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EZB deckelt Renditen, aber Kurvensteuerung soll es nicht heißen

(Bloomberg) -- Die Europäische Zentralbank eifert ihren Pendants im asiatisch-pazifischen Raum nach, indem sie die Refinanzierungskosten der Regierungen steuert - nur eben auf eine sehr europäischen Art und Weise.

Die EZB kauft Anleihen mit dem Ziel, die Renditedifferenzen zwischen den stärksten und schwächsten Volkswirtschaften im Euroraum zu begrenzen, wie mit der Angelegenheit vertraute Personen berichten. Dabei habe die Zentralbank konkrete Vorstellungen davon, welche Spreads angemessen seien, sagte eine der Personen. Ein EZB-Sprecher lehnte eine Stellungnahme ab.

Anleger haben sich lange gefragt, ob die Zentralbank bei ihren Bemühungen zur Deckelung der Bondrenditen bestimmte Niveaus anpeilt. Die jüngsten Einsichten in ihre Strategie geben Aufschluss darüber, wie die Geldpolitiker mit den komplexen Strukturen im Euroraum umgehen, die es schwierig machen, öffentlich gewisse Anleiheniveaus anzustreben.

Die Staatsanleiherenditen sind der Schlüssel zur Bekämpfung der Pandemiekrise. Nicht nur beeinflussen sie alle anderen Kreditkosten. Die Sicherung einer tragfähigen Staatsverschuldung ist zu einem kritischen Teil der Geldpolitik geworden, da Unternehmen und Arbeitnehmer auf eine massive, schuldenfinanzierte fiskalpolitische Unterstützung angewiesen sind.

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Die Strategie der EZB erklärt, warum die Renditedifferenz zwischen italienischen und deutschen Staatsanleihen trotz des drohenden Zusammenbruchs der italienischen Regierung bemerkenswert stabil geblieben ist, nachdem die Zentralbank das Tempo der Bondkäufe erhöht hat. Die Volatilität bei Anleihen befindet sich auf Rekordtiefs, erläutert Tanvir Sandhu, Chefstratege für globale Derivate bei Bloomberg Intelligence.

Dies unterscheidet sich von der so genannten Renditekurvensteuerung, die von der japanischen Notenbank und der Reserve Bank of Australia eingesetzt wird, die öffentlich numerische Ziele für bestimmte Renditen angekündigt haben. So strebt die Bank of Japan (BoJ) bei zehnjährigen Staatsanleihen Null Prozent an.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde, die am Donnerstag die erste geldpolitische Sitzung des Jahres leitet, hat diesen Luxus nicht. Sie muss die monetären Bedürfnisse einer Währungsunion mit 19 Staaten berücksichtigen, von denen jedes Land seine eigenen Papiere begibt.

Im Moment bedeutet dies, zuzusichern, dass die Finanzierungsbedingungen während der Krise gewahrt bleiben. Diese Bedingungen sind weit gefasst und umfassen den “gesamten privaten und öffentlichen Sektor der Volkswirtschaft” und “Zinssätze wie auch Kreditvolumina und Kreditkonditionen”, wie aus der Zusammenfassung der geldpolitischen Sitzung des EZB-Rates vom Dezember hervorgeht.

Diese Strategie ähnele zwar der Zinskurvenkontrolle, “sie bezeichnen sie aber anders”, sagte Christoph Rieger, Leiter Strategie Festverzinsliche bei der Commerzbank AG. „Ich glaube, dass dies für die EZB eine wichtige Angelegenheit ist, sie sehen es sich an und sind geradezu neidisch auf die BoJ. Sie würden gerne so etwas haben. “

Die Steuerung der Renditekurve setzt sich durch. Nachdem die Zentralbanken die Zinsen auf Rekordtiefs gesenkt und Anleihen in Billionenhöhe gekauft haben, greifen sie immer tiefer in ihre Werkzeugkästen. Theoretisch ist das billiger als quantitative Lockerung allein, da den Anlegern praktisch vermittelt wird, dass sie nicht dagegen ankämpfen sollten.

Das Versprechen muss allerdings glaubwürdig sein. Die Anleger müssen überzeugt sein, dass die Zentralbank so viel wie nötig ausgeben wird, um ihre Politik zu verteidigen, und hier stößt die EZB auf Probleme.

Zunächst einmal fehlt eine einzige Anleihe als Zielgröße. Das wird sich bald ändern, wenn die Europäische Union mit der Emission gemeinsamer Anleihen zur Finanzierung ihres 750 Milliarden Euro schweren Wiederaufbaufonds beginnt. Dabei handelt es sich jedoch nur um einen temporären Plan, der im Zusammenhang mit der Pandemie steht - der EZB könnten die Anleihen zum Kauf ausgehen.

Zudem ist es der Zentralbank nach EU-Recht untersagt, Regierungen direkt zu finanzieren. Sie hat die Legalität ihrer Anleihekaufprogramme dadurch gesichert, dass sie Beschränkungen festlegte, was sie kaufen kann und für wie lange. Die Steuerung der Renditekurve ist jedoch implizit unbegrenzt.

“Es gibt eine Reihe von Problemen bei der Wahl einer derartigen Strategie oder der Aufnahme in das EZB-Instrumentarium”, sagte Katharina Utermöhl, Ökonomin bei der Allianz SE. “Dies könnte den Eindruck erwecken, dass die EZB tatsächlich monetäre Staatsfinanzierung betreibt.”

Die Maßnahme birgt umfassendere Risiken, beispielsweise die Ermutigung zu einer sorglosen Finanzpolitik, da die Regierungen teilweise von der Marktdisziplin befreit werden.

Die Fed und das US-Finanzministerium vereinbarten 1942 eine Deckelung der Refinanzierungskosten, um die Teilnahme des Landes am Zweiten Weltkrieg zu stemmen. Fünf Jahre später war die Inflation zweistellig und die Zentralbank war gezwungen, mit dem Rückzug zu beginnen.

Explizite Renditeziele machen auch den Ausstieg aus dieser Politik zu einer Herausforderung. Sobald Anleger erkennen, dass das Ziel fallen gelassen wird, werden sie wahrscheinlich Anleihen abstoßen, was die Renditen nach oben treibt.

Dies könnte letztendlich bedeuten, dass die EZB mit dem - wie Lagarde sagte -„ganzheitlichen“ Ansatz zur Aufrechterhaltung günstiger Finanzierungsbedingungen einen Vorteil hat.

“Es ist nicht so explizit wie bei den Japanern, sondern breiter gefasst”, sagte Florian Hense, Europa-Ökonom bei Berenberg. “Sobald bekannt ist, dass man explizit die Renditekurve steuert, kann diese Festlegung sehr teuer werden.”

Überschrift des Artikels im Original:ECB Is Capping Bond Yields But Don’t Call It Yield Curve Control

(Wiederholung vom Vortag)

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