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Warum sich Firmengründer an Familienunternehmen orientieren sollten

Florian Brokamp, Chef des Start-ups Thinksurance, mahnt Gründer, nicht nur auf schnelles Wachstum zu achten. Entscheidend seien ganz andere Faktoren.

Bei Start-ups, die sehr schnell wachsen, kommt es oftmals zu Reibereien zwischen der Firmenleitung und den Mitarbeitern. Foto: dpa
Bei Start-ups, die sehr schnell wachsen, kommt es oftmals zu Reibereien zwischen der Firmenleitung und den Mitarbeitern. Foto: dpa

Bislang hat sich Florian Brokamp außerhalb der Versicherungswelt kaum in öffentliche Diskussionen eingemischt. Doch einige Entwicklungen in der deutschen Start-up-Szene beobachtet der Mitgründer der jungen Frankfurter Firma Thinksurance mit Sorge: „Immer öfter habe ich den Eindruck, dass es einigen Gründern nur darum geht, schnell viel Kapital aufzunehmen und immer höhere Bewertungen zu erzielen.“ Wie wirtschaftlich sinnvoll diese Gründer agieren, das werde aber offenbar selten betrachtet.

Thinksurance, 2015 unter der Marke Gewerbeversicherung24 gegründet, betreibt eine Technologieplattform für den Vertrieb von Gewerbeversicherungen. Beim Aufbau des Insurtechs, wie Start-ups aus dem Versicherungsbereich genannt werden, will Brokamp nicht nur auf schnelles Wachstum setzen, sondern parallel auch die passenden Strukturen und Mitarbeiter im Unternehmen etablieren: „Eine Unternehmensgründung sollte das Ziel haben, etwas aufzubauen, das auch langfristig Bestand hat.“

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Der Thinksurance-Chef meint damit nicht, dass ein Start-up sofort profitabel sein muss. Thinksurance investiert momentan sehr stark ins Wachstum: „Daher sind wir unter dem Strich wieder in den roten Zahlen. Wichtig ist mir aber, dass die Profitabilität nicht aus dem Fokus gerät.“

Vor allem ist ihm aber die Wertschätzung der Mitarbeiter ein großes Anliegen. Vorbilder findet Brokamp in Familienunternehmen und nennt etwa Trigema-Chef Wolfgang Grupp, der Mitarbeiterkindern einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz nach dem Schulabschluss zusichert: „Er zeigt damit, dass er sich um seine Mitarbeiter kümmert – auch in Zeiten, in denen einmal nicht alles rundläuft.“

Vorbild Familienunternehmen

Das sei ein Beispiel, an dem sich Gründer orientieren sollten. Bei Start-ups, die sehr schnell wachsen, kommt es dagegen immer wieder zu Reibereien zwischen der Firmenleitung und den Mitarbeitern. „Eine tragfähige und nachhaltige Firmenkultur lässt sich da meiner Meinung nach nur aufbauen, wenn das Wachstum verkraftbar ist“, sagt Brokamp.

Er räumt ein, dass es auch in seinem Unternehmen „manchmal knirscht“. Seit der letzten Finanzierungsrunde im vergangenen Oktober, bei der das Insurtech 13 Millionen Euro bei Investoren einsammelte, hat sich die Mitarbeiterzahl verdoppelt – bis zum Jahresende sollen es 100 Mitarbeiter werden. „Wir arbeiten daran, Prozesse neu zu definieren und Strukturen aufzubauen. Das macht Spaß, ist aber gleichsam eine Herausforderung“, sagt Brokamp.

Dennoch will Thinksurance weiterwachsen, 2021 könnten 20 bis 40 neue Mitarbeiter dazukommen. Einen ersten Mitarbeiter in Frankreich hat das junge Unternehmen ebenfalls eingestellt. Wegen der Corona-Pandemie gestaltet sich die Auslandsexpansion aber schwieriger als gedacht. Bis Ende 2021 soll trotzdem mindestens ein weiterer Auslandsmarkt dazukommen.

Die Investorensuche, auch schon vor der letzten Finanzierungsrunde, hat Brokamp indes in ziemlich schlechter Erinnerung: „Viele Investoren wissen erstaunlich wenig über die Branche, in die sie investieren wollen. Es geht ihnen anscheinend nur um die rein finanziellen Aspekte.“ Das Unternehmen oder die Gründer selbst seien ihnen oft egal.

„Auch bei deutschen Insurtechs hat es solche Finanzierungsrunden gegeben. Auf den ersten Blick sehen hohe Bewertungen toll aus. Auf den zweiten Blick fragt man sich aber, wie viel Ahnung die Investoren vom Geschäft haben“, meint Brokamp. Die Versicherungsbranche ticke aber anders als beispielsweise der schnellere Online-Handel. Es lasse sich nicht alles quasi über Nacht digitalisieren.

„Natürlich haben auch unsere jetzigen Investoren gewisse Ziele. Wichtig ist mir aber, dass sie unser Geschäftsmodell verstehen und wir gemeinsame Werte und eine geteilte Philosophie haben, wie wir das Unternehmen langfristig voranbringen wollen“, sagt er. Anderen Gründern rät er daher, sich Investoren genau anzuschauen und ihr Unternehmen nicht zu schnell mit dem - im Zweifel - Falschen zu teilen.

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