Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • Nikkei 225

    38.835,10
    +599,03 (+1,57%)
     
  • Dow Jones 30

    38.884,26
    +31,99 (+0,08%)
     
  • Bitcoin EUR

    58.572,13
    -461,43 (-0,78%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.308,29
    -56,83 (-4,16%)
     
  • Nasdaq Compositive

    16.332,56
    -16,69 (-0,10%)
     
  • S&P 500

    5.187,70
    +6,96 (+0,13%)
     

Drei Unfälle seit Jahresbeginn: Aktie der Pegasus Airlines beendet ihre Erfolgsgeschichte

Der Aktienkurs der türkischen Fluggesellschaft verdreifachte sich fast binnen eines Jahres. Doch der Tod von drei Passagieren trübt die Euphorie der Analysten.

Pegasus Airlines war ein Jahr lang der Liebling unter türkischen Aktionären. Doch eine Unfallserie seit Januar mit drei getöteten Passagieren belastet den Kurs der privaten türkischen Fluggesellschaft.

Am Freitag notierte die Aktie vier Prozent im Minus. Der Enthusiasmus der Analysten ist dahin. „Pegasus war in den vergangenen zwölf Monaten ein Top-Performer“, erklärt Melis Pocar von Oyak Securities, einer türkischen Investmentfirma.

Doch nun senkte die Analystin das Profil von Pegasus von „outperform“ auf „marketperform“: „Die Ereignisse haben das positive Momentum eingetrübt.“ Alle drei Unfälle hätten deutlich schlimmer ausgehen können. Die Vorfälle zeigen daher, wie schnell auch bei kleinen Problemen die Stimmung bei Airline-Aktien kippen kann, selbst bei den Hoffnungsträgern in der Branche.

WERBUNG

Am Mittwoch war eine Boeing 737-800 der Fluggesellschaft bei starkem Regen und Wind nach der Landung auf dem Istanbuler Flughafen „Sabiha Gökcen“ auf der asiatischen Seite der Stadt zunächst 50 Meter über die Landebahn gerutscht. Nachdem die Piloten das Flugzeug bis zum Ende der Landebahn nicht zum Stehen bringen konnten, fiel die Maschine rund 30 Meter in tieferes Gelände und zerfiel in drei Teile. An Bord waren 183 Personen, drei wurden bei dem Unfall getötet.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun gegen die verletzten Piloten. Zuvor waren im Januar zwei Maschinen der Airline über die Landebahn hinausgeschossen, dabei kamen keine Menschen ums Leben. Der Geschäftsführer Mehmet Tevfik Nane erklärte unter Tränen am Tag nach dem jüngsten Unglück: „Solche Vorfälle geschehen nicht nur aus einem Grund, sondern aus einer Kombination von Faktoren.“ Der Sender Habertürk TV berichtete, dass die Fluglotsen den Piloten vor den starken Winden gewarnt hätten. Möglicherweise hat aber auch der Zustand der Landebahn eine Rolle gespielt.

Das Unternehmen gehörte zuletzt zu den Hoffnungsträgern in der Branche, auch am Aktienmarkt. Pegasus hatte zwischen 2017 und 2019 seinen Umsatz verdoppelt, auf rund elf Milliarden türkische Lira (1,68 Milliarden Euro). Der operative Gewinn (Ebitda) hatte sich im selben Zeitraum fast verdreifacht, auf zuletzt 3,6 Milliarden Lira (550 Millionen Euro). Auch der Nettogewinn hatte sich fast verdreifacht, von 502 Millionen auf 1,4 Milliarden Lira (210 Millionen Euro).

Reisende hielten Pegasus bisher die Stange

Als Gründe für den Erfolg gaben Analysten nicht nur das Geschäftsmodell an. Pegasus operiert im Billigpreis-Segment und konnte im Zuge einer Wirtschaftskrise in der Türkei seinen Marktanteil kontinuierlich ausbauen. Mit geschätzten 86 Prozent waren die Pegasus-Maschinen im vierten Quartal 2019 stärker ausgelastet als im Vorjahreszeitraum.

Der türkische Lowcost-Konkurrent Atlas Air war zuletzt zeitweise zahlungsunfähig und dürfte zumindest kurzfristig keine Konkurrenz für Pegasus darstellen. Der Erfolg von Pegasus hatte auch mit der teilstaatlichen Fluggesellschaft Turkish Airlines zu tun. Turkish wächst zwar immer weiter, doch vor allem im Segment für Langstrecken sowie mit Transit-Passagieren, die über den neuen „Istanbul Airport“ auf der europäischen Seite der Bosporus-Metropole in die Welt fliegen.

Die Eröffnung des neuen Flughafens im April 2019 hatte Turkish jedoch vor allem auf dem Markt für Inlandsflüge einen Dämpfer verpasst. Flugzeuge mussten umdisponiert werden, außerdem hat der neue Flughafen noch nicht seine volle Kapazität erreicht. Die Ticketpreise für Inlandsflüge waren bei Turkish zuletzt spürbar angestiegen. Hinzu kam eine Terrorserie im Jahr 2016 inklusive eines Anschlags auf den alten Atatürk-Flughafen in Istanbul, bei dem mehr als 50 Menschen starben.

Viele internationale Fluggäste mieden daraufhin die Türkei, und damit Turkish Airlines. Pegasus hatte insofern profitieren können, dass preisbewusste Reisende im In- und Ausland aus Kostengründen dieser Airline weiter die Stange hielten. Obwohl die internationale Airline-Organisation IATA für 2020 mit dem schwächsten Passagierwachstum seit 2006 rechnet, standen die Zeichen bei Pegasus zuletzt weiter auf Wachstum.

Aktie war um mehr als 150 Prozent gestiegen

Einen Tag vor dem jüngsten Pegasus-Unglück erklärten die Luftfahrtexperten von Deniz Invest Research, einer türkischen Analysefirma für Aktieninvestments, sie würden Pegasus-Aktien denen von Turkish Airlines bevorzugen: „Ihr erfolgreiches Ultra-Lowcost-Geschäftsmodell ist in der Lage, größeres Wachstum bei den Passagierzahlen zu generieren und die soliden Margen beizubehalten“, lautete das Urteil.

Pegasus-Aktien seien außerdem vergleichsweise günstig gewesen, erklärt Gaye Yalcin von Deniz Invest. Das Verhältnis von Unternehmenswert zum operativen Gewinn (EV/Ebitda-Ratio) liege für 2020 geschätzt bei 4,2. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) betrage 5,3. Damit seien Pegasus-Aktien rund 16 Prozent günstiger als ihre regionalen Konkurrenten, hatte die Analystin Yalcin ihre Hoffnungen auf einen weiteren Höhenflug der Pegasus-Aktien gestützt.

In den vergangenen zwölf Monaten hatte die Aktie von Pegasus noch um 153 Prozent zugelegt und war damit doppelt so stark unterwegs wie der türkische ISE100-Index. Eine Dividende zahlt das Unternehmen nicht, das war offenbar nicht nötig. Das war vor dem Unfall vom Mittwoch. So ein Unglück ist Gift für derart positive Aktienprognosen. Seit Jahresbeginn verlor die Aktie 13 Prozent an Wert, was Analysten vor allem mit den drei Unfällen innerhalb kurzer Zeit begründen.

Melis Pocar von Oyak Securities fürchtet nun einen Verlust von Marktanteilen. Das liegt auch daran, dass der Bau einer zweiten Landebahn auf dem Unglücksflughafen, der als Hauptdrehkreuz für Pegasus fungiert, sich bis Ende 2020 verzögern wird. Pocar sieht jedoch auch nach dem Unglück noch ein Wachstumspotenzial für Pegasus von 23 Prozent in diesem Jahr, verglichen mit 19 Prozent für andere Airlines unter ihrer Aufsicht.