf das laufende Quartal. Er prognostizierte einen Umsatz zwischen 28 und 30 Milliarden Dollar. Analysten hatten mit 28 Milliarden gerechnet.


Ein wüster Preiskampf droht

Wie gewaltig Cloud Computing mittlerweile ist, das zeigt auch eine andere Zahl. Das operative Ergebnis von 604 Millionen Dollar liegt über dem des eigentlichen Amazon-Kerngeschäfts, des Online-Handels, in Nordamerika. Darauf weist Analyst Jan Dawson von Dawson Research auf Twitter hin.

Der margenschwache US-Handel erzielte nur ein operatives Ergebnis in Höhe von 588 Millionen Dollar. Doch Bezos arbeitet auch an diesem Problem. Er hat 20 Transportflugzeuge angemietet, um die Luftfrachtkosten zu senken, er investiert in eigene Logistikzentren und hat das erste Pick-Up-Center am Rande eines Universitäts-Campus eröffnet. Hier können Kunden, sprich Studenten, nach den Vorlesungen eben vorbeigehen und ihre Sendungen abholen oder Retouren abgeben. Die „Fullfillment costs“ genannten Logistikosten sind ein enormer Kostenblock für Amazon mit 3,69 Milliarden Dollar im Quartal, rund 33 Prozent mehr als im Vorjahr.

Mit dem Profit der Cloud-Sparte im Rücken verschafft sich Amazon die nötige Luft, um den nächsten Gegner anzugreifen. Der Video-Streamingdienst wird jetzt als eigenständiger Service in den angeboten und attackiert damit direkt Netflix.

Um entsprechenden Druck aufzubauen hat Bezos alleine 3,53 Milliarden Dollar in Inhalte und Technologien investiert, gegenüber 2,75 Milliarden im Vorjahr. Einziger Unsicherheitsfaktor: Konkurrenten wie Google, aber vor allem Microsoft gewinnen kräftig Marktanteile im Cloud-Computing und ein wüster Preiskampf droht. Denn es geht darum, so schnell wie möglich viele Kunden zu gewinnen. Wer einmal bei einem Anbieter ist, der wechselt so schnell nicht mehr. Der Aufwand ist erheblich.

Doch Bezos genießt erst einmal die Früchte der Cloud, die für einen Zahltag in gigantischem Ausmaß gesorgt haben. Der Kurssprung der Aktie um zwölf Prozent nach Börsenschluss bescherte ihm persönlich laut „Forbes“ einen Vermögenszuwachs um sechs Milliarden Dollar. Damit wird er auf der Forbes-Liste nun mit 59,2 Milliarden Dollar Vermögen als viertreichster Mensch der Erde geführt.