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Familienfrieden auf dem Schlachthof

Eine der größten Familienstreitigkeiten im deutschen Mittelstand ist gelöst – vorerst. Clemens Tönnies und sein Neffe Robert teilten am Montagmorgen mit, sie hätten einen Kompromiss in ihren zahlreichen Auseinandersetzungen um die Macht im Schlachtkonzern gefunden. Der nebenamtliche Schalke-Funktionär Clemens Tönnies gibt damit Macht ab, sein Neffe verzichtet aber auf den vollen Durchgriff. Die heftigen Vorwürfe des Jüngeren gegen den Älteren bleiben ungeklärt.

„Das ist heute ein guter Tag. Wir haben gestern die Tinte trocken bekommen“, sagt Clemens Tönnies. Weit vor dem Spiel seiner Schalker am Donnerstagabend hatten die Familien Tönnies in Düsseldorf beim Notar gesessen und mit ihren Unterschriften besiegelt, was in monatelangen Verhandlungen zwischen den Vertrauen der Streitparteien verhandelt wurde - außergerichtlich. Trotz des Ausscheidens im Viertelfinale der Europa-League wirkte der Schalker Aufsichtsratschef am Morgen danach entsprechend locker und gelöst.

In mehreren Prozessen hatte Robert Tönnies seinem Onkel vorgeworfen, ihn hintergangen zu haben. Beiden gehört jeweils die Hälfte des Unternehmens mit zuletzt 6,35 Milliarden Euro Umsatz, seitdem Robert Tönnies seinem Onkel vor mehreren Jahren zehn Prozent geschenkt hatte. Damals sollte das die Aufbauleistung von Clemens Tönnies würdigen, der die Gruppe mit seinem verstorbenen Bruder zu einem Milliarden-Konzern gemacht hat.

Später warf Robert Tönnies seinem Onkel vor, hinter seinem Rücken private Beteiligungen eingegangen zu sein. Zudem habe der Onkel die jugendliche Unerfahrenheit des Erbens ausgenutzt, um Unterschriften unter weitreichende Befugnisse zu bekommen. Robert Tönnies forderte daher die Schenkung zurück.

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Der jetzt gefundene Kompromiss läuft darauf hinaus, dass Clemens Tönnies seine 50 Prozent am Konzern behält. Im Gegenzug bringt er seine privaten Beteiligungen, die Zur-Mühlen-Gruppe um den Würstchenhersteller Böklunder, in den gemeinsamen Konzern ein. Robert Tönnies, der zuletzt aus den Leitungsgremien herausgedrängt war, zieht in einen neuen Beirat ein. Clemens Tönnies gibt offenbar auch Macht ab und beteiligt seinen Sohn Maximilian Tönnies. Das soll den Übergang in die nächste, vom Streit unbelastete Generation vorbereiten. Beide Eignerstämme sollen jeweils zwei der vier Geschäftsführer bestellen.

Möglicher Knackpunkt: Der Streit zwischen beiden Verwandten wird somit ins Unternehmen integriert. Beide Stämme sind gleichberechtigt. Konflikte wollen Robert und Clemens Tönnies im neuen Beirat lösen, dem auch externe Experten angehören soll. Ob das nach den heftigen Vorwürfen mit pikanten Familiendetails in den Prozessen gelingt, ist völlig offen.

Clemens Tönnies bezeichnete die vergangenen sechs Jahre als Zeit voller Misstrauen und Differenzen. „Das hat wehgetan“, sagte der 60-Jährige. Bei der Schlichtung jetzt gebe es aber keine Verlierer. Entschuldigungen sprachen beide nicht aus. Robert bedankte sich aber ausdrücklich bei seinem Onkel für die geleistete Arbeit: „Zusammen mit der Geschäftsleitung hast Du das Unternehmen nach vorne gebracht.“ Vor wenigen Wochen hatte sich das noch anders angehört.

Mit Material von dpa.