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Gesamtsieger Samsung: Ein Mischkonzern neuer Schule

Samsung ist Weltmarktführer bei gleich drei Schlüsselprodukten des Digitalzeitalters. Doch auch die Unternehmenskultur trägt zum Erfolg der Koreaner bei.

Innovationen – sie sind schon immer entscheidend für den Erfolg eines Unternehmens gewesen. Welche Unternehmen besonders relevante Innovationen hervorbringen, lässt sich in der Datenbank der Firma Patentsight ablesen.

Auf Basis dieser Daten hat das Schweizer Beratungsunternehmen Econsight für das Handelsblatt eine Rangliste jeder 100 Unternehmen erstellt, die auf dem derzeit wirtschaftlich wichtigsten Innovationsfeld führend sind: an der Schnittstelle zwischen analogen und digitalen Technologien.

An der Spitze des Rankings: Samsung. Der Smartphone-Hersteller hat sich durch erfolgreiche Innovationsarbeit auch eine Schlüsselstellung bei Mobilitäts- und Gesundheitsthemen erarbeitet.

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Zum 50. Geburtstag von Samsung Electronics stieg Firmenpatriarch Lee Jae Yong von der Vorstandsetage digital zu seiner Belegschaft hinab. Von einem großen Bildschirm dankte er am 1. November in einer Videobotschaft gravitätisch seinen Adjutanten und etwa 400 Angestellten im Hauptquartier, der Samsung Digital City. „Die vergangenen 50 Jahre waren nur möglich dank der Hingabe und harten Arbeit von euch allen“, sagte Lee, der offiziell den bescheidenen Titel des Vizevorsitzenden trägt.

Dann rief er die Belegschaft auf, die nächsten 50 Jahre in Angriff zu nehmen: „Lasst uns durch die Anwendung unserer neuen Technologien eine gesündere und glücklichere Zukunft aufbauen.“

Dass dies keine leichte Aufgabe ist, machte Samsungs Chef der Halbleiter- und Displaysparte, Kim Kinam, im Anschluss deutlich. „Unvorhersehbarer Wandel“ sei das Merkmal der neuen technologischen Ära, und er betonte: „Um unser Überleben in der neuen Ära zu sichern, müssen wir uns unbarmherzig selbst erneuern.“ Aber barmherzig ging es bei Samsung noch nie zu, und die Ausgangslage von Südkoreas größtem Unternehmen ist so gut wie bei kaum einem anderen Technikkonzern.

Samsung ist Weltmarktführer bei drei Schlüsselprodukten der digitalen Epoche, bei Speicherchips, Smartphones und Displays. Als Nummer eins in jedem dieser extrem schnelllebigen Märkte erzielte Samsung im dritten Quartal 2019 selbst am Boden der Speicherchipkonjunktur noch immer eine hohe Gewinnmarge von 12,5 Prozent bezogen auf den Umsatz. Gleichzeitig ist Samsung laut Patentsight das „innovativste Unternehmen der Welt“.

Der Konzern profitiert davon, dass er ein Mischkonzern der neuen Schule ist. Anders als bei seinen älteren japanischen Vorbildern wie Panasonic fußen Samsungs Kernkompetenzen fest auf Schlüsselprodukten des Digitalzeitalters. Das zahlt sich in dem Innovationsranking aus. Samsung ist laut den Patentexperten eines der Unternehmen, die den Mehrwert ihrer digitalen Technologien auch wirklich für eine Vielzahl von Produkten nutzen.

Jüngstes Beispiel ist das erste faltbare Smartphone, das Galaxy Fold. Nachdem das Unternehmen den Start Anfang des Jahres wegen Qualitätsproblemen abgebrochen hat, ist es seit Sommer nun in Korea auf dem Markt – und ein Hit. Dabei kostet es mehr als 2000 Dollar. Aber die Flut der Samsung-Patente aus den vergangenen Jahren zeigen, dass Samsung sich in neue Bereiche ausdehnt, die bisher wenig zu Umsatz und Gewinnen beigetragen haben.

Die besten Patente beziehen sich auf Mobilitätsthemen wie Navigations- und Orientierungssysteme, die Erkennung von potenziellen Notfall- und Unfallsituationen sowie die automatische Kommunikation zwischen Fahrzeugen und anderen Verkehrsteilnehmern. Ferner auf Smartphones und Wearables (faltbare Displays, Gesundheitsdaten), Smarthome (Energie- und Beleuchtungsmanagement) und die allgemeine Vernetzung von Geräten.

Auffällig sind die umfassenden Aktivitäten im Mobilitätsbereich, dem bislang noch keine eindeutigen Produkte entsprungen sind. Weiterhin zeigt sich ein starkes Wachstum im Gesundheitsbereich, das neben dem Wearables-Bereich (Puls, Blutdruck) auch klassische Medizintechnik beinhaltet.

Der heutige Erfolg sei dabei in der Unternehmenskultur angelegt, meint der koreanische Samsung-Experte Chang Sea Jin, der derzeit an der National-Universität in Singapur lehrt. „Bei Samsung dreht sich alles um Tempo, Kosten und Qualität.“ Traditionell ist die gesamte Hierarchie darauf ausgerichtet – mit einer geradezu militärischen Organisation.

Samsung ist eines der Familienkonglomerate, die in den 1960er-Jahren von der Militärdiktatur als industrielle Motoren des Landes ausgewählt wurden. Zunächst konzentrierte sich der Konzern auf eine Rolle als Zulieferer. In den 1990er-Jahren entschied Lee Kun Hee, der Sohn des Samsung-Gründers, das Unternehmen vom Billigproduzenten zum Qualitätsführer zu machen. In den Jahren nach der Jahrtausendwende setzte Lee, der offiziell noch immer als Chairman fungiert, dann auf Smartphones und rollte den Markt auf.

Leistungsorientierte Top-Down-Kultur

Anders als in der eher kollektiven, konsensorientierten Führung japanischer Unternehmen ist die Entscheidungsgewalt bei Samsung streng zentralisiert. Wichtige Entscheidungen fällt der jeweilige Vertreter der Gründerfamilie Lee an der Spitze. „Seine Entscheidungen werden umgesetzt. Punkt“, spitzt Experte Chang zu.

Unter Lee gibt es für jede Sparte starke Chief Executive Officers. „Samsung ist eine Organisation mit hohem Stress, die Manager sind wirklich tough“, so Chang. „Wenn sie eine Deadline setzen, dann gilt die auch.“ Diese Umsetzungsgeschwindigkeit ist ein Schlüssel für erfolgreiches Innovationsmanagement.

Die leitungsorientierte Top-down-Kultur durchdringt Samsung wie viele andere koreanische Konzerne von oben bis in die Fabriken. Dies ermöglicht auch rasche Korrekturen, ein großer Pluspunkt in der digitalen Ära. Ein deutscher Manager in Korea beschreibt den Betriebsmodus so: „Koreaner laufen viel im Zickzack, sind am Ende aber immer noch doppelt so schnell am Ziel wie wir Deutsche.“

Für den Wirtschaftsprofessor Chang erklärt dies auch Samsungs Stärken und Schwächen. Samsungs Innovationen seien sehr auf Produktion und Hardware fokussiert, der Konzern sei zudem vertikal integriert. Das heißt, dass der Konzern in Schlüsselbereichen wichtige Bauteile selbst herstellt. „Der Konzern kennt und führt die Trends an und kann so früher als andere die beste Hardware herstellen“, so Chang.

Diese Formel zahle sich allerdings nur bei Geschäften wie Speicherchips, Displays und Smartphones wirklich aus, merkt Chang an. In Bereichen mit langsameren Innnovationszyklen wie Haushaltsgeräten haben hingegen andere Unternehmen mit geringerer Fertigungstiefe einen Kostenvorteil. Auch Niederlagen kennt der Konzern nur zu gut. So stellte er Vorstöße bei Printern, Digitalkameras und zuletzt Computerchips wieder ein.

Analysten bemängeln zudem, dass der Konzern aber schon länger keinen neuen Hit gelandet habe. Aber man kann dem Unternehmen nicht vorwerfen, die Eroberung neuer Bereiche nicht zu versuchen. So kauft sich Samsung immer wieder neue Expertise ein, etwa mit dem amerikanischen Autozulieferer Harman.

Geld genug für seine Innovationen hat der Konzern. Laut einem Bericht der Europäischen Kommission führte Samsung 2018 mit Forschungsausgaben von 13,4 Milliarden Euro das globale Ranking an.

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