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Deutsche Wirtschaft erreicht die Talsohle: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Alexander Weber über ein Lichtlein im trüben Herbst. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages täglich direkt in ihre Mailbox.

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Verminderte Fallgeschwindigkeit

Zur Abwechslung gab es heute eine positive Überraschung aus der gebeutelten deutschen Wirtschaft. Laut der monatlichen Konjunkturumfrage von S&P Global hat sich der konjunkturelle Abschwung im November verlangsamt, weil die Nachfrage sowohl in der Industrie als auch im Dienstleistungssektor weniger stark zurückgegangen ist als noch im Oktober. Dies deutet zwar immer noch auf eine Rezession in der zweiten Jahreshälfte hin, aber die Daten lassen die Hoffnung aufkeimen, dass es bald wieder etwas bergauf gehen könnte.

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Auf europäischer Ebene zeichnet sich ein Schrumpfen der Wirtschaft dagegen immer deutlicher ab. In Frankreich ging es in diesem Monat stetig bergab, und für die Eurozone insgesamt blieb der PMI-Index deutlich unter der 50er-Marke, ab der man mit Wirtschaftswachstum rechnen darf. Die gute Nachricht ist jedoch, dass der Abschwung zumindest nicht an Fahrt gewinnt.

Für die Europäische Zentralbank ergibt sich ein ungemütliches Bild. Denn trotz der schwächelnden Wirtschaft bleibt der Preisdruck hoch. Mitverantwortlich dafür sind steigende Löhne — also genau der Faktor, den die Währungshüter derzeit gerne als Risikofaktor ins Feld führen. Bloomberg-Ökonom David Powell kommt zu dem Schluss, dass die Zinsen nicht vor Mitte nächsten Jahres sinken werden — obwohl die Wirtschaft schwächer zu sein scheint als zuletzt von der EZB prognostiziert.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Boris Groendahl, Verena Sepp und Stephan Kahl: Vom Leben bestraft, Zinsschock, Benko-Risiko, China-Schub, und Milliardärs-Thanksgiving.

Vom Leben bestraft

Zwei Drittel der Deutschen sind der Ansicht, dass Bundeskanzler Scholz seinen Aufgaben im Amt nicht gewachsen ist. Für Vizekanzler und Finanzminister sieht es kaum besser aus. Kein Wunder, dass die Ampelkoalition in fast pausenlosen Gesprächen versucht, die durch das Karlsruher Schockurteil ausgelöste Haushaltskrise zu lösen. Erwogen wird eine rückwirkende Überarbeitung des diesjährigen Haushalts samt erneuter Aussetzung der Schuldenbremse. Alternativ könnte — bei Zustimmung der Union — ein Teil der vielen Schattenhaushalte im Grundgesetz verankert werden, analog zum Bundeswehr-Sondervermögen. Dieses ist doch nicht völlig von den Haushaltsturbulenzen entkoppelt, noch verfügbare Verpflichtungsermächtigungen im Wirtschaftsplan 2023 wurden wegen ihrer mehrjährigen Wechselwirkung mit dem regulären Verteidigungsetat gesperrt. Parteien, die bei der Bewältigung nationaler Herausforderungen versagen, werden abgestraft. In den Niederlanden konnte die Freiheitspartei bei den gestrigen Wahlen ihre Sitze im Parlament verdoppeln. Ihr Rechtsaußen-Chef Geert Wilders beansprucht die Regierungsbildung.

Zinsschock

Im saisonüblichen Reigen der Finanzstabilitätsberichte sind heute Frankfurt und Wien an der Reihe. Sowohl bei der Bundesbank als auch bei der Oesterreichischen Nationalbank geht es auch um die Immobilienkrise. Bei privaten Wohnimmobilien sehen die Bundesbanker um Vizepräsidentin Claudia Buch — ab Januar Chefin der EZB-Aufsicht — die Risiken als begrenzt an. Die Schuldentragfähigkeit der Haushalte ist intakt und 40% der Kredite haben eine Zinsbindung von zehn Jahren oder mehr und stehen erst in rund 5 Jahren zur Refinanzierung an. Anders die Lage bei Gewerbeimmobilien, wo die Zinsbindung wesentlich kürzer ist und deshalb die Belastung rascher steigen wird. In Österreich warnt die Nationalbank zudem vor einem vergleichsweise großen Exposure: 13% der Bilanzsumme stecken demnach in Krediten für Gewerbeimmobilien, im EU-Schnitt sind es nur 7%. Die OeNB mahnt deshalb “adäquate Risikobevorsorgung” und “vorsichtige” Bewertungen an. Ein Spezialthema der Bundesbank bleiben die Schneisen, die die Zinswende in die Bilanzen der Sparkassen geschlagen hat. Hier wird versucht, mit Zinsswaps und Umbuchungen gegenzuarbeiten, was naürlich auch nicht gratis ist.

Benko-Risiko

À propos Gewerbeimmobilien. Für die deutschen Landesbanken waren René Benko und seine Signa über lange Zeit gern gesehene Geschäftspartner. Schließlich hatte der österreichische Unternehmer über zwei Jahrzehnte ein beachtliches Immobilienimperium aufgebaut und prominente Investoren wie den Baumagnaten Hans-Peter Haselsteiner und den Reederei-Milliardär Klaus-Michael Kühne von sich überzeugt. Vor diesem Hintergrund boten sich die Landesbanken wohl gerne als Finanzierer an. So beläuft sich beispielsweise bei der Helaba das Signa-Engagement auf einen mittleren und bei der NordLB auf einen geringen dreistelligen Millionenbetrag, berichten Kreise. Auch LBBW und BayernLB werden genannt. Nun bröselt das Benko-Reich allerdings. Fest steht: Im ersten Halbjahr hatten die vier großen Landesbanken rund 400 Millionen Euro an Risikovorsorge für ihr Immobiliengeschäft gebildet. Was das mit Signa zu tun hatte? Noch ungewiss. Signa musste inzwischen bei einer weiteren Baustelle die Arbeit einstellen und hat sich laut Handelsblatt an den Sanierungs-Finanzier Attestor gewendet — der ist bekannt für Geldspritzen an scheinbar aussichtslose Fälle, lässt sich diese aber in der Regel fürstlich entlohnen.

China-Schub

China könnte Banken erstmals erlauben, bestimmten Bauträgern unbesicherte kurzfristige Kredite zu gewähren. Dies wäre ein wichtiger Schritt zur Entschärfung der Immobilienkrise, die das Wachstum weiterhin bremst. Banken dürften Kreisen zufolge dann Betriebsmittelkredite an bestimmte Bauträger ausgeben, die nicht wie andere Kredite mit Grundstücken oder Vermögenswerten besichert werden müssten, was Kapital freisetzen könnte. Sollte es umgesetzt werden, wäre dies Chinas bisher energischster Versuch, die 446 Milliarden Dollar schwere Finanzierungslücke zu schließen, die zur Stabilisierung des Sektors erforderlich ist. Aktien der in Schwierigkeiten geratenen Country Garden Holdings schossen um 24% nach oben, asiatische Aktien legten im Zuge von Kursgewinnen bei chinesischen Bauunternehmen zu und drehten ins Plus. Kupfer und andere Industriemetalle profitierten ebenfalls. Währenddessen will die Weltgesundheitsorganisation nähere Informationen zu einer “nicht diagnostizierten Lungenentzündung bei Kindern in Nordchina”, die medizinische Zentren an ihre Belastungsgrenzen gebracht hat. Es ist der erste Winter in China nach der Lockerung der strengen Pandemie-Lockdowns.

Milliardärs-Thanksgiving

Nach seinem Tod soll sein Vermögen “ein offenes Buch” sein. Das schrieb Warren Buffett in einem Thanksgiving-Brief an seine Aktionäre. Der 93-jährige Chef der Investmentholding Berkshire Hathaway plant seit langem, mit seinem Ableben mehr als 99% seines Vermögens — satte 120,8 Milliarden Dollar — zu spenden. Er wolle dabei “keine ‘phantasievollen’ Trusts oder ausländische Unternehmen, die sich der öffentlichen Kontrolle entziehen, sondern ein einfaches Testament, das im Douglas County Courthouse eingesehen werden kann”. Buffetts drei Kinder seien die Testamentsvollstrecker und Treuhänder eines wohltätigen Trusts. Noch ist Buffett aber nicht aus der Investment-Welt verschieden. Zuletzt investierte Berkshire insbesondere im japanischen Markt, die Holding ist einer der größten ausländischen Emittenten von Yen-Schuldtiteln. “Ich fühle mich gut, bin mir aber durchaus bewusst, dass ich in der Verlängerung spiele”, so Buffett in seiner Aktionärs-Post.

Was sonst noch passiert ist:

  • Immo-Flaute

  • Verzögerte Feuerpause

  • Russische Spucke

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