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EnBW steigt aus dem Großkundengeschäft aus

Energieversorger - EnBW steigt aus dem Großkundengeschäft aus

Energie Baden-Württemberg EnBW gibt als erster großer Energieversorger das Geschäft mit Großkunden auf. Als Grund nennt der drittgrößte deutsche Energiekonzern den Preiswettbewerb. „Nach eingehender Analyse und Prüfung aller Optionen sind wir zu dem klaren Ergebnis gelangt, dass sich das klassische Großkundengeschäft in Zukunft für uns weder wirtschaftlich betreiben lässt noch hinreichendes Wachstumspotential bietet“, sagte Finanzchef Thomas Kusterer. Laufende oder bereits abgeschlossene Kundenverträge würden aber in vollem Umfang erfüllt. Was er nicht sagt: Die EnBW soll nach Schätzungen aus der Branche im vergangenen Jahr im Großkundengeschäft 50 Millionen Euro verloren haben. Bereits vor fünf Jahren hatte die EnBW den mit Abstand größten Kunden im Ländle Daimler verloren.

Im Zuge der Entscheidung fallen 400 Mitarbeiter Stellen weg. Die Einschnitte stehen im Zusammenhang mit dem Preisverfall auf dem Markt und massiven Kostendruck durch den Atomausstieg und zusätzlicher erwarteter Belastungen durch den KfK-Kompromiss. Vorstandschef Frank Mastiaux verschärft deshalb den Sparkurs. Bis zum Jahr 2020 soll eine weitere Kostenentlastung in der Größenordnung von rund 250 Millionen Euro erreicht werden.

„Die erneuten Umfeldverschlechterungen und die Tatsache, dass wir den Vertrieb als wichtige Säule unserer Wachstumsstrategie deutlich schneller umbauen müssen, erfordern zusätzliche Maßnahmen der Zukunftssicherung. Dazu gehört ein deutlich schnellerer Umbau des Vertriebs“, sagte EnBW-Chef Frank Mastiaux. Der Vorstandschef kündigte weitere Einschnitte in den nächsten Wochen an. Auch das Privatkundengeschäft soll noch stärker kunden- und wettbewerbsorientiert aufgestellt werden.

Mastiaux hatte die härtere Gangart bereits im April angekündigt. Der Verfall der Strompreise hat die EnBW nach Einschätzung von Mastiaux seit 2012 etwa 1,5 Milliarden Euro Ergebnis gekostet. Durch Effizienzsteigerung und Wachstum habe man zwar wiederum mehr als eine Milliarde Euro Ergebnisverbesserung erzielt – doch eine Lücke von rund 400 Millionen Euro müsse noch geschlossen werden. Einen Teil der Lücke soll das jetzige Sparprogramm von 250 Millionen Euro schließen. Die EnBW beschäftigt derzeit noch rund 20.000 Mitarbeiter.

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Im vergangenen Jahr hat die EnBW bei einem nahezu unveränderten Umsatz von 21,2 Milliarden Euro (plus 0,8 Prozent) ein bereinigtes operatives Ergebnis (adjusted Ebitda) von 2,1 Milliarden Euro (minus 2,7 Prozent) erzielt. Wegen des Strompreisverfalls waren Wertberichtigungen auf Kraftwerke und Stromlieferverträge von fast einer Milliarde Euro nötig. Den Konzernüberschuss von 125 Millionen Euro erzielte die EnBW nur durch einen Griff in die Reserven. Von zehn Milliarden Wertpapierbestand wurde eine halbe Milliarde Euro aufgelöst, auch um den Aktionären, darunter das Land Baden-Württemberg, eine Dividende zahlen zu können.


Gespräche über Gehaltskürzungen bei RWE vertagt

Beim Energieriesen RWE sind am Dienstag Gespräche über eine spürbare Gehaltskürzung für die Mitarbeiter der Stromerzeugung ergebnislos vertagt worden. Die Stimmung sei „angespannt“ gewesen, berichtete ein Sprecher der Gewerkschaft IGBCE. Das Unternehmen wollte sich zu Inhalten des Treffens nicht äußern. Am 4. und 5. Juli wollen die Parteien erneut zusammenkommen.

In der -Stromerzeugung in Kraftwerken und im Braunkohletagebau arbeiten nach Unternehmensangaben rund 14.000 Menschen. Kürzungspläne gibt es laut IGBCE auch beim großen RWE-Konkurrenten, der ausgegliederten Eon-Kraftwerkstochter Uniper. Dort stünden am 24. Juni in Hannover Gespräche über tarifvertragliche Kürzungen an.

Angesichts dramatisch gefallener Großhandelspreise wollen die Konzerne laut Gewerkschaft die Einkommen spürbar reduzieren. Nach einem Flugblatt der IGBCE möchte RWE in der Erzeugung Zulagen kürzen und fordert unter anderem Änderungen der Arbeitszeit, den Wegfall von Weihnachtsgeld und vermögenswirksamen Leistungen. Die Gewerkschaft beziffert das Gesamtvolumen der Einbußen auf rund ein Viertel des bisherigen Einkommens.

KONTEXT

Die größten Energieversorger der Welt

Platz 11

Der größte Energieversorger aus Deutschland liegt im weltweiten Ranking auf Platz 11: Eon hatte laut Statista im April 2015 einen Marktwert von 30,0 Milliarden US-Dollar.

Platz 10

Den zehnten Platz belegt ein Energieversorger aus Hong Kong: Hangery Thin Film Power kam im April 2015 auf einen Marktwert von 38,2 Milliarden US-Dollar.

Platz 9

Den neunten Platz belegt Southern Co. Das US-Unternehmen hatte im April 2015 einen Marktwert von 40,9 Milliarden US-Dollar.

Platz 8

Auf dem achten Platz befindet sich der spanische Energieversorger Iberdrola. Laut Statista hatte der Konzern im April 2015 einen Marktwert von 42,3 Milliarden US-Dollar.

Platz 7

Dominion Resources auf dem siebten Platz der weltgrößten Energieversorger stammt aus den USA und hat einen Markt von 42,8 Milliarden US-Dollar.

Platz 6

Den sechsten Platz belegt ein Versorger aus Italien: ENEL hat laut Statista einen Marktwert von 44,6 Milliarden US-Dollar.

Platz 5

Der fünftgrößte Energieversorger stammt aus Frankreich. EDF kam im April 2015 auf einen Marktwert von 46,3 Milliarden US-Dollar.

Platz 4

Auf dem vierten Platz befindet sich ein Unternehmen aus den USA: NextEra Energy. Der Versorger hatte im April 2015 einen Marktwert von 46,9 Milliarden US-Dollar.

Platz 3

Der drittgrößte Energieversorger der Welt kommt aus dem Vereinigten Königreich. National Grid hatte im April 2015 einen Marktwert von 49 Milliarden US-Dollar.

Platz 2

Auf dem zweiten Platz befindet sich ein französisches Unternehmen: GDF Suez. Der Wert des Energieversorgers beträgt laut der Auswertung von Statista 49,5 Milliarden US-Dollar.

Platz 1

Das US-amerikanische Unternehmen Duke Energy ist nach Marktwert der weltweit größte Energieversorger. Im April 2015 betrug sein Wert laut Berechnungen des Statistikportals Statista 55,4 Milliarden US-Dollar.

KONTEXT

Eon und RWE spalten sich auf - welcher Weg ist besser?

Energieriesen im Umbruch

Unter dem Druck rapide abstürzender Gewinne teilen Deutschlands größte Energiekonzerne Eon und RWE konventionelle und neue Energie in eigene Unternehmen auf. So hoffen sie auf mehr Erfolg im immer unterschiedlicheren Geschäft mit konventioneller Erzeugung einerseits und Ökostrom andererseits. Eon ist dabei einen Schritt voraus. Diesen Mittwoch können die Aktionäre in der Hauptversammlung bereits die Weichen für die rechtliche Trennung stellen. Sie werden wohl mit großer Mehrheit zustimmen, wird erwartet. Aber ist Eons Weg richtig?

Eon

Der Marktführer hat bereits Anfang April 2015 das neue Unternehmen Uniper mit rund 14 000 Mitarbeitern gegründet. Es führt die Eon-Gas- und Kohlekraftwerke - also die "alte" Energie - sowie den Energiehandel und die Wasserkraft. Die deutschen Eon-Kernkraftwerke mussten auf politischen Druck beim Mutterkonzern bleiben. Im Herbst will Uniper an die Börse - zunächst, indem Eon gut 53 Prozent der Uniper-Anteile an die Eon-Aktionäre ausgibt. Einige Jahre später will sich Eon auch von den restlichen Anteilen trennen. Eon gibt also die "alte" Energie praktisch komplett auf und konzentriert sich ganz auf Erneuerbare, Netze und Vertrieb. Die Trennung wurde auch räumlich vollzogen: Seit Jahresbeginn 2016 ist Uniper mit Sitz in Düsseldorf bereits selbstständig am Markt tätig. Eon zog nach Essen.

RWE

RWE hatte eine Aufteilung lange abgelehnt. Firmenchef Peter Terium ist ein Anhänger des "integrierten Konzerns", der alle Leistungen aus einer Hand anbietet. Ende 2015 schlug der Konzern den Weg dennoch ein - wenn auch völlig anders als Eon. Die Essener legten ihre Geschäftsfelder Erneuerbare Energien, Netze und Vertrieb zu einer neuen Gesellschaft zusammen, die am 1. April die Arbeit aufgenommen hat. In dem Unternehmen mit Sitz in Essen sollen später einmal zwei Drittel der 60 000 RWE-Beschäftigten arbeiten.

Ende 2016 will RWE zunächst rund 10 Prozent der Aktien der neuen Gesellschaft im Zuge einer Kapitalerhöhung an die Börse bringen, weiter Schritte können folgen. Die Mehrheit an der Zukunftstochter soll aber beim Mutterkonzern RWE AG bleiben. Alte und neue Energie bleiben also weiter verbunden.

Was ist besser?

Eon-Chef Johannes Teyssen ist von seinem Weg einer klaren Trennung überzeugt. Eon böten sich nach einer Konsolidierungsphase sichere Einnahmen durch den hohen Anteil an staatlich reguliertem Geschäft und zugleich große Wachstumschancen vor allem mit Erneuerbaren Energien und kundennahen Netzen, sagte er vor Analysten. Teyssen ist überzeugt, dass auch die neue Eon ein Wert für den Dax bleibt. Und Uniper habe mit modernen Gaskraftwerken und Speichern, der Wasserkraft und dem Handelsgeschäft kräftige Pfunde, betont dessen neuer Chef Klaus Schäfer. Wie die ganze Branche setzen Eon und Uniper dabei darauf, dass sich in den kommenden Jahre die Strom-Großhandelspreise wieder erholen.

RWE sieht sich dagegen mit seinem vorsichtigeren Ansatz im Vorteil. "Ich denke, dass unsere Strategie die bessere ist", sagte der RWE-Vize und künftige RWE-AG-Chef Rolf Martin Schmitz vor kurzem im "Handelsblatt". Der Vorteil von RWE: Die Essener gehen mit einer Zukunftsgesellschaft ohne Altlasten an die Börse, die sicher auf Interesse der Aktionäre stoßen wird. Uniper muss dagegen seine Anleger von einem Unternehmen überzeugen, dessen Kraftwerke derzeit kaum Geld verdienen - wenn sie überhaupt am Netz laufen.

Vorteil RWE?

Auf den ersten Blick ja. Aber man kann es auch anders sehen. Schließlich bringt RWE gerade die zukunftsträchtigsten Bestandteile mit der neuen Gesellschaft schrittweise an die Börse, beim Konzern bleiben die konventionellen Kraftwerke der Vergangenheit. "Mit den Einnahmen aus den Erneuerbaren muss RWE die Konventionellen noch lange stützen", sagt der Geschäftsführer der Aktionärsvereinigung DSW, Thomas Hechtfischer. Im Grunde sei das ein Ausstiegsmodell: "RWE verkauft die Zukunft, Eon trennt sich von der Vergangenheit."

Quelle: dpa