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Fielmann kauft sich in den spanischen Markt ein – „Es wird nicht so lange dauern mit der Marktführerschaft“

Der junge Konzernchef übernimmt die Mehrheit an Optica Universitaria – und hat weitere Expansionspläne. Diese erläutert er im Handelsblatt-Interview.

Bewegung in der Brillen-Branche: Der deutsche Optiker-Branchenführer Fielmann übernimmt 80 Prozent der Nummer drei auf dem spanischen Markt – Optica Universitaria. Die beiden Gründer behalten die restlichen Anteile und führen das Unternehmen weiter. Laut Verhandlungskreisen zahlt der deutsche Marktführer 185 Millionen Euro für die Übernahme. Aus heute 80 Shops sollen mit Fielmanns Hilfe langfristig 200 Geschäfte werden.

„Das Unternehmen ist kerngesund und gut positioniert“, sagt Vorstandschef Marc Fielmann über seinen überraschenden Kauf. „Krise bedeutet eben auch Möglichkeiten.“ Optica Universitaria, 1992 gegründet, soll als Marke eigenständig bleiben und mit der Kraft und Größe des neuen Anteilseigners in Spanien die Marktführerschaft erobern.

Zugleich geht Fielmann mit verhaltenem Optimismus in die kommenden Verkaufstage. Anders als viele Einzelhändler dürfen Optiker unter strengen Hygieneauflagen ihre Filialen geöffnet halten.

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Lesen Sie hier das komplette Interview:

Herr Fielmann, mitten in der Coronakrise übernehmen Sie die Mehrheit an einer spanischen Optikerkette. Haben Sie trotz aller Probleme noch zu viel Geld?
Der Kauf ist Teil unserer Vision 2025. Und so einen Schritt bereitet man ja gründlich vor. Die Gespräche mit den Eigentümern von Optica Universitaria begannen schon vor Corona, sodass wir auch frühzeitig eine gründliche Due Diligence durchführen konnten.

Wie lässt sich in Pandemiezeiten überhaupt eine vernünftige Firmenprüfung gewährleisten?
Die persönlichen Gespräche in Spanien führten wir schon vor dem Ausbruch von Corona. Die Sichtung der Akten war dann auch weitgehend digital möglich. Insofern hatten wir unsere Hausaufgaben gemeinsam gemacht. Und man darf nicht vergessen: Wir verfügen auch über ausreichende Liquidität.

Die beiden spanischen Gründer Manuel Caballero und Rufo Gómez bleiben als Geschäftsführer an Bord. Inwieweit mischt sich der neue Mehrheitseigner Fielmann bei den beiden ein?
So viel, wie es Sinn macht für unsere spanischen Kunden. Die Firma ist uns ja sehr ähnlich: extrem kundenorientiert und auch Preisführer, überdies deutlich produktiver als viele andere Optiker vor Ort. Wir wollen da also weniger im operativen Tagesgeschäft eingreifen als vielmehr bei strategischen Fragen, aber auch bei den Lieferketten, der Digitalisierung, dem Einkauf. Da können beide Seiten voneinander profitieren.

Wann soll Optica Universitaria spanischer Marktführer sein?
Langfristig soll das Unternehmen 900.000 Brillen verkaufen, heute sind es 400.000. Der Umsatz soll von gut 100 Millionen auf rund 250 Millionen Euro steigen. Damit wäre Optica Universitaria dann auch Marktführer in Spanien. Allein nächstes Jahr sollen zehn neue Niederlassungen entstehen. So soll die Filialkette von heute 80 auf rund 200 Niederlassungen anwachsen. Es wird also nicht so lange dauern mit der Marktführerschaft. Die Geschwindigkeit der Expansion hängt von den Finanzmitteln und der Organisation ab. Da bin ich sehr zuversichtlich.

Ist es geplant, dass die Spanier auch in andere Länder expandieren – etwa nach Deutschland?
Ich würde ein Wachstum jenseits von Spanien nicht ausschließen. Aber zunächst mal haben wir schon im Land selbst noch gewaltige Expansionsmöglichkeiten. Im ersten Schritt gilt unser Fokus also dem Heimatmarkt.

Was kann vielleicht auch Fielmann von den Spaniern lernen?
Viel! Gerade über den spanischen Markt. Und obwohl Optica Universitaria bislang deutlich kleiner ist als unser Unternehmen, sind die Finanzkennzahlen doch sehr ähnlich. Da finden nun zwei kerngesunde Unternehmen zusammen, die gemeinsam noch viel erreichen können.

Wo unterscheidet sich der spanische Markt vom deutschen?
Der Kunststoff-Anteil bei den Fassungen ist dort zum Beispiel deutlich höher. Auch die Markenaffinität der Kunden ist größer.

Im vergangenen Jahr stiegen Sie schon in Slowenien ein, Spanien ist nun Ihr 15. Markt. Welche Ziele haben Sie noch?
Wir wollen jedes Jahr in einen neuen Markt eintreten. Das soll nächstes Jahr weitergehen – entweder durch organisches Wachstum oder durch weitere Zukäufe.

Wer ist eigentlich europäischer Marktführer?
Schwer zu definieren – je nach Kennzahlen oder auch der Frage: Was gehört eigentlich alles zu Europa? Wir sind da jedenfalls schon auf gutem Wege. Und mein Ziel ist klar, Marktführer in Kontinentaleuropa zu werden.

Haben Sie in der Krise Marktanteile gewonnen – oder eher abgegeben?
Das werden wir erst Ende des Jahres wissen, wenn auch die kleineren Anbieter ihre Zahlen veröffentlicht haben. Optica Universitaria hat seine Marktanteile jedenfalls schon deutlich ausgebaut in Spanien. In einigen unserer eigenen Märkte haben wir die Anteile gehalten, in vielen dürften wir sie auch erhöht haben.

Obwohl Ihre eigenen Filialen während der Lockdowns nicht schließen mussten, brach Ihr Umsatz im Frühjahr zeitweise um 80 Prozent ein. Was prophezeien Sie fürs Corona-Jahr 2020?
Das wäre ein Blick in die Glaskugel. Da ist noch alles möglich – je nachdem, wie sich die nächsten Wochen noch entwickeln werden.

Im August haben Sie prognostiziert: weniger Umsatz, nämlich 1,3 Milliarden Euro statt 1,52, trotzdem aber noch einen Gewinn von 100 Millionen Euro (statt 253,8 im vergangenen Jahr). Bleibt’s dabei?
Wie gesagt: Das ist sehr schwer zu sagen.

Vom jetzigen Lockdown ist Ihre Branche nicht betroffen?
Optiker und Hörgeräteakustiker dürfen unter strengen Hygieneauflagen offen bleiben …

Sie müssen’s also nicht wie Douglas-Chefin Tina Müller noch mit Drogerieartikeln versuchen?
Wir gelten weiterhin als systemrelevanter Gesundheitsversorger. Aber wie hoch die Kundenzahlen angesichts des Lockdowns um uns herum nun noch sein werden, wissen wir natürlich nicht. Wir haben aber auch beim ersten Lockdown gewisse Nachholeffekte gesehen: Als die Innenstädte wieder öffneten, boomte auch in unseren Niederlassungen wieder das Geschäft.

Wie sieht Ihre Prognose für die ganze Branche aus?
Im Vergleich zu anderen Branchen sind wir bislang vielleicht noch recht glimpflich durch die Krise gekommen – sicher auch, weil wir kein klassisches Konsumprodukt anbieten, sondern einen gesundheitlich relevanten Bedarf decken. Wenn wir im Vergleich zu anderen Einzelhändlern also mit einem einstelligen Minus aus der Pandemie finden, dürfen wir uns glücklich schätzen.

Was verändert Corona generell … bei Fielmann, in der Branche, in der Gesellschaft?
Das Virus hat bei uns Digitalisierung und Internationalisierung befeuert und beschleunigt. Unsere Strategie hat sich durch das Virus nicht ändern müssen. Aber natürlich hat Corona die interne Kommunikation wirklich revolutioniert und verändert auch unsere Perspektive aufs Arbeiten nachhaltig. Wer die Digitalisierung jetzt noch nicht verstanden hat, ist sehr spät dran – wahrscheinlich zu spät.

Herr Fielmann, vielen Dank für das Interview.