Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • Nikkei 225

    38.202,37
    -632,73 (-1,63%)
     
  • Dow Jones 30

    39.056,39
    +172,13 (+0,44%)
     
  • Bitcoin EUR

    57.304,22
    -1.320,80 (-2,25%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.307,04
    +12,37 (+0,96%)
     
  • Nasdaq Compositive

    16.302,76
    -29,80 (-0,18%)
     
  • S&P 500

    5.187,67
    -0,03 (-0,00%)
     

Das sind Deutschlands beste Kliniken und Gesundheitszentren

Faxgeräte sind in den meisten Unternehmen ein Relikt aus alter Zeit. In Kliniken zählen sie oft noch zum Inventar. „Das muss sich dringend ändern“, meint Franzel Simon. Er führt die deutschen Geschäfte von Deutschlands größtem privaten Klinikkonzern Helios. Während Künstliche Intelligenz ganze Wirtschaftszweige auf den Kopf stellt, geht es in vielen Krankenhäusern noch darum, Daten überhaupt digital zugänglich zu machen.

Wie es künftig gehen könnte, zeigt ein Pilotprojekt in München: Dort haben niedergelassene Ärzte eine Plattform zum Datenaustausch aufgebaut – auch die Helios-Klinik im Stadtteil Pasing ist integriert. Ärzte können Befunde austauschen und sehen, welche Medikamente der Patient einnimmt – sofern dieser zugestimmt hat. Er legt fest, welcher Arzt welche Informationen erhält.

Auch in anderen Häusern vernetzt Helios die Patienten, Kliniken und einweisenden Ärzte mit einem eigenen Onlineportal. „Bis Mitte 2020 wollen wir unser Patientenportal in allen 86 Kliniken einführen“, sagt Simon – eng abgestimmt auf die Vorgaben der Behörden. Zwei Prozent des Umsatzes fließen in Digitalisierungsprojekte, sagt der Geschäftsführer.

Es ist nur eine der Initiativen, mit denen Helios die Versorgungsqualität heben will – offenbar mit Erfolg. In einer Befragung des Instituts Servicevalue haben Patienten Helios in der Kategorie „Private Klinikgruppen“ am häufigsten als besten Dienstleister genannt.

WERBUNG

Dabei tun sich deutsche Krankenhäuser immer schwerer, eine gute medizinische Versorgung zu sichern. „Der enorme wirtschaftliche Druck auf Kliniken ist zuletzt weiter gestiegen“, sagt Thomas Bublitz, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Deutscher Privatkliniken (BDPK).

„Um im Wettbewerb zu bestehen, haben die Krankenhäuser den Dienstleistungsgedanken immer weiter entwickelt und schauen sehr auf die Belange der Patienten“, sagt Bernd Metzinger, Personaldezernent bei der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG). Kliniken, die ihre Versorgungsqualität verbessern und sich zukunftssicher aufstellen wollen, müssen dafür an etlichen Stellschrauben drehen.

Die gesamte Branche ächzt: Nachdem etwa der Gewinn der Fresenius-Tochter Helios jahrelang wuchs, brach er 2018 um sechs Prozent ein. Auch im ersten Quartal dieses Jahres bremste die Entwicklung bei der Kliniktochter Fresenius aus, die stationären Behandlungsfälle gingen leicht zurück. Doch standen unter dem Strich noch immer deutlich schwarze Zahlen, während andere Kliniken Insolvenz anmelden mussten.

Nötige Investitionen

Im Spagat zwischen Patientenwohl und Gewinnstreben kämpfen die Häuser in einer Gemengelage aus Ärztemangel, Pflegenotstand, einem anhaltenden Investitionsstau und stets neuen Vorgaben der Politik. Bei der Digitalisierung hinken deutsche Krankenhäuser nach Einschätzung des jüngsten Krankenhausreports der AOK gegenüber dem Ausland weit zurück – vor allem kleine Einrichtungen.

BDPK-Geschäftsführer Bublitz sieht seit kurzer Zeit sogar erstmals seit langer Zeit einen leichten Rückgang der Patientenzahlen – trotz einer alternden Gesellschaft.

Auch in schweren Zeiten können Krankenhäuser allerdings vieles aus eigener Kraft stemmen. „Am wichtigsten ist und bleibt es, die medizinische Qualität im eigenen Haus ständig zu verbessern“, sagt Bublitz. „Das gelingt, indem man sie konsequent weit über die gesetzlichen Anforderungen hinaus misst, die Ergebnisse mit anderen Kliniken vergleicht und die Verfahren im eigenen Haus anpasst.“ Auch die Helios-Gruppe arbeitet daran, die Standards in den Fachabteilungen ständig zu verbessern.

Zweimal im Jahr treffen sich etwa die Chefärzte einer Fachrichtung der verschiedenen Kliniken, um über Innovationen zu diskutieren oder neue Konzepte auszuarbeiten, die zum Beispiel bei bestimmten Eingriffen die Verweildauer im Krankenhaus verkürzen. „Das ist oft zum einen medizinisch sinnvoll“, sagt Simon. Zum anderen begegne man so den Forderungen der Patienten. „Denn sie nehmen nicht mehr hin, nach einer Operation lange im Krankenhaus zu bleiben“, sagt er.

Thema Nummer eins ist bei Helios aktuell allerdings das Personal. „Das liegt vor allem an den Vorgaben aus der Politik“, sagt Simon. Künftig müssen etwa alle Klinken sicherstellen, dass sie bei der Zahl ihrer Pflegekräfte nicht unter die vom Gesetzgeber festgelegte Untergrenze rutschten.

Allerorts klagen Betriebsräte und Gewerkschaften, die Belegschaft sei überlastet. Helios hat im März eine breit angelegte Kampagne gestartet. 1 000 Pflegekräfte will der Konzern in diesem Jahr gewinnen. Simon ist überzeugt: „Gelingt uns das, und wir sind hier sehr zuversichtlich, dann sind wir gut aufgestellt.“

Um den Kraftakt auf dem fast leergefegten Markt zu stemmen, wirbt Helios auch im Ausland um Fachkräfte – und versucht, Mitarbeiter langfristig zu halten. „Gerade denken wir auch darüber nach, wie wir unseren Mitarbeitern in Ballungsräumen wie München dabei helfen können, besser bezahlbare Wohnungen zu finden“, sagt Simon. Helios legt Wert auf Ausbildung von Pflegepersonal. Heute existieren 49 Bildungszentren, der Konzern will hier nachlegen.

Trend zur Spezialisierung

Eine weitere Vorgabe aus Berlin treibt die Fresenius-Tochter um: Für einige Eingriffe gelten Mindestzahlen, um die medizinische Qualität zu verbessern. Helios will daher etwa regionale Tumor-Zentren bilden, so Simon. Die Kasse AOK unterstützt den Ansatz: „Etliche Studien zeigen einen direkten Zusammenhang zwischen der Zahl der Fälle, die ein Krankenhaus behandelt, und der Qualität des Eingriffs“, sagt Jürgen Klauber, Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der AOK.

Er fordert von Krankenhäusern eine stärkere Spezialisierung – im Zweifel zulasten kleinerer Einrichtungen mit geringen Fallzahlen: „Unsere Datenanalysen und auch Befragungen zeigen, dass Patienten bei planbaren Eingriffen auch bereit sind, für gute Qualität längere Wege in Kauf zu nehmen.“

Das zeigt sich etwa an der Berliner Charité. „Etliche Patienten reisen extra aus dem Ausland an“, sagt DKG-Mann Metzinger. Der Grund: Die Charité habe auch Expertise in hochspezialisierten Bereichen, wo Therapien schwierig seien. Das haben Patienten auch im Servicevalue-Ranking gewürdigt: Das Krankenhaus schnitt unter allen untersuchten Universitätskliniken mit großem Abstand am besten ab und wird auch in anderen Untersuchungen regelmäßig ausgezeichnet.

Die Schließung von Abteilungen oder gar Kliniken sorgt oft aber auch für Unmut – gerade auf dem Land. Simon räumt ein: „Auf dem Land müssen wir für einige kleinere Kliniken Lösungen finden, um sie zukunftssicher aufzustellen.“ Ein Weg sei es, die medizinische Versorgung mit den Praxen vor Ort enger zu verzahnen.