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EZB macht Trippelschritt zur Zinssenkung: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Alexander Weber über eine vielfältige und diverse Ratssitzung. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages und erhalten Sie Sonntags das Hauptstadtgeflüster direkt in ihre Mailbox.

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EZB-Treffen mit Praxisteil

Die Europäische Zentralbank wird auf ihrer heutigen Zinssitzung wohl einen weiteren, vorsichtigen Schritt in Richtung ihrer ersten Zinssenkung gehen. Zuletzt sah es immer mehr danach aus, dass es im Juni soweit sein wird. Neue Projektionen werden wohl auf einen rascheren Rückgang der Inflation hindeuten und somit derartige Erwartungen untermauern.

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Präsidentin Christine Lagarde wird aber sicher auch die immer noch schnell steigenden Löhne erwähnen. Die Streiks in Deutschland (siehe unten), wegen derer die Sitzung teilweise virtuell stattfindet, illustrieren das neue Selbstbewusstsein der Gewerkschaften perfekt. Damit erscheint ein Schritt im April, wenn nur wenige neue Informationen zu diesem Thema vorliegen werden, eher unwahrscheinlich.

Um ein weiteres Thema wird Lagarde auch nicht herumkommen: Die internen Spannungen um Direktoriumsmitglied Frank Elderson. Dieser hatte die EZB-Belegschaft mit Kommentaren zur Klima-Politik der Zentralbank “schockiert” und sich am Mittwoch zu erklären versucht. Das von Lagarde bisher eher abgebügelte aber inzwischen immer lauter vernehmbare Grummeln im Hochhaus am Osthafen kommt schon seit Wochen immer wieder an die Öffentlichkeit.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Alexander Kell, Verena Sepp und Boris Groendahl: Keine grünen Schößlinge, AT1-Jubel & Bonus-Frust, statt heiter eher wolkig, 1:0 für Wall Street gegen Fed, und sozialer Unfrieden.

Keine grünen Schößlinge

Sonne und Wind schreiben keine Rechnung, die Bank aber schon. Und weil höhere Zinsen und gestiegene Rohstoffpreise den Geschäftsmodellen vieler Solar- und Windparkbetreiber einen Strich durch die Kalkulation gemacht haben, ist auch die Encavis-Aktie seit ihrem Höchststand um mehr als die Hälfte eingebrochen. Jetzt steht wohl ein Eigentümerwechsel ins Haus, bei dem KKR mehr als 2 Milliarden Euro auf den Tisch legen dürfte. Schon nächste Woche könnte weißer Rauch aufsteigen. Wenn irgendwo auf der Welt brauner Rauch aufsteigt, dann könnte die UBS dabei die Finger im Spiel haben. Die Bank verwirft Kreisen zufolge den von ihrer Tochter Credit Suisse geplanten Ausstieg aus der Kohlefinanzierung, als diese noch eigenständig war. Wie bei der Mutter soll es keinen festen Termin für ein Ende von Krediten für den CO2-lastigen Brennstoff geben. In Deutschland hat im vergangenen Jahr Windkraft (31%) erstmals mehr als Kohle (26%) zur Stromerzeugung beigetragen, die wegen der Wirtschaftskrise indes um 12% gegenüber dem Vorjahr einbrach. Dafür wurde 41% mehr Strom importiert, während 22% weniger exportiert wurde als im Vorjahr.

AT1-Jubel & Bonus-Frust

Obwohl die Deutsche Pfandbriefbank angesichts des Gegenwinds am US-Immobilienmarkt keine Dividende für 2023 ausschütten wird, drehte die Aktie im Xetra-Handel ins Plus. Der Grund für die Euphorie: Den Kupon für die AT1-Anleihe, ein verlusttragendes, hoch verzinstes Risikopapier, wird die PBB im April zahlen — die Voraussetzungen dafür erfülle sie derzeit “komfortabel”. Die Bonds stiegen daraufhin um bis zu 16 Cent je Euro Nennwert auf 39 Cent — der größte Anstieg aller Zeiten. Für 2023 meldete die PBB einen Vorsteuergewinn von 90 Millionen Euro nach 213 Millionen Euro im Vorjahr. Die Risikovorsorge kletterte von 44 auf 212 Millionen Euro. Die Stimmung unter den Investmentbankern der Deutschen Bank dürfte derzeit hingegen eher frostig sein. Ihr Bonuspool wurde um mehr als 10% gekürzt, nachdem die Erträge der Investmentbank aufgrund des Zins-Gegenwinds im vergangenen Jahr um 9% gesunken sind. Am stärksten traf es Insidern zufolge Berater für Fusionen und Übernahmen, insgesamt sei der Bonustopf um etwa 5% geschrumpft.

Statt heiter eher wolkig

Der Auftragseingang in der deutschen Industrie ist zu Beginn des neuen Jahres um mehr als 11% eingebrochen und damit fast doppelt so arg wie Ökonomen erwartet hatten. Druck brachte ein Basiseffekt starker Großaufträge im Dezember, allerdings zeigte der Vergleich zum Vorjahreszeitraum noch immer ein Minus von 6%. Die Lkw-Maut-Daten von den deutschen Autobahnen geben auch keinen frühen Hinweis darauf, dass es mit der Wirtschaftstätigkeit bergauf geht. Gestern hatten starke Januar-Zahlen zum deutschen Export noch die Hoffnung genährt, dass die Konjunkturschwäche in der Industrie nachlässt. Angesichts “zu hoher Strukturkosten” will nach Shell nun auch BP seine Ölraffinerie-Kapazitäten in Deutschland verkleinern. “Unsere Raffinerie in Gelsenkirchen ist derzeit nicht wettbewerbsfähig”, sagt der Werksleiter. Belastend wirkt zum einen der Wegfall der billigen russischen Gaslieferungen sowie der Umstand, dass Länder ohne CO2-Abgaben beim Export von Diesel, Benzin und anderen Raffinerieprodukten einen Vorteil haben.

1:0 für Wall Street gegen Fed

Während Fed-Chairman Jerome Powell gestern im US-Kongress in Sachen Geldpolitik wenig Neues zu bieten hatte, ließ er an unerwarteter Stelle eine Bombe platzen: Die Implementierung der als Basel III bekannten Kapitalregeln für Banken werde nicht ohne “umfassende und wesentliche Änderungen” am Entwurf über die Bühne gehen. Die Kampagne der Wall Street, die gegen die Regeln seit Monaten Sturm läuft, konnte offenbar selbst den erfahrenen Notenbanker Powell beeindrucken: “So etwas habe ich noch nie gesehen”, sagte er zu den Kommentaren von Banken und Experten zum Entwurf der Regeln, die die Fed und andere US-Behörden erstellt haben. Der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht, dem die Fed ebenso wie die EZB und andere Institutionen angehört, hatte den Rahmen für die Regeln 2017 verabschiedet, knappe zehn Jahre nach der Finanzkrise. Es geht vor allem darum, dass Risiken in Bankbilanzen mit ausreichend Kapital hinterlegt sind. Ein altbekanntes Spiel ist es dabei, dass europäische und US-Banken sich gegenseitig (meist zu Unrecht) vorwerfen, die Regeln nicht einzuhalten. Dafür könnte es jetzt wieder neues Material geben.

Sozialer Unfrieden

Das Recht zum Arbeitskampf in Deutschland zur Durchsetzung tarifvertraglicher Forderungen geht manchem nachvollziehbar auf die Gerösteten. Man frage nur ein x-beliebiges EZB-Ratsmitglied, das heute wegen der Verkehrsstreiks zwischen Flensburg und Garmisch nicht persönlich in Frankfurt erscheinen, sondern nur per Videoschalte an der geldpolitischen Sitzung teilnehmen wird. Gleich mehreren Ratsmitgliedern ergeht es so, wie zu hören ist. Wären sie nach Frankfurt gekommen, hätten sie riskiert, bei Äbbelwoi und Handkäs festzusitzen, nachdem sowohl das Bodenpersonal am Flughafen als auch die Lokführer mit Streiks begonnen haben. Bremsspuren hinterlässt die Streikerei auch bei der Lufthansa, die für dieses Jahr keinen Gewinnanstieg erwartet. Der Betrieb der Kranich-Airline wurde durch eine Reihe von Arbeitskämpfen gestört, darunter eine zweitägige Arbeitsniederlegung in dieser Woche. Das Wiederaufflammen der Arbeitskämpfe erinnert an die langwierigen Auseinandersetzungen, die die Lufthansa vor der Pandemie geführt hat. Lokführer-Führer Weselsky lässt die Räder im Bahnverkehr bis morgen 13 Uhr weitgehend stillstehen. Auch danach wird es zu Behinderungen kommen.

Was sonst noch so passiert ist

  • Sparen bringt Marge

  • Versicherungs-M&A

  • Keine Bayer-Kapitalerhöhung

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