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Forschende entdecken den bislang kleinsten Rogue Planet

Rogue Planets sind Einzelgänger, sie umkreisen keine Sonne und keinen Stern. Sie bewegen sich stattdessen frei durchs Weltall. Sie zu entdecken ist deshalb eine große Herausforderung.

So sieht ungefähr der Microlensing-Effekt aus. Foto: Jan Skowron / Astronomical Observatory, University of Warsaw.
So sieht ungefähr der Microlensing-Effekt aus. Foto: Jan Skowron / Astronomical Observatory, University of Warsaw.

In der Milchstraße wimmelt es möglicherweise von „Rogue Planets“. Das sind sogenannte Einzelgänger- oder vagabundierende Planeten, die keinen Stern umkreisen – wie etwa die Erde, die um die Sonne kreist. Ein internationales Team von Forschenden hat jetzt den bislang kleinsten Rogue Planet entdeckt. Er hat ungefähr die Größe der Erde.

Erster Rogue Planet vor Jahren entdeckt

Veröffentlicht hat das Team von Astronom*innen seine Beobachtung in Astrophysical Journal Letters. Darin heißt es, dass bislang zwar über 4.000 Exoplaneten, die also in keinem Sonnensystem beheimatet sind, bekannt sind. Dennoch ist ihnen allen gemein, dass sie einen Stern umkreisen und damit einen Gravitations-Fixpunkt besitzen. Im Gegensatz zu den Rogue Planets.

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Den ersten Beweis für die Existenz der Rogue Planets haben polnische Astronom*innen des „OGLE-Projekts“ bereits vor Jahren erbracht. OGLE steht für „Optical Gravitational Lensing Experiment“ und wird an der Sternwarte der Universität Warschau durchgeführt. Das Projekt ist eigens dafür ausgelegt, solche sonnenlosen Planeten zu finden. OGLE-Forschende waren auch an der aktuellen Entdeckung beteiligt.

Masse kann Licht krümmen

Für gewöhnlich werden neue Planeten entdeckt, indem die Helligkeit einer dazugehörigen Sonne beobachtet wird. Nimmt die Helligkeit der Sonne regelmäßig ab, dann bewegt sich vermutlich ein Planet auf seiner Umlaufbahn vorbei und sorgt so für die Verdunklung.

Kurze Zeit erscheint der ferne Stern heller. Foto: Jan Skowron / Astronomical Observatory, University of Warsaw.
Kurze Zeit erscheint der ferne Stern heller. Foto: Jan Skowron / Astronomical Observatory, University of Warsaw.

Rogue Planets aber senden keine Strahlung aus und umkreisen per Definition auch keinen Stern. Die traditionellen Such-Methoden funktionieren daher nicht. OGLE nutzt deshalb sogenannte Microlensing-Effekte. Diese entstehen, basierend auf der Allgemeinen Relativitätstheorie nach Albert Einstein, weil jede Masse den Raum krümmen kann und Lichtstrahlen dieser Krümmung folgen. Eine große Masse kann also den Weg des Lichts verändern.

Planeten, die wie optische Linsen fungieren

Microlensing-Effekte treten beispielsweise auf, wenn ein Rogue Planet vor einer fremden Sonne vorbeizieht. Dadurch zieht die Masse des Rogue Planets das Licht der Sonne gravitativ an und bündelt es sozusagen hinter sich – wie eine Linse. Dadurch erscheint die Sonne kurzzeitig heller, weil Licht – das ansonsten ungesehen ins Weltall gestrahlt wäre – hinter dem Rogue Planet konzentriert wird.

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Das macht sich das OGLE-Projekt zunutze, indem es nach diesen kurzzeitigen Helligkeitsveränderungen bei Sonnen sucht. Weil diese Veränderungen, so schreibt es Scienceblogs, charakteristisch sind, können sie als Microlensing-Effekte identifiziert werden.

Rogue Planets waren vermutlich einmal gewöhnliche Planeten

So hat jetzt auch das Team um den Astronomen Przemek Mroz den neuen Rogue Planet entdeckt. Im Gespräch mit Eurekalert erklärt er: „Wenn ein massereiches Objekt, wie ein Stern oder Planet, zwischen den Beobachter*innen auf der Erde und einer fernen Sonne vorbeizieht, kann seine Schwerkraft Licht von der Sonne ablenken und fokussieren. Auf der Erde wird dann eine kurze Aufhellung messbar.“ Die Chance, so einen Effekt zu beobachten, sei allerdings extrem gering. Dafür müssten die drei Objekte – Erde, Rogue Planet und Sonne – nahezu perfekt ausgerichtet sein. Mroz sagt: „Würden wir nur eine Sonne beobachten, müssten wir fast eine Million Jahre auf einen Microlensing-Effekt warten.“

Bewegt sich ein Rogue Planet vor einen weit entfernten Stern, wird Licht abgelenkt. Foto: Jan Skowron / Astronomical Observatory, University of Warsaw.
Bewegt sich ein Rogue Planet vor einen weit entfernten Stern, wird Licht abgelenkt. Foto: Jan Skowron / Astronomical Observatory, University of Warsaw.

Deshalb stehen in Forschungsprojekten auf der ganzen Welt insgesamt Hunderte Millionen Sterne unter Beobachtung. Das OGLE-Projekt ist dabei eins der größten Experimente, es läuft bereits seit über 28 Jahren. Microlensing-Effekte passieren immer wieder, in den meisten Fällen sind jedoch Sterne dafür verantwortlich und keine Rogue Planets. Dabei gilt: Je kleiner die Masse ist, desto kürzer der Effekt. Bei großen Sternen kann dieser Tage andauern, bei kleineren Rogue Planets hingegen nur wenige Stunden oder sogar nur Minuten.

Astronom*innen vermuten, dass Rogue Planets ursprünglich wie gewöhnliche Planeten einmal Sonnen umkreisten. Möglicherweise wurden sie aber aus ihrer Umlaufbahn gelenkt, weil ihnen andere Planeten im System zu nahegekommen waren. Seither bewegen sie sich frei durchs All.

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