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Gasstreit mit Putin: Wie sehr können die erneuerbaren Energien in der aktuellen Krise helfen?

Handwerker montieren Solarmodule auf einer Scheune in NRW. Der Zubau an erneuerbaren Energiequellen fällt in diesem Jahr noch niedrig aus. - Copyright: picture alliance/Jochen Tack
Handwerker montieren Solarmodule auf einer Scheune in NRW. Der Zubau an erneuerbaren Energiequellen fällt in diesem Jahr noch niedrig aus. - Copyright: picture alliance/Jochen Tack

Deutschland ist abhängig von Erdgas. Und weil Russland Deutschland das Erdgas nach und nach abdreht, muss die Bundesrepublik nun Gas sparen, um über den Winter zu kommen.

Das effizienteste Instrument ist der Verzicht auf den Gebrauch von Gas, in der Industrie und im Privaten. Die Bundesregierung hat Haushalte aufgerufen, so viel Gas zu sparen wie möglich – etwa indem im Winter die Heizungen runtergedreht werden. Die Industrie ist derweil in Teilen dabei, ihre Produktion von Erdgas auf andere Energieträger umzustellen. Laut Wirtschaftsminister Robert Habeck (Die Grünen) verbraucht Deutschland so aktuell rund 15 Prozent weniger Erdgas, als im vergangenen Jahr.

Weil aber Moskau seine Gaslieferungen jederzeit wieder einstellen könnte und die deutschen Gasspeicher noch nicht zur Genüge gefüllt sind, reicht das nicht. Es muss noch mehr Gas eingespart werden oder ersetzt werden – aber wie?

Der Ausbau der Erneuerbaren Energien kam in diesem Jahr kaum voran

Man könnte die drei noch am Netz befindlichen Atomkraftwerke länger laufen lassen, wie FDP und Union fordern. Die Anlagen kommen auf eine Leistung von 4,3 Gigawatt; Schätzungen zufolge könnte dadurch ein Prozent des deutschen Erdgasbedarfs ersetzt werden.

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Ohnehin will die Bundesregierung in den kommenden Monaten mehr Kohlekraftwerke zur Stromerzeugung einsetzen lassen, dafür sollen dann Gaskraftwerke vom Netz gehen. Aber warum eine schmutzige Energie wie Kohle, statt saubere Energiequellen wie Windkraft und Solar? Diese sollen schließlich bis Mitte des Jahrhunderts den kompletten Energieverbrauch in Deutschland stellen – können Erneuerbare Energien in der Gaskrise da nicht schon helfen? Ja und nein.

Ja, weil die Erneuerbaren Energien bereits dafür sorgen und gesorgt haben, dass Deutschland weniger abhängig von fossilen Energien – und damit auch Gas – ist. Das gilt zum einen für den Strommarkt, wo mittlerweile um die 50 Prozent des produzierten Stroms aus erneuerbaren Quellen stammen. Zum anderen sind aktuell viele Unternehmen darum bemüht, die Energie für ihre Produktionsprozesse aus anderen Quellen als Erdgas zu beziehen. So hat Mercedes etwa angekündigt, seinen Gasverbrauch um bis zu 50 Prozent senken zu wollen – und anderem, indem mehr erneuerbare Energien verwendet werden.

Und nein, weil der Ausbau der Erneuerbaren in diesem Jahr keine Größenordnung annehmen wird, durch die ein signifikanter Teil des bei der Stromerzeugung erzeugten Erdgases ersetzt werden könnte. In den vergangenen zwölf Monaten wurden laut Angaben der Bundesnetzagentur 6 Gigawatt Solarenergie und etwa 1,7 Gigawatt Windenergie an Land in Deutschland installiert. Sollte dieser Schnitt gehalten werden – und das ist laut Bundesnetzagentur nicht prognostizierbar –, könnten bis Ende des Jahres nochmals drei Gigawatt Solar- und um die 0,8 Gigawatt Windenergie hinzukommen. Grob gerechnet könnten diese neuen Energiequellen ein bis zwei Prozent der Erdgases im Stromsektor ersetzen. Das ist nicht nichts, aber es ist auch nicht viel.

Biogas als Alternative zum Erdgas

Ohnehin macht der Strommarkt nur zwölf Prozent des Erdgases aus, das in Deutschland jährlich verwendet wird. Weit größere Mengen Erdgas verbrauchen etwa die Industrie (31 Prozent) und die privaten Haushalte (37 Prozent), für Prozesse in der Produktion beziehungsweise Warmwasser und Heizung.

In beiden Fällen ist Erdgas zwar durch elektrische Prozesse ersetzbar. In der Industrie könnte grüner, also durch Verwendung erneuerbarer Energien hergestellter Wasserstoff es ersetzen; in den Haushalten könnten elektrische Wärmepumpen Gasheizungen ersetzen. Diese Prozesse stehen jedoch noch weit am Anfang. Bis grüner Wasserstoff und Wärmepumpen in Deutschland der Standard sind, wird es noch Jahre, womöglich auch Jahrzehnte dauern.

Eine weitere erneuerbare Energiequelle ist jedoch bereits verfügbar: Biogas. Die Bundesregierung hat angekündigt, die Obergrenzen bei der Biogas-Produktion kippen zu wollen, um dadurch mehr Erdgas ersetzen zu können. Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) begrüßt das: "Das kurzfristig mobilisierbare technische Potenzial allein des bestehenden Biogasanlagenparks wird auf eine Steigerung von im Schnitt 20 Prozent geschätzt", teilt ein Sprecher auf Anfrage von Business Insider mit. Insgesamt könnten so vier Prozent der russischen Erdgasimporte vom Stand vor Ausbruch des Kriegs in der Ukraine ersetzt werden.

Erneuerbare Energien können also ihren Beitrag zur Bewältigung der deutschen Gaskrise leisten. Gerade mit Blick auf die Wind- und Solarkraft sind sie aber eher langfristige Lösungen, um unabhängig von fossilen Ressourcen zu werden. Für den kommenden Winter muss es andere Lösungen geben.