Werbung
Deutsche Märkte öffnen in 5 Stunden 50 Minuten
  • Nikkei 225

    37.602,31
    -26,17 (-0,07%)
     
  • Dow Jones 30

    38.085,80
    -375,12 (-0,98%)
     
  • Bitcoin EUR

    59.722,82
    -511,47 (-0,85%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.387,94
    +5,37 (+0,39%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.611,76
    -100,99 (-0,64%)
     
  • S&P 500

    5.048,42
    -23,21 (-0,46%)
     

Exxon: Der Öl-Mann gerät an seine Grenzen

Der Exxon-CEO Darren Woods legt erneut herbe Verluste vor. Um die Investoren bei Laune zu halten, entlässt er 1900 Mitarbeiter. Von alternativen Energien will er nichts wissen.

Darren Woods ist ein Mann ganz nach Donald Trumps Geschmack: Der 54-Jährige glaubt an die fossilen Brennstoffe und kann gut verkaufen. Als sein Vorgänger Rex Tillerson 2017 als Wirtschaftsminister ins Weiße Haus gerufen wurde, übernahm er die Führung des größten US-Ölkonzerns Exxon Mobil.

Gleich nach seinem Antritt versprach er vor allem im Golf von Mexiko Milliarden-Investitionen und Tausende neue Jobs und schwärmte von der Zukunft des Erdöls. Die meisten Investitionen waren zwar längst geplant. Aber er hat sie geschickt zusammengefasst und ihnen unter dem Slogan „Growing the Gulf“ einen neuen Namen gegeben. Ein guter Verkäufer eben.

Die Beziehung der beiden ist so gut, dass Trump sich im Wahlkampf gar damit brüstete, er bräuchte nur den Hörer zu heben, ein paar Genehmigungen für Ölförderungen zu erwähnen und schon würde der Exxon-Chef 25 Millionen Dollar als Wahlkampf-Spenden lockermachen. Das ging Darren dann doch zu weit und er ließ per Twitter mitteilen, dass ein solches hypothetisches Telefonat „niemals stattgefunden“ habe.

WERBUNG

Tatsächlich muss man sich in jüngster Zeit auch fragen, ob Woods überhaupt das Geld hätte, dem Präsidenten unter die Arme zu greifen. Am Freitag hat der Exxon-Chef mit einem Minus von 680 Millionen Dollar das dritte Quartal in Folge einen hohen Verlust vorgelegt. Für das Gesamtjahr droht nun ein Milliardenverlust.

Lockdowns, Homeoffice und Reisebeschränkungen haben die Nachfrage nach Kraftstoff und damit den Erdölpreis drastisch sinken lassen. Im August flog Exxon sogar aus dem renommierten Dow-Jones-Index. Das Unternehmen macht derzeit die schlimmste Krise seit den 70er-Jahren durch. Um die Investoren weiter bei Laune zu halten, hält Darren trotz allem an den großzügigen Dividenden fest und entlässt lieber 1900 Mitarbeiter.

Während sich vor allem die europäischen Konkurrenten längst auf neue Zeiten einstellen und auf alternative Energien setzen, heißt Darrens Strategie vor allem: Weiter so!

„Wir bleiben zuversichtlich in Hinblick auf unsere Langfrist-Strategie und auf die Grundlagen unseres Geschäfts und ergreifen die nötigen Maßnahmen, um den Wert zu erhalten, während wir die Bilanz und die Dividende schützen“, teilte er in einer vorbereiteten Stellungnahme fest. Die Vorstellung der schlechten Zahlen gegenüber den Analysten überließ er danach lieber den anderen Vorstandsmitgliedern.

Der Ingenieur mit MBA, der zwei Jahre seiner 28-jährigen Karriere bei Exxon in Brüssel als Chef des Geschäfts in Europa, Afrika und dem Nahen Osten verbracht hat, hatte sich zwar noch 2017 in einem Brief an Donald Trump persönlich dafür eingesetzt, dass die USA Teil des Pariser Abkommens zum Klimaschutz bleiben. Aber das tat er vor allem mit dem Ziel, Washington einen Platz am Tisch bei den Verhandlungen zu sichern.

Als Aktionäre zwei Jahre später klare Ziele für die Reduzierung von Kohlendioxid-Ausstößen durch die Verbrennung von Öl und Gas forderten, beschwerte sich Woods bei der Börsenaufsicht SEC. Die wies die Forderung als unrechtmäßige Einmischung in das Geschäft zurück.

Woods sieht die Zukunft weiter im Öl

Der Manager ist auch jetzt noch überzeugt, dass Öl und Gas auch in zwanzig Jahren noch die Hälfte des globalen Energiemixes bestimmen werden. „Einige glauben, dass der dramatische Nachfragerückgang aufgrund der Coronakrise eine beschleunigte Reaktion auf das Risiko des Klimawandels widerspiegelt, und gehen davon aus, dass sich unsere Branche nicht erholen wird“, sagte Woods erst vergangene Woche vor seinen rund 75.000 Mitarbeitern.

Bei genauer Betrachtung der Fakten müsse man aber zu dem Schluss kommen, „dass die Bedürfnisse der Gesellschaft in den kommenden Jahren zu einem höheren Energieverbrauch führen werden – und dass die von uns hergestellten Produkte damit auch weiterhin benötigt werden“. Seine geplanten Öl- und Gasprojekte hat das Unternehmen dementsprechend verdoppelt.

Kritik wächst

Doch die Kritik an seiner Führung wächst: „Alle anderen sind entweder in den schwarzen Zahlen geblieben oder wieder zu ihnen zurückgekehrt nach dem Abgrund im zweiten Quartal“, bemerkt auch die Analystin Jennifer Rowland von Edward Jones.

Außerdem droht dem Exxon-Chef mit den anstehenden Wahlen Ärger aus Washington. Joe Biden hat im Wahlkampf klargemacht, dass er die Ölindustrie für ein Auslaufmodell hält. „Die Ölindustrie verschmutzt die Umwelt erheblich. Sie muss über die Jahre ersetzt werden“, stellte Biden bei seiner letzten Debatte mit Trump klar und kritisierte auch die staatlichen Subventionen für die Ölbranche.

Wenn es in Washington zum Wachwechsel kommt, muss sich Woods warm anziehen.