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Diese Frauen machen Karriere bei Helaba, Berenberg, DZ Bank, Aufhäuser

(Bloomberg) -- Im deutschen Bankensektor werden viele Führungspositionen weiter von Männern besetzt. Laut einer DIW-Studie betrug unter den 100 größten Banken im Land der Frauenanteil in Vorständen zuletzt nur 14%. Die Autoren führen dies auch auf “geschlechterstereotype Zuschreibungen und die männerdominierte Führungskultur” der Branche zurück. BayernLB und Helaba etwa haben aktuell keine einzige Frau im Vorstand, auch wenn sich das bei der Helaba bald ändern soll.

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Trotz des schwierigen Umfelds gibt es Frauen und unter diesen auch Mütter, die Karriere bei deutschen Banken machen. Bloomberg hat mit vier von ihnen gesprochen: Laura Janssens, Chefin für das europäische Investmentbanking bei Berenberg, Petra Sandner, Chief Sustainability Officer bei der Helaba, Madeleine Sander, Vorstandsmitglied bei Hauck Aufhäuser Lampe (HAL), und Kira Verena Rempel-Samol, Managing Director bei der DZ Bank. Sie berichten über Erfahrungen und Herausforderungen, und sie erzählen, wie sie Beruf und Familie unter einen Hut bringen.

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Laura Janssens: Berenberg, Chefin Europa-Investmentbanking

Laura Janssens führt heute das europäische Investmentbanking bei Berenberg und ist Mutter von zwei Teenagern. Sie sieht sich als “Überlebende” unter den Frauen im Bankensektor. Denn nach der Geburt ihres zweiten Kindes hätte sie 2011 beinahe die Branche verlassen.

Damals war sie vier Monate nach der Geburt zu ihrem früheren Arbeitgeber zurückgekehrt, um das Research für ein IPO zu leiten. Es gab sehr viel Arbeit und sie fühlte sich wenig unterstützt. Just in dieser Zeit erhielt sie ein Angebot für einen Job bei Berenberg, der zunächst weniger Reisen erforderte. Sie wechselte und arbeitete sich über die Jahre bei der Hamburger Bank nach oben.

Die Fortschritte hin zu mehr Frauen in der Finanzbranche und insbesondere in Führungspositionen sind Janssens zufolge auch heute noch sehr langsam. “Es ist auch nicht verwunderlich, dass es für viele Männer bequemer ist, eine männliche Führungskraft zu wählen. Es gibt eine natürliche Verbindung mit jemandem, der einen an sich selbst erinnert”, meint sie. Sie ist aber zuversichtlich, dass sich der Anteil von Frauen in den kommenden Jahren erhöhen werde, “aber dazu müssen wir über Quoten hinausgehen und einen kulturellen Wandel herbeiführen”.

Bei Berenberg spiegele sich das bereits in der Praxis wider. “Wenn wir Praktikanten und Hochschulabsolventen einstellen, bestehen alle Gesprächsrunden aus einem Mann und einer Frau”, berichtet sie. “Die Panels sind ausgewogen, um sicherzustellen, dass alle fair beurteilt werden.”

Laut Janssens sollten sich Frauen nicht wie Männer verhalten müssen, um erfolgreich zu sein. “Ich rate jüngeren Frauen oft, die Tatsache, häufig Außenseiter zu sein, zu ihrem Vorteil zu nutzen”, sagt sie. Bei Meetings habe sie früher als einzige Frau oft neben dem CEO sitzen oder die erste Frage stellen dürfen. Dagegen sei nichts einzuwenden.

Sie weiß aber auch, dass sie persönlich stets viel Glück mit ihrer häuslichen Situation hatte. Obwohl ihr Mann auch arbeitet, hat er immer seinen Teil der Kinderbetreuung übernommen. Außerdem kann Janssens auf eine Vollzeit-Kinderbetreuung zurückgreifen, was keine Selbstverständlichkeit ist

“Es lässt sich nicht vermeiden, dass eine erfolgreiche Finanzkarriere, wie viele gut bezahlte Jobs, Opfer erfordert”, sagt Janssens. “Ich bin immer für meine Kinder da, wenn sie mich brauchen. Aber es ist eine Illusion zu glauben, dass ich sie jeden Tag zur Schule bringen kann.”

Petra Sandner: Helaba, Chief Sustainability Officer

Petra Sandner ist Chief Sustainability Officer bei der Helaba und Mutter von zwei Kindern im schulpflichtigen Alter. Anders als Laura Janssens hat sie nach beiden Geburten jeweils eine Auszeit von einem Jahr genommen. Beim ersten Kind kehrte sie danach mit 90% in den Job zurück, beim zweiten mit 100%.

Während sie und ihr Mann sich beim ersten Kind noch für eine Kita mit langen Öffnungszeiten entschieden und das Bringen und Abholen selbst übernahmen, war dies beim zweiten Kind keine Option mehr. Die Familie setzte stattdessen auf ein Kindermädchen. “Damals habe ich die Übernahme des Schienenverkehr-Finanzierungsportfolios der DVB Bank durch die Helaba begleitet. Da war es nicht mehr möglich, jeden Tag pünktlich Schluss zu machen”, erinnert sie sich.

Sandner zufolge kann die Vereinbarkeit von Beruf und Familie durchaus gut funktionieren, wenn alle Seiten Flexibilität und Verständnis aufbringen. Das gilt auch für den Arbeitgeber. “Wenn beispielsweise eine Telefonkonferenz einmal aus familiären Gründen nicht stattfinden kann, dann ist das eben so und sollte kein großes Thema sein”, sagt Sandner. Ihrerseits nehme sie manchmal abends an Panel-Veranstaltungen teil, “weil das zum Job dazugehört”.

Grundsätzlich würden die Herausforderungen mit steigendem Alter der Kinder zunehmen. Schule, Hausaufgaben, Sport und sonstige Aktivitäten wollen — neben dem Job — unter einen Hut gebracht werden. Sandner hat das geschafft. Für Zusammenhalt sorgt dabei unter anderem ein festes Ritual in der Familie: Gemeinsames Abendessen. “Dass wir alle an einem Tisch sitzen und jeder erzählt, was er erlebt hat”, sagte Sandner. “Das ist mein Ziel, obwohl es natürlich schon sein kann, dass es nicht jeden Abend klappt.“

Auch Sandner ist der Meinung, dass es Frauen in der Bankenbranche schwieriger haben als Männer. Oft bekämen sie Kinder im Alter zwischen 30 und 40 Jahren — also genau zu dem Zeitpunkt, zu dem viele Männer ihren ersten großen Karrieresprung machen würden. “Mein Rat wäre daher, Kinder eher früher zu bekommen. Dann ist man wieder zurück im Job, wenn die Beförderungen anstehen”, sagt Sandner.

Mit Blick auf Frauen in Führungspositionen ist sie hoffnungsvoll. Es tue sich langsam was. “Je mehr Frauen wir in Führungspositionen haben, desto mehr diversere Strukturen wird das auch nach sich ziehen”, glaubt sie.

Madeleine Sander: Hauck Aufhäuser Lampe, Vorstand

Madeleine Sander ist Teil des Vorstands bei der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe und hat zu Beginn des Jahres ihr erstes Kind bekommen. Ein halbes Jahr war sie danach in Elternzeit. Seit ein paar Tagen ist sie wieder im Unternehmen, nachdem sie sich in den vergangenen Monaten nur bei Personalthemen und Einstellungen aus der Ferne eingeschaltet hatte.

“Jetzt, wo ich wieder in die Bank zurückkehre, wird mein Partner in Elternzeit gehen und sich um unser Kind kümmern. Das wird mir die Zeit geben, mich wieder ganz in den Job einzuarbeiten”, sagt sie. “Für die Zeit danach haben wir eine Tagesmutter engagiert, was uns beiden ermöglichen sollte, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen.”

Planung und Kommunikation sind ihrer Meinung nach wichtige Punkte dabei. So habe sie frühzeitig mit ihrem CEO über ihre potenziellen Familienpläne geredet. Als es dann soweit gewesen sei, habe sie viel Unterstützung erfahren. Ihre Aufgaben hätten andere Miglieder des Vorstands zusätzlich übernommen.

Ihr Ratschlag an werdende Mütter ist auch, “das Betreuungskonzept für das Kind frühzeitig mit dem Partner zu besprechen. Wer kann sich was vorstellen — ohne äußere Zwänge. Das ist das A und O”, sagt sie. “Im zweiten Schritte sollte dann der Gang zum Vorgesetzen erfolgen, um mit ihm oder ihr gemeinsam zu überlegen, wie die Aufgaben im Büro entsprechend organisiert werden können.“

Dass Frauen in der Bankenbranche unterrepräsentiert sind, hat ihrer Meinung nach mehrere Gründe. Einer davon sei, dass Netzwerke von Männern meist aus anderen Männern bestünden, aus denen sie sich einfach bedienen würden.

“Wir dürfen uns mit dem Status-Quo nicht zufrieden geben. Vielmehr bedarf es in den Banken gerade mit Berücksichtigung der Bafin-Anforderungen auf Vorstandslevel einer mittelfristigen Nachfolgeplanung, welche Frauen und Männer in gleichem Maße berücksichtigt”, sagt Sander.

Ganz entscheidend sind aus ihrer Sicht “auch Role Models, welche ganz offen und ehrlich über ihre Erfahrungen und Herausforderungen berichten.”

Kira Verena Rempel-Samol: DZ Bank, Managing Director

Kira Verena Rempel-Samol ist Global Head of Client Management im Rang eines Managing Director bei der DZ Bank und Mutter von zwei kleinen Söhnen.

Neben guter Organisation hält sie für eine erfolgreiche Verbindung von Beruf und Familie vor allem auch eine positive Grundhaltung für wichtig. “Mir war klar, dass ich im Job geschätzt werde, und zugleich wollte ich Kinder. Ich wusste, dass das klappen wird”, sagt sie. Und noch einen Tipp hat sie parat: “Man sollte nicht zu streng mit sich selbst sein, wenn es um Dinge wie den Haushalt geht. Zum Abendessen darf man auch schon mal eine Pizza bestellen.”

Nach beiden Geburten war Rempel-Samol nach acht Wochen in den Beruf zurückgekehrt, das erste Mal in Vollzeit und das zweite Mal in Teilzeit. “Bei beiden Kindern hatten wir massive Unterstützung durch meine Eltern”, sagt sie. “Sie kommen auch jetzt noch einen Tag in der Woche, um sich dann von morgens bis abends um die Betreuung zu kümmern. Das hilft uns sehr bei der Planung und bietet uns Flexibilität.”

Rempel-Samols Mann arbeitet ebenfalls bei einer Bank. Sie selbst ist viel unterwegs und an vier Wochen im Jahr nicht daheim. “An diesen Tagen spreche ich mit meinen Kindern nur am Telefon. Ich schicke aber von Dienstreisen gerne Fotos nach Hause, damit die Jungs sehen, wo ich gerade bin.”

Natürlich gebe es in der Bankenbranche weiter relativ wenig Frauen in Führungspositionen, sagt sie. Das liegt ihren Worten zufolge auch daran, dass es vor zehn Jahren noch keine flächendeckende Kita-Betreuung gab und das Rollenverständnis von Frau und Mann noch ein anderes war. In ihrem Umfeld sehe sie jedoch zunehmend mehr Frauen in Führungspositionen. Das Ungleichgewicht löse sich langsam auf. Ob sich jemals eine Parität einstellen wird? Rempel-Samol meint, sie könne das nicht beurteilen.

Fest steht ihren Worten zufolge aber, dann man beim Zusammenbringen von Karriere und Familie auch Abstriche für sich selbst hinnehmen muss. So bleibt beispielsweise nur wenig Zeit für Dinge wie Sport. “Doch das ist für mich völlig okay”, sagt sie “Dafür habe ich einen Job, der mir Spaß macht, und eine tolle Familie – mehr wünsche ich mir nicht.“

--Mit Hilfe von Chris Miller.

(Neu: Zusammensetzung von Auswahl-Panels im 4. Absatz zu Janssens)

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