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EU-Kommissarin für Gesundheit erwartet Corona-Impfstoff zum Jahreswechsel

Stella Kyriakides zeigt sich im Handelsblatt-Gespräch zuversichtlich: Der entscheidende Durchbruch zur Bekämpfung der Krankheit lasse nicht mehr allzu lange auf sich warten.

in a chemistry lab, a male researcher holds a tube with the coronavirus virus
Wann es einen Impfstoff gegen das Coronavirus geben wird, ist noch völlig offen. (Bild: Getty Images)

Ein Ende der Coronakrise ist in Sicht – jedenfalls nach Einschätzung der Europäischen Kommission. „Auch wenn Vorhersagen zum jetzigen Zeitpunkt noch riskant sind, haben wir doch gute Hinweise, dass der erste Impfstoff gegen Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres verfügbar sein wird“, sagte EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides dem Handelsblatt.

Bei der Überwindung der Coronakrise spiele der Zeitfaktor eine entscheidende Rolle. „Jeden Monat, den wir bei der Entwicklung des Impfstoffs gewinnen, rettet Leben und bewahrt Existenzgrundlagen“, sagte die Zypriotin. Der Impfstoff könne zwar nicht auf Anhieb alle Probleme lösen, aber er werde es „schrittweise erlauben, zur Normalität zurückzukehren“, wenn eine „kritische Masse von Bürgern insbesondere in den Risikogruppen“ geimpft worden sei.

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Einem WHO-Bericht von Ende Juli zufolge haben weltweit fünf Forschungslabore beziehungsweise Unternehmen auf der Suche nach einem Impfstoff die dritte und letzte Phase der klinischen Tests erreicht, darunter das deutsch-amerikanische Unternehmen Biontech mit Sitz in Mainz. Das weltweite Rennen um die Impfstoffe ist im vollen Gange. Viele Regierungen haben schon Lieferverträge mit den in diesem Bereich forschenden Pharmafirmen geschlossen oder in die jeweiligen Unternehmen investiert.

Die EU-Kommission unterzeichnete am 31. Juli einen Vorvertrag mit Sanofi-GSK über 300 Millionen Impfdosen. Sanofi-GSK will seinen Impfstoff nach Angaben der EU-Kommission bis Juni 2021 zur Marktreife bringen. Auch mit anderen potenziellen Lieferanten seien die Verhandlungen bereits in einem fortgeschrittenen Stadium, teilte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit.

Lieferanten klagen: Bundesregierung bezahlt nicht für Schutzmasken

Kyriakides äußerte sich besorgt über steigende Infektionszahlen überall in der EU. „Wir sehen eine steigende Zahl kleinerer und größerer Ausbrüche in mehreren Mitgliedstaaten.“ Sie appellierte an die EU-Staaten, die Infektionsherde „zügig lokal einzugrenzen mit Tests, Kontaktverfolgung und der sofortigen Isolation“ der Betroffenen.

Einen erneuten Lockdown wollte die Kommissarin nicht explizit ausschließen. „Die Unsicherheiten rund um das Virus bleiben“, sagte sie. „Mehr denn je müssen wir jetzt wachsam bleiben und nicht nachlässig werden, um einen zweiten Lockdown zu vermeiden“.

Reisewarnungen sorgen für Unmut

Falls es zu einer zweiten Infektionswelle kommen sollte, sei die EU darauf besser vorbereitet als zu Beginn der Krise. Versorgungsengpässe mit medizinischem Material gebe es jetzt nicht mehr. Die Kommission habe einen Vorrat von Masken, Ventilatoren, Medikamenten und Laborgeräten angelegt, um besser auf mögliche weitere Infektionswellen vorbereitet zu sein.

Die Kommissarin warnte die Mitgliedstaaten ausdrücklich davor, mit einer erneuten Schließung von EU-Binnengrenzen auf die steigenden Infektionszahlen zu reagieren. Es sei wissenschaftlich bewiesen, dass Ein- und Ausreisebeschränkungen innerhalb der EU wirkungslos gewesen seien im Kampf gegen die Ausbreitung von Covid-19. „Wir appellieren an die Mitgliedstaaten, die Beschränkungen in den kommenden Wochen und Monaten nicht erneut in Kraft zu setzen.“

Wenn Reisebeschränkungen aufgehoben würden, dann müsse dies für alle EU-Staaten mit vergleichbarer epidemiologischer Lage gelten. EU-Bürger dürften beim Grenzübertritt nicht wegen ihrer Nationalität diskriminiert werden. Der Hinweis dürfte zum Beispiel für Österreich bestimmt sein: Das Land erschwert die Einreise von Italienern nach wie vor, was die Beziehungen zwischen Wien und Rom erheblich belastet.

Für Unmut sorgen auch die von den Außenministerien mehrerer EU-Staaten ausgesprochenen Reisewarnungen. Das Auswärtige Amt warnt zum Beispiel vor Reisen nach Luxemburg und in mehrere nordspanische Regionen, weil die Infektionszahlen dort zuletzt stark gestiegen waren. Die EU-Gesundheitskommissarin wollte sich dazu nicht äußern. Für Reisewarnungen seien die nationalen Regierungen zuständig, sagte sie.

Kyriakides äußerte sich auch zu den inzwischen in allen EU-Staaten verfügbaren Corona-Warn-Apps. Sie sollen helfen, Infektionsketten nachzuverfolgen und zu unterbrechen. Noch funktionieren diese Anwendungen nur innerhalb der jeweiligen Landesgrenzen. Die EU-Kommission will die nationalen Apps in einem Portal zusammenführen, damit sie EU-weit nutzbar sind. „Das ist natürlich eine komplexe Übung sowohl rechtlich als auch technisch“, räumte die Kommissarin ein. Sie hoffe aber, dass das EU-Portal für die Corona-Apps Anfang September in die Pilotphase gehen könne.

Schulstart in der Pandemie: Die großen Herausforderungen

Für die harsche US-amerikanische Kritik an der Weltgesundheitsorganisation WHO zeigte Kyriakides kein Verständnis. „Mitten in einer so schweren und beispiellosen Krise können wir nicht gegen unsere wichtigste internationale Gesundheitsorganisation arbeiten“, sagte sie. Man müsse jetzt alles tun, um „eine gemeinsame Reaktion über die WHO zu stärken“. Erst später werde man Lehren aus der Krise ziehen und die Funktionsweise der WHO verbessern.