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Erneuerbare Energien decken erstmals über 50 Prozent des Stromverbrauchs – aber Deutschland muss jetzt Strom importieren

Windräder vor dem Braunkohlekraftwerk Schkopau westlich von Halle an der Saale.  - Copyright: Picture Alliance
Windräder vor dem Braunkohlekraftwerk Schkopau westlich von Halle an der Saale. - Copyright: Picture Alliance

Der Umbau der Stromversorgung in Deutschland schlägt sich in diesem Jahr in zwei symbolträchtigen Zahlen nieder: Zum ersten Mal decken Erneuerbare Energien wie Wind, Sonne, Wasser und Biogas offenbar mehr als die Hälfte sowohl der Stromerzeugung als auch des Stromverbrauchs in Deutschland. Gleichzeitig ist die Stromproduktion im Inland so stark gesunken, dass Deutschland netto Strom aus dem Ausland dazukaufen muss. Dahinter steckt eine doppelte Entwicklung: Der Ausbau der Erneuerbaren Energien auf der einen Seite sowie der Ausstieg aus der Atomkraft und die Abkehr von der Kohleverstromung auf der anderen Seite.

Insgesamt dürfte der Stromverbrauch in Deutschland in diesem Jahr 517 Milliarden Kilowattstunden betragen, schätzen das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Ihre Hochrechnung lag der Deutschen Presse-Agentur vor. Damit würde der Stromverbrauch zum Vorjahr um rund sieben Prozent steigen. Er liegt damit aber immer noch weit unter dem Höchststand von 624 Milliarden Kilowattstunden im Jahr 2007.

Der Anteil des klimaneutral erzeugten Stroms am Stromverbrauch werden im zu Ende gehenden Jahr 52 Prozent betragen, errechneten ZSW und BDEW. 2022 seien es erst 47 Prozent gewesen.

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Lange war es Ziel der Politik, den Stromverbrauch zu senken. Nun gehen alle Prognosen von einem spürbaren Anstieg des Strombedarfs aus. Dies ist Folge der Abkehr von fossilen Brennstoffen, der zunehmenden Elektrifizierung der Wirtschaft und des Strombedarfs der Digitalisierung. Damit dies klimaschonend gelingt, will die Regierung den Anteil erneuerbarer Energien bis zum Jahr 2030 auf 80 Prozent steigern.

Stromerzeugung niedriger als Verbrauch: Deutschland muss Strom importieren

Die Stromerzeugung in Deutschland kam im dritten Quartal dieses Jahres bereits zu 60 Prozent aus Erneuerbaren Energien, errechnete das Statistische Bundesamt. Dabei ist zu berücksichtigen, dass in diesem Sommerquartal durch mehr Sonnenstunden mehr Solarstrom erzeugt werden konnte. Doch auch im ersten Halbjahr lag der Anteil der Erneuerbaren an der Stromproduktion über 50 Prozent.

Ob das auch für den Stromverbrauch galt, war lange fraglich. Deutschland hat seine Stromproduktion so weit heruntergefahren, dass es jetzt netto Strom importieren muss. Allein die letzten Atomkraftwerke hatten 2022 noch sechs Prozent zur Stromerzeugung beigetragen.

Selbst im sonnenreichen dritten Quartal lag Deutschlands Stromimport mit 23 Milliarden Kilowattstunden 78 Prozent über dem Vorjahr. Der Stromexport wurde um 38 Prozent auf zehn Milliarden Kilowattstunden zurückgefahren. Anders gesagt: Im dritten Quartal 2022 hatte Deutschland netto noch drei Milliarden Kilowattstunden Strom exportiert. Ein Jahr später musste Deutschland zehn Milliarden Kilowattstunden im Ausland einkaufen.

Auf erste Erfolgsmeldungen von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) zum Anteil der Erneuerbaren an der Stromproduktion hatten Kritiker eingewendet, dass Deutschland stattdessen Strom aus Atomkraft und fossilen Brennstoffen importiere. Die Berechnung des ZSW und des BDEW ergaben laut der Darstellung der dpa nun aber, dass der Anteil der Erneuerbaren auch am gesamten Stromverbrauch bei über 50 Prozent lag.

Auf besonders hohe Anteile kamen die Erneuerbaren im Juli (59 Prozent), Mai (57 Prozent) sowie im Oktober und November (jeweils 55 Prozent). Im Juni habe die Stromerzeugung aus Sonnenlicht mit 9,8 Milliarden Kilowattstunden einen Rekord erreicht. Windenergie an Land erziele einen Jahresrekord mit 113,5 Milliarden Kilowattstunden. Insgesamt sei 267,0 Milliarden Kilowattstunden den Berechnungen zufolge so viel Strom klimaneutral erzeugt worden wie noch nie.

„Die Zahlen zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, sagte die BDEW-Vorsitzende Kerstin Andreae. Der Weg zu einer klimaneutralen Stromversorgung sei aber kein Selbstläufer. „Die zweiten 50 Prozent schaffen wir nur, wenn die Politik alle Hürden für den Erneuerbaren-Ausbau konsequent weiter aus dem Weg räumt.“

Die auf der Klimakonferenz in Dubai beschlossene Abkehr von den fossilen Energieträgern Kohle, Öl und Erdgas verlange einen stärkeren Ausbau der erneuerbaren Energien, forderte ZSW-Vorstand Frithjof Staiß.

Solarausbau auf Rekordhöhe, Windausbau hinterm Plan

Beim Ausbau der Solarkapazität war 2023 ein Rekord-Jahr, berichtete die Funke-Mediengruppe unter Berufung auf Zahlen aus Habecks Ministerium. Demnach wurden 12 Gigawatt Solarenergie neu zugebaut - 84 Prozent mehr als im Vorjahr. Das Ausbauziel der Bundesregierung von neun Gigawatt sei übertroffen worden. Dies hatte Habeck bereits mehrfach angekündigt. Auch 2024 rechnet er mit einer Zielüberschreitung.

Bei der Windenergie an Land hinkt der Ausbau dagegen hinterher. Das Gesetz sehe 69 Gigawatt an Windkraftkapazität im Jahr 2024 an Land vor. Im Oktober 2023 seien erst 60,4 Gigawatt erreicht, von denen nur 2,9 Gigawatt in diesem Jahr dazugekommen seien. Habeck sieht dennoch eine „wachsende Dynamik. Ganz besonders bei den Genehmigungen und den Neuinstallationen“. Die Zahl der Genehmigungen für neue Anlagen habe 2023 um 73 Prozent über dem Vorjahr gelegen.

Im Bereich der Offshore-Windkraft, deren Ausbau fast völlig zum Erliegen gekommen war, seien in diesem Jahr Zuschläge für 8,8 Gigawatt erteilt worden - was eine Verdoppelung der aktuellen Kapazität der Windkraft an See bedeuten würde.

„Es bleibt zwar viel zu tun, aber wir kommen wirklich gut voran“, sagte Habeck mit Blick auf den gesamten Ausbau der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien.

Mit Material von dpa.