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Fonds für Gesundheitsaktien liefern gute Erträge

Der Gesundheitsbranche sprechen Experten langfristige Wachstumschancen zu. Dabei geht es um viel mehr als um den aktuellen Kampf gegen das Coronavirus.

Bei einbrechenden Börsenkursen brauchen Anleger ein Beruhigungsmittel. Investoren können auf der Suche nach vergleichsweise stabilen Sektoren in der Gesundheitsbranche stöbern. So gibt es spezielle Fonds, deren Fondsmanager auf Aktien von Unternehmen setzen, die Produkte, Technologie oder Dienstleistungen rund um das Thema Gesundheit anbieten.

Experten betonen die Wachstumsaussichten dieser wenig konjunkturanfälligen Branche. Allerdings gelten diese Aktien als noch immer relativ teuer. Und Käufer solcher Fonds müssen sich darüber bewusst sein, dass sie damit auf einen einzelnen Sektor setzen.

„Die Rückschläge bei diesen Aktien sind in der Baisse weniger stark, und anschließend erholen sich die Kurse schneller“, sagt Stefan Blum. Er steuert für den Schweizer Vermögensverwalter Bellevue Asset Management den „Bellevue Funds BB Adament Medtech & Services“, einen Aktienfonds für Titel aus dem Gesundheitssektor.

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Der Grund für den Optimismus des Aktienfondsmanagers in einer Zeit einbrechender Aktienmärkte: Diese Branche tickt einfach anders. Das illustrieren die vergangenen Wochen im Zeichen des Coronavirus. „Wenn im Tourismus oder bei Fluglinien Nachfrage ausfällt, dann ist die endgültig weg“, erklärt der Fondsmanager.

In der Gesundheitsbranche sei das anders. Er findet viele Beispiele. Patienten mit Hüft- oder Knieproblemen könnten Krankenhausaufenthalte aufschieben, ebenso etwa Betroffene mit Zahnproblemen. Das werde aber später nachgeholt. Anleger seien bei Firmen mit Geschäftsmodellen in diesen Bereichen gut aufgehoben: „Gesundheitsprobleme müssen die Betroffenen schließlich lösen.“

Der aktuelle Börseneinbruch bestätigt dies. Blum erklärt zwar: „Wenn die Angst umgeht, fällt der ganze Markt, da kann man sich auch mit Gesundheitsaktien nicht verstecken.“ Aber die Papiere der Branche fielen eben nicht so stark. Das zeigt auch die aktuelle Coronakrise.

Seit dem vergangenen Kurshoch an den Aktienmärkten vor wenigen Wochen verlor der Welt-Aktienindex von MSCI rund 18 Prozent, die Teil-Messlatte für den Gesundheitssektor dagegen bescheidenere elf Prozent. Ähnlich war es auch in anderen und noch heikleren Börsenphasen. In der Finanzkrise vor zwölf Jahren mit einem allgemeinen Kurssturz um 59 Prozent begrenzte das Branchenbarometer sein Minus auf 41 Prozent.

Langfristige Gewinne im Gesundheitssektor

Vinay Thapar von Alliance Bernstein spricht schlicht von einer „defensiven Branche, denn die Leistungen werden immer gebraucht, unabhängig von der Konjunktur“. Er managt in New York das „AB International Health Care Portfolio“. Sein Kollege Jürg Nagel von Mirova Asset Management fühlt sich mit den Aktien aus dem Sektor ebenfalls gut aufgehoben: „In der Krise sollte das Thema Gesundheit besser laufen, auf jeden Fall besser als Banken, Autos oder Maschinenbau.“ Der Experte in Zürich managt den „MIV Global Medtech Fund“ mit Ausrichtung auf Unternehmen im Bereich Medizintechnik.

Die Corona-Epidemie lenkt den Blick auf die Branche. Aber beflügelt wird der Gesundheitssektor von langfristigen Trends. „Es sind die alternden Gesellschaften, das starke Nachfragewachstum in den Schwellenländern, dazu kommen die technologischen Fortschritte in dem Segment“, sagt Nagel. Anbieter könnten oft höhere Margen durchsetzen.

Daher seien die Gewinne im Gesundheitssektor langfristig stärker gewachsen als in jeder anderen Branche. Ein Blick auf die Börse zeigt eindrucksvoll: Während der Welt-Aktienindex in diesem Jahrtausend nicht einmal um die Hälfte zulegte, konnten sich Aktien aus dem Gesundheitssektor verdreifachen (siehe Grafik).

Positiv blickt auch Ali Masarwah auf den Markt. „Das ist definitiv ein Wachstumssektor“, sagt der Analyst bei der Fondsratingagentur Morningstar. Er verbindet seinen Optimismus aber mit zwei Warnhinweisen für Anleger: „Die kurzfristige Corona-Fantasie bei einigen Werten kann schnell wieder verfliegen“, sagt er. Außerdem werde das Thema Gesundheit schon lange an den Märkten gespielt: „Deshalb sind manche der Aktien inzwischen auch hoch bewertet.“

Die drei genannten Fondsmanager sind die einzigen, die in ihrem Gebiet von der Researchfirma Scope Analysis mit dem besten Rating ausgezeichnet werden. Das bedeutet langfristig attraktive Erträge bei moderaten Wertschwankungen im Vergleich mit Konkurrenzprodukten.

Über fünf Jahre schafften die Manager von Mirova, Bellevue und Alliance Bernstein im Schnitt jährlich zwischen knapp sieben und fast zwölf Prozent Ertrag. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Aktienfonds ohne Sektorspezialisierung erreichte weniger als vier Prozent.

Anleger können in Deutschland unter insgesamt 53 solcher Themenfonds für Gesundheit wählen. Darin sind 30 Milliarden Euro angesammelt. Es ist also ein relativ kleiner Bereich. Zum Vergleich: Weltweit anlegende Aktienfonds ohne Branchenausrichtung managen 417 Milliarden Euro Kapital.

Bei den Gesundheitsfonds sollten Anleger auf die Gebühren schauen. Manche verlangen Jahresgebühren über der Zwei-Prozent-Marke. Das ist teuer. Von den erwähnten drei Produkten liegt das Angebot von Alliance Bernstein an dieser Schwelle, die beiden Konkurrenten verlangen weniger.

Generell sollten Investoren in solche speziellen Themenfonds nur einen Teil ihres Kapitals stecken. Denn sie investieren damit nicht breit über verschiedene Sektoren hinweg und diversifizieren damit auch Verlustrisiken, sondern fokussieren sich auf eine Branche. Das bietet Chancen auf Rendite, schafft aber auch ein sogenanntes Klumpenrisiko.

Gesundheit als Anlagethema ist ein relativ junges Feld. Vor der Jahrtausendwende gab es nur sechs Fonds. Die Hälfte der Produkte legten Geldverwalter erst in den vergangenen sechs Jahren auf. Treiber waren die Fortschritte in der Medizin, ähnlich wie in anderen Technologiebereichen. Bei den Gesundheitsfonds ist es häufig an der Namensgebung abzulesen: Viele der zuletzt aufgelegten Produkte tragen ein „Digital Health“ im Namen.

Telemedizin als Zukunftsfeld

Alle drei genannten Fondsmanager konzentrieren sich in ihren Strategien auf relativ wenige Aktien. Und die meisten Titel sind wegen langfristiger Gewinnchancen ausgesucht, nicht weil sie von der aktuellen Virusepidemie profitieren. Aber diese Profiteure gibt es.

„Dazu zählen Diagnostiker, die Tests machen“, sagt Bellevue-Experte Blum. Michael Sjöström, Anlagestratege bei dem auf Gesundheitsthemen ausgerichteten Geldverwalter Sectoral Asset Management, hat beispielsweise Sinopharm im Auge: „Die entwickeln Prüfverfahren für das Coronavirus.“

Auch Ferndiagnostiker sind laut Blum gefragt. Dazu gehöre Ping An Health‧care Technology in China: „Mit dieser Art Telemedizin können sich Patienten per iPad Ferndiagnosen stellen lassen.“ Gewinner seien ebenso die Hersteller von medizinischen Handschuhen oder Desinfektionsmitteln. Und ein deutsches Unternehmen aus dem Nebenwerteindex SDax hat er im Auge: „Drägerwerk könnte sicher mehr Masken verkaufen, als sie herzustellen in der Lage sind. Hier geht die Nachfrage durch die Decke.“

Fondsmanager Thapar schaut etwa auf Intuitive Surgical: „Die stellen Chirurgie-Roboter her, die Ärzte bei ihrer Arbeit unterstützen.“ Das mache die Firma seit einem Vierteljahrhundert. Sie sei auf dem Feld ohne große Konkurrenz, habe enorme Wachstumschancen. Der Fonds halte nur wenige Biotechwerte. Dazu zählten Vertex Pharmaceuticals und Regeneron Pharmaceuticals. In den meisten Fällen halte er sich fern, „die Misserfolgsrate bei neuen Medikamenten ist ein zu hohes Risiko“.

Align Technologies und Intuitive Surgical gefallen auch Nagel von Mirova. Er hat die beiden Aktien ebenfalls im Fonds. Er weist außerdem auf Zimmer Biomet hin, einen Hersteller von Hüft- und Knieimplantaten. Außerdem mag der Fondsmanager die seit einem knappen Jahr börsennotierte Alcon, die als Spezialist für Augenheilkunde unter anderem Kontaktlinsen herstellt.