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Für Amerikas Banken geht es langsam aufwärts

Die Berichtssaison an der Wall Street startet wieder. Die großen Finanzhäuser leiden weiter unter der Coronakrise, doch das starke Handelsgeschäft gibt Rückenwind.

Am Dienstag starten die großen US-Banken die Berichtssaison für das dritte Quartal. Die Institute geben dabei rund drei Wochen vor der Präsidentschaftswahl einen guten Einblick in die wirtschaftliche Lage des Landes. Dabei zeigt sich ein gemischtes Bild: Verglichen mit dem Vorjahresquartal werden die Gewinne erneut deutlich niedriger ausfallen, glauben Analysten.

Doch die Lage könnte schon deutlich besser sein als noch im zweiten Quartal, als die Wirtschaft besonders stark von den Folgen des Coronavirus getroffen wurde. Im Vergleich zum Sommer könnten die Gewinne pro Aktie branchenweit um 13 Prozent steigen, wie aus einer Analyse von Gerard Cassidy von RBC Capital Markets hervorgeht.

Ein wichtiger Treiber dafür ist die geringere Vorsorge für mögliche Kreditausfälle. Die vier größten US-Banken haben sie in den ersten sechs Monaten des Jahres mehr als verdoppelt, was zu deutlichen Gewinneinbußen führte. Im dritten Quartal jedoch könnte sie um gut 60 Prozent im Vergleich zum Sommer fallen, schätzt Betsy Graseck von Morgan Stanley.

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Auch das Investmentbanking und der Wertpapierhandel werden Auftrieb geben. Zwar werden die Großbanken vermutlich nicht an die Rekordwerte aus dem zweiten Quartal herankommen. Doch die Börsengänge haben vor allem im September deutlich zugenommen. Das Cloud-Unternehmen Snowflake sammelte zum Handelsstart 3,4 Milliarden Dollar ein und ist damit der größte Börsengang eines Softwareunternehmens aller Zeiten.

Auch das Handelsgeschäft war weiterhin stark. Jennifer Piepszak von JP Morgan deutete bereits an, dass die Umsätze um rund 20 Prozent höher liegen könnten als ein Jahr zuvor. Die Bank of America erwartet ein Plus von fünf bis zehn Prozent, wie CEO Brian Moynihan im September durchblicken ließ. Bei der Citigroup könnte es ein Zuwachs im „unteren zweistelligen Prozentbereich sein“, so Finanzchef Mark Mason.

Experten warnen vor zu viel Optimismus

Doch viele Experten warnen vor zu viel Optimismus. Cassidy von RBC Capital Markets geht davon aus, dass die Ergebnisse „verwirrend, undurchsichtig und überraschend“ sein könnten, weil sie von der Coronakrise und den Hilfsmaßnahmen dominiert werden.

Die Verhandlungen über ein neues Konjunkturpaket aus Washington dauern an, dabei hätten die Hilfen schon vor Monaten verabschiedet werden sollen. Eine Reihe von Ökonomen hat daher bereits die Prognosen für das Wirtschaftswachstum heruntergeschraubt und deutlich gemacht, dass ohne neuen Stimulus die Erholung deutlich länger dauern würde.

Sowohl Fed-Chef Jay Powell also auch der CEO von Morgan Stanley, James Gorman, hatten die Regierung in den vergangenen Tagen mit deutlichen Worten aufgefordert, ein neues Konjunkturpaket zu verabschieden. „Die Wirtschaft braucht ein Konjunkturpaket“, sagte Gorman am Donnerstag im US-Börsensender CNCB. „Wenn ich in der Regierung wäre, würde ich jetzt nicht zurückhaltend sein. Dies ist nicht die Zeit für intellektuelle Debatten.“

Zudem leiden die Großbanken unter der Nullzinspolitik der US-Notenbank Federal Reserve. Die Währungshüter hatten den Leitzins im März auf die Spanne von null und 0,25 Prozent gesetzt und erst im August mit einer neuen Strategie bekräftigt, die Zinsen noch Jahre auf diesem niedrigen Niveau zu lassen, um die wirtschaftliche Erholung zu fördern. Das drückt jedoch auf den Zinsüberschuss der Banken.

Brian Kleinanzl vom Analysehaus KBW geht davon aus, dass der Zinsüberschuss im dritten Quartal im Mittel um 6,7 Prozent im Vergleich zum Vorquartal gesunken ist. Der Abwärtstrend werde noch weiter anhalten, vermutlich bis zum ersten Quartal 2021.

Möglicher Wahlsieg Bidens treibt Bankaktien hoch

Die undurchsichtige Lage lastet auch auf den Bankaktien. Der KBW-Bankenindex hat in diesem Jahr rund 30 Prozent verloren, während der breit gefasste S & P 500 knapp acht Prozent zugelegt hat.

„Es gibt immer noch viele Unklarheiten darüber, wie sich die Lage entwickeln wird, vor allem für die Verbraucher“, warnte Piepszak im September. Allerdings hätten sich „Dinge besser entwickelt, als wir gedacht haben.“

In den vergangenen Tagen haben Bankaktien deutlich stärker zugelegt als der Markt. Grund sind Prognosen über einen deutlichen Wahlsieg des demokratischen US-Präsidentschaftskandidaten Joe Biden. Der wäre mit einem weiteren, großen Konjunkturpaket verbunden. Das würde den Kreditportfolios der Banken helfen und möglicherweise auch die Inflation ankurbeln, was schließlich zu höheren Leitzinsen führen würde.

Die Sorgen der Wall Street, Biden würde im Falle eines Wahlsiegs die Steuern erhöhen und Regulierungsvorschriften deutlich anziehen, bleiben laut UBS zwar bestehen, seien derzeit jedoch zweitrangig. Eine Reihe von Strategen großer Banken hat sich in den vergangenen Tagen deutlich für einen Machtwechsel in Washington ausgesprochen.

JP Morgan und Citigroup legen am Dienstag Zahlen vor, Bank of America, Goldman Sachs und Wells Fargo am Mittwoch. Am Donnerstag folgt Morgan Stanley. Das Institut hat erst vergangene Woche die milliardenschwere Übernahme des Vermögensverwalters Eaton Vance bekanntgegeben.