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Diese unterschätzten Risiken drohen den Kapitalmärkten

Handelsstreit, Brexit, Italien, Frankreich: Die großen Krisenherde spielen auch 2019 eine Rolle. Auswirken können sich aber auch weniger bekannte Marktrisiken.

Die Experten der US-Großbank JP Morgan vergleichen „die Navigation durch den Marktzyklus“ mit „der Steuerung eines Flugzeugs“. Ihre Warnung: „Die gefährlichen Phasen sind Start und Landung.“ Anleger sollten sich nicht verwirren lassen, „während wir durch die Wolken herabgleiten“.

Der wirtschaftliche Zyklus neigt sich dem Ende zu. Und das bringt Risiken mit sich. Erik Nielsen, Chefökonom von Unicredit, hat mit seinen Kollegen zehn Problemfelder identifiziert. Einige davon sind naheliegend. Etwa die Sorge, der Konflikt zwischen den USA und China werde in einen neuen kalten Krieg ausarten oder dass es neue Sanktionen gegen Russland geben könnte.

Aber auch die Sorge wegen des Brexits spielt eine Rolle: Die Unicredit-Experten diskutieren etwa die Möglichkeit, dass sich die Umsetzung noch verschieben könnte, weil es ein zweites Referendum über den Ausstieg Großbritanniens aus der EU gibt.

Die Experten der italienischen Großbanken gehen tief in die Details. Ein möglicher Schock, so die Annahme, könnte von Argentinien ausgehen. Falls Präsident Mauricio Macri die Wirtschaftskrise nicht bewältigt, droht bei der Wahl im kommenden Herbst eine Rückkehr seiner populistischen Vorgängerin Cristina de Kirchner. Und damit rückt eine erneute Staatspleite in Argentinien in Reichweite, fürchten die Experten.

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Interessant und zum Fürchten ist ein Szenario, bei dem Frankreich noch tiefer in die Krise rutscht, so dass die Staatsanleihen des Landes von den Ratingagenturen herabgestuft werden. Das würde Geld in andere Staatspapiere umlenken – etwa in spanische Anleihen – und wohl auch die Rendite für deutsche Bundesanleihen noch tiefer drücken.

Naheliegend, gerade auch für Unicredit, ist die Beschäftigung mit Italien. Die Sorge ist, dass die Wirtschaft des Landes 2019 schrumpfen könnte. Als wahrscheinlich sieht die Bank zwar ein Wachstum von 0,8 Prozent an. Aber wenn das Vertrauen der Geschäftsleute und die Nachfrage sich nicht erholen, könnte die Konjunktur auch den Rückwärtsgang einlegen.

Wenn das Pfund auf Parität zum Dollar fällt

Zwei Risikofaktoren stechen dabei heraus, die beide mit der Verschuldungspolitik der neuen Regierung zusammenhängen. Weil die internationalen Investoren zurückhaltend gegenüber dem Land geworden sind, ist es zum einen für Banken teurer geworden, sich zu refinanzieren. Diese höheren Kosten werden die Institute irgendwann an ihre Kunden weitergeben. Zum anderen könnte es passieren, dass die Verbraucher ihre Zuversicht verlieren und ihre Konsumausgaben verringern.

In eine ähnliche Richtung geht die Befürchtung, das Wachstum in der gesamten Euro-Zone könnte schwächer als erwartet ausfallen. Als direkte Marktrisiken nennt Unicredit einen möglichen Fall des britischen Pfunds bis zur Parität mit dem Dollar und einen Absturz des Ölpreises unter 30 Dollar. Billiges Öl freut zwar viele Unternehmen und Verbraucher, hätte aber problematische Auswirkungen auf die US-Wirtschaft. Und wie gesagt, das sind alles nicht die wahrscheinlichsten Entwicklungen, sondern eher die Horrorszenarien.

Interessant ist auch eine sehr spezielle Konstellation: ein Bärenmarkt sowohl für Aktien als auch für langfristige US-Staatspapiere. Die Aktien würden fallen, weil die Investoren verunsichert sind. Die Bonds würden davon aber nicht profitieren, sondern ebenfalls an Wert verlieren, weil die US-Regierung sehr viel davon auf den Markt wirft. Dollar-Anleger hätten nichts mehr, wohin sie ausweichen können – und im Euro-Raum bringen Anleihen ja ohnehin fast nichts.

Gegenüber so vielen Sorgen wirkt der neueste Monatsbericht der Bundesbank fast schon optimistisch. Die Unsicherheit sei „hoch“, heißt es, aber etwas geringer als noch im Juni. Im Handelsstreit gebe es „Entspannungssignale“. Außerdem findet sich der Satz: „Mit Blick auf die Binnenwirtschaft überwiegen aus heutiger Sicht die Chancen eines höheren Wirtschaftswachstums.“ Also doch keine Bruchlandung in Sicht.