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Europas alternde Bevölkerung ist ein Geldmagnet für Investoren

(Bloomberg) -- Europas alternde Bevölkerung ist seit langem ein Thema, das Ökonomen und Regierungen Kopfzerbrechen bereitet. Sie befürchten Wachstumseinbußen für die Wirtschaft und eine Überlastung der Rentensysteme. Sogar Elon Musk hat Alarm geschlagen. Für manche hingegen entpuppt sich der Trend als großes Geschäft.

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Das Private-Equity-finanzierte Unternehmen Funecap Idf hat seit seiner Gründung 2010 rund eine Milliarde Euro ausgegeben, um mehr als 300 Krematorien und Bestattungsinstitute zu kaufen. Der geografische Fokus: Europa. Dort, wo 17 der 20 Länder mit den höchsten Sterberaten weltweit zu finden sind.

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Die französische Gruppe, zu deren Finanziers die britische Beteiligungsgesellschaft Charterhouse Capital Partners und die französische Latour Capital zählen, profitiert von dem zunehmenden Bedarf an Einäscherungen und Alternativen zu traditionellen kirchlichen Begräbnissen. Hohe Friedhofskosten, Mobilitätsbedürfnisse sowie die Säkularisierung im Allgemeinen sind nur einige wenige Gründe für den Andrang.

Jeder fünfte Europäer ist derzeit 65 Jahre alt oder älter. Im Jahr 2050 werden es beinahe 30% sein. Und im Gegensatz zu Nordamerika, wo ein ähnlicher Bevölkerungsrückgang herrscht, gibt es in Europa immer weniger Platz, um die Menschen zu beerdigen.

“Die Bestattungsbranche ist weit mehr als nur das Graben von Löchern”, sagt Thierry Gisserot, Gründer und Geschäftsführer von Funecap. “Es ist ein Infrastruktur-Geschäft.”

Der europäische Markt für Feuerbestattungen, im Speziellen, profitiert laut Gisserot von einem hohen organischen Wachstum von durchschnittlich 5% bis 7% pro Jahr. Insbesondere in katholisch geprägten Ländern, in denen Bestattungsvorschriften in den vergangenen Jahrzehnten gelockert wurden, entscheiden sich immer mehr Menschen für Einäscherungen.

2022 verleibte sich Funecap die niederländische Facultatieve Technologies ein, den Weltmarktführer für Einäscherungsanlagen. Vor Kurzem folgte eine Partnerschaft mit Rhein-Taunus-Krematorium, dem größten Krematorium-Betreiber in Deutschland. Dort hätten auch andere Investoren angeklopft, sagt die RTK-Geschäftsführerin Judith Könsgen.

Der Markt für Bestatter und Krematorien ist in Europa stärker fragmentiert als in anderen Regionen, insbesondere in Deutschland, so Björn Wolff, Gründer von Mymoria. Sein Unternehmen, das Bestattungsdienstleistungen anbietet, hat in den letzten Jahren ebenfalls Konkurrenten aufgekauft und will dies auch fortführen.

“Die Familieninhaber gehen in den Ruhestand und oftmals wollen ihre Kinder das Geschäft nicht mehr weiterführen”, so Wolff. Durch die Übernahmen kann Mymoria diverse Bereiche wie die Verwaltung zusammenlegen und somit die Kosteneffizienz verbessern.

Ein weiterer Reiz des Sektors für Investoren ist der vorhersehbare Cashflow — Menschen müssen sterben. Besonders mit dem Abgang der Babyboomer-Generation in den kommenden Jahren werden die Sterbefälle nochmals ansteigen — das sorgt bei Unternehmen wie Funecap und Mymoria für klingelnde Kassen.

Und da ist noch eine Einnahmequelle, die allerdings als umstrittener gilt: der Verkauf von Metallabfällen, die nach der Einäscherung der Körper übrig bleiben.

Viele Menschen haben Goldzähne, künstliche Hüften oder Kniegelenke, die Titan, Kobalt oder Chrom enthalten. In den meisten europäischen Ländern werden die Metalle aus der Asche entnommen und an Metallverwerter verkauft. Illegal ist das nicht, solange die Angehörigen darüber informiert werden.

Viele Krematorien sagen, dass sie den Erlös ganz oder teilweise spenden. Laut Jan-Willem Gabriels, Chef von OrthoMetals, eines der führenden Recyclingunternehmen von Kremationsmetallen weltweit, variiert der Spendenprozess zwischen den europäischen Ländern massiv. Während es in Deutschland keine nationalen Vorschriften dazu gibt, verlangt Schweden von Krematorien, die Erlöse an einen staatlichen Fonds für soziale Zwecke zu überweisen.

“Manchmal sind es 100%, manchmal 50%”, erklärt Gisserot in Bezug auf die Spendenpolitik von Funecap. “Da ein Unternehmen keine Wohltätigkeitsorganisation ist, muss man die Einnahmen im besten Interesse des Unternehmens verwenden.”

Gleichzeitig sagt Könsgen von RTK, dass “manche Investoren anzunehmen scheinen, dass Krematorien eine Gelddruckmaschine sind”. Diese Vorstellung entspreche nicht der Realität.

“Man muss viel in die Anlagen und Prozesse investieren und sich um die Wartung kümmern, aber wenn man weiß, was man tut, kann man eine auskömmliche Rendite erzielen.”

Überschrift des Artikels im Original:Europe’s Aging Population Is a Money Magnet for Some Investors

©2024 Bloomberg L.P.